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Umwelt

Wasserumwälzung in Seen nimmt ab

Bedingt durch den Klimawandel werden Kärntens Seen immer wärmer. Die Wassertemperatur des Wörthersees stieg in den vergangenen 80 Jahren um rund zwei Grad. Die höheren Temperaturen haben auch Einfluss auf die natürliche Zirkulation der Seen. Mit aufwendigen Messungen stellen Seenforscher mögliche Veränderungen fest.

Auch stehende Gewässer sind in Bewegung. Kärntens Seen haben eine natürliche Zirkulation. In der Regel zwei Mal jährlich, im Herbst und im Frühjahr, findet eine Durchmischung des Wassers statt, sagt Georg Santer von der Umweltabteilung des Landes: „Das ist ein besonders wichtiger Vorgang, weil im Zuge der Durchmischung die Nährstoffe, die im Laufe des Sommers nach unten absinken, wieder nach oben transportiert werden.“

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Wind sorgt für Wasserdurchmischung

Der Sauerstoff, der während des Sommers in den Tiefen stark abnehmen kann, kommt von den oberflächlichen Gewässern wieder hinunter. „Das ist wie eine Art Waschmaschine“, so Santer.

Damit die Zirkulation in Gang kommt, braucht es Wind und eine möglichst einheitliche Wassertemperatur, erklärt Santner: „Zwischen vier und sechs Grad ist die Dichte im gesamten Wasserkörper gleich. Dann kann der Wind dafür sorgen, dass das Wasser zirkuliert und sich also wieder durchmischt.“

Diagramm zeigt Entwicklung der Wassertemperatur des Wörthersees über die Jahre hinweg
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Diese Grafik zeigt die durchschnittliche Temperaturentwicklung im August im Laufe der Jahrzehnte

Unterschiedliche Wasserdichte beeinflusst Zirkulation

Ob sich das Wasser im Wörther See weiterhin regelmäßig durchmischt, hängt sehr unmittelbar mit der Wassertemperatur zusammen. Wärmeres Wasser hat eine andere Dichte, sagt Seenforscherin Roswitha Fresner. Das wiederum beeinflusse die Zirkulation: „Das wärmere Wasser ist leichter und befindet sich an der Oberfläche, wo es eine Schicht bildet. Unterhalb befindet sich das kalte Tiefenwasser. Das verhindert den Austausch.“

Roswitha Fresner vom Kärntner Seenforschungsinstitut
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Roswitha Fresner

Meromiktischer und Seentyp

Während sich zum Beispiel der Ossiacher See komplett durchmischt, obwohl er sehr tief ist, bleibt im Wörther See die unterste Wasserschicht konstant. Dort erreicht die Zirkulation nie den Grund.

Fresner: „Das nennt man Monimolimnion. Da kommt kein Eintrag von oben nach unten. Dieser Wasserkörper ist also immer sauerstofffrei. In diesem sauerstofffreien Wasserkörper reichern sich die Nährstoffe an. Während der produktiven Phase im Sommer, wenn sich die Algen entwickeln, vermehren sie sich. Dann sterben sie ab und sedimentieren. Während des Absinkens werden sie unten von Bakterien in ihre Bestandteile zersetzt. Das, was dann unten, in der Tiefe, ankommt, reichert sich an. Der Phosphor bleibt also in dem Wasserkörper gelöst vorhanden. Das ist der meromiktische Seentyp.“

Der Ossiacher See ist hingegen ein holomiktischer See: „Die Zirkulation geht von der Oberfläche bis zum Grund. Tiefenwasser kommt nach oben und Oberflächenwasser nach unten. Es bringt den Luftsauerstoff mit hinunter in die Tiefe.“

Wasserumwälzung in Seen nimmt ab

Bedingt durch den Klimawandel werden auch Kärntens Seen immer wärmer. In den vergangenen 80 Jahren stieg die Wassertemperatur des Wörthersees um rund zwei Grad. Das wirkt sich auch auf die natürliche Zirkulation in den Seen, die Pflanzen und Tierwelt aus.

Wörther See im Sommer und Winter deutlich wärmer

Genaue Daten liefern Temperaturschreiber, die die Seenforscher im Wörther See an einem Stahlseil befestigt bis eine Tiefe von mehr als 70 Meter auslegten. Wenig überraschend zeigte sich bei einer aktuellen Überprüfung, dass der See vor allem in den Sommer- und Wintermonaten deutlich wärmer wurde.

Man müsste sich hingegen einen kalten Herbst und Frühling wünschen, so die Expertin. Das aktuelle Problem liege darin, dass der Herbst zwar lange schön bleibe, aber dann werde es rasch kalt: „Der See hat wenig Zeit zu zirkulieren. Wenn es dann zu kalt ist habe ich wieder eine Schichtung, weil dann habe ich zwei Grad kaltes Wasser oben liegen. Wenn sich Eis bildet, kann das Wasser auch nicht zirkulieren.

Im Frühling, wenn es zu rasch warm wird und es oft binnen kurzer Zeit um die zehn Grad mehr gibt, wirke sich das ebenfalls auf die Oberflächentemperatur aus: „Der See hat wieder nicht genügend Zeit, um zu zirkulieren. Die Folge davon ist Sauerstoffschwund in der Tiefe bzw. im Wasserkörper.“ Damit könnte sich das Zirkulationsverhalten künftig deutlich ändern. Roswitha Fresner: „Der See könnte eventuell so reagieren, dass er statt zwei Mal nur noch ein Mal mischt. Das hat schon einen wichtigen Einfluss, weil die Zirkulation für die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers sehr wichtig ist.“ Zu wenig Sauerstoff hätte wiederum weitreichende Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt im See.