Getreide auf einem Feld
ORF/Petra Haas
ORF/Petra Haas
Umwelt

Umdenken in der Landwirtschaft gefordert

Die Umweltanwaltschaften aller neun Bundesländer fordern vom Landwirtschaftsministerium und der EU-Kommission angesichts der Klimakrise und des Artensterbens eine umwelt- und sozialverträglicheren Landwirtschaft. Dem pflichtet auch der Kärntner Naturschutzbeirat bei.

Die Neuausrichtung der Landwirtschaft in der EU könnte einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise leisten. Davon sind Österreichs Umweltanwaltschaften überzeugt. Entsprechend groß sind die Wünsche an die gemeinsame EU-Agrarpolitik – kurz GAP – und das damit zusammenhängende Förderszenario, das als Lenkungsinstrument dienen könnte.

Intensive Bewirtschaftung setzt Beständen zu

Thomas Schneditz ist Biologe und Mitglied im Kärntner Naturschutzbeirat. Er nennt das Artensterben auch hierzulande epochal: „Es nivelliert sich hier, wie weltweit, die Artenzusammensetzung. Die besonderen, seltenen Vögel nehmen ab. Insbesondere die Wiesen- und Feldvögel haben massiv gelitten. In Kärnten ist das Rebhuhn weg; Wachteln und Feldlerchen ganz mager vertreten, der Kiebitz ist verschwunden.“

In den letzten Jahren seien auch die Braunkehlchenbestände zusammengebrochen und das Schwarzkehlchen leide: "Das sind Vogelarten, die früher auf Hutweiden in Bereichen lebten, die nicht intensiv bewirtschaftet wurden. „In einem Maisacker lebt halt nicht sehr viel“, so der Experte.

Lebensräume verschwinden zunehmend

Die intensive Bewirtschaftung der Böden habe zugenommen, im selben Atemzug habe die Landschaft an Struktur und Artenvielfalt verloren. Lebensräume wie Hecken, Feldgehölze und Obstbaumbestände seien verschwunden. Hinzu komme der Einsatz von Pestiziden.

Wie sich 2017 in einer Studie gezeigt habe, hätten die Förderungen im Rahmen von ÖPUL – dem österreichischen Projekt für eine umweltgerechte Landwirtschaft – das Artensterben trotz großer Bemühungen nicht aufhalten können. Laut Schneditz brauche es in Zukunft einen Mehraufwand auf den ÖPUL-Flächen: „Dass man diese Wiesen nicht auf einmal mäht, sondern dass man auch einen Randstreifen belässt, damit zumindest der Teil der Lebewesen, der nicht zu Schaden kommt, für eine Zeit auf eine benachbarte Fläche abwandern kann.“

Anwaltschaften sehen Wandel gefährdet

Auch vier Mahden im Jahr seien für die Biodiversität zuviel, so Schneditz. Manchmal machten aber auch kleine Umstellungen den Unterschied – wie jene, Wiesen von innen nach außen zu mähen, damit Kleintiere flüchten können und nicht eingekesselt werden. Auch der Zeitpunkt und die Art des Mähers spiele für das Überleben von Kleinstlebewesen eine Rolle.

Bis Jahresende muss Österreich seinen nationalen GAP-Strategieplan vorlegen. Derzeit, so die Umweltanwaltschaften, sehe es aber nicht danach aus, dass der angestrebte Wandel gelingen könne. Knapp 31 Prozent des gesamten EU-Haushaltes gehen in den landwirtschaftlichen Bereich, von den insgesamt 378 Milliarden Euro soll Österreich bis 2027 rund 8,8 Milliarden Euro erhalten.