Kleidung einzukaufen, Haare zu schneiden oder im Fitnessstudio zu trainieren, ist ab Montag mit 2-G-Regel wieder möglich. Die Gastronomie bleibt aber länger zu, als es der Bund vorgibt. Die Gründe dafür seien, dass die 7-Tage-Inzidenz in Kärnten (576) die zweithöchste in Österreich sei und Kärnten bei der Durchimpfung bundesweit an siebter Stelle liegt. Mit der Öffnung am Freitag geht Kärnten den gleichen Weg wie die Bundesländer Steiermark (424), Niederösterreich (369)und Salzburg (517). In Wien (288) öffnet die Gastronomie erst am 20. Dezember. Oberösterreich (480) bleibt bis zum 17. Dezember im Lockdown, mit 18. Dezember wird dann alles auf einmal aufgesperrt. Alles geöffnet wird ab Montag in den drei Länder Burgenland (330), Tirol (537) und Vorarlberg (808).
Lockdown endet am 12. Dezember
Am 12. Dezember endet der Lockdown für Geimpfte und Genesene. In Kärnten öffnen mit kommendem Montag alle Bereiche im Handel sowie in der Event- und Freizeitbranche mit der 2-G-Regel. Gastrobetriebe sperren erst am Freitag, dem 17. Dezember auf. Die Zahl der CoV-Patienten in den Spitälern ist auf 297 gesunken.
LH Kaiser: Öffnung „entzerren“
Gemeinsam mit Experten sei man zu dem Ergebnis gekommen, die Öffnungsschritte zu „entzerren“, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bei einer online übertragenen Pressekonferenz. Die aktuellen Zahlen bieten keinen Grund für eine „große Öffnungseuphorie“, formulierte es Kaiser.
An oberster Stelle würde der Schutz der Menschen stehen, dem habe man den wirtschaftlichen Aufschwung untergeordnet. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, es war abzuwägen zwischen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risiken und Folgen. Wissend, dass das nicht überall auf Zustimmung stoßen wird.“
Wie Landesrat Martin Gruber (ÖVP) sagte, sei es sein Zugang gewesen, Gastronomie und Hotellerie gleichzeitig mit Handel und körpernahen Dienstleistern aufzusperren: „Aber die Statements der Experten haben ein solches gleichzeitiges Aufsperren nicht gestützt.“
Täglich sterben jüngere Menschen
Die Experten richteten sich auch gleich mit flammenden Appellen an die Öffentlichkeit: „Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen wird kleiner. Aber warum? Weil die Menschen dort sterben“, sagte Intensivkoordinator Rudolf Likar, „es sterben täglich Menschen, aber es sterben nicht die Alten, sondern die Jüngeren, die Familien haben“.
Die stufenweise Öffnung soll es ermöglichen, dass es zu einer weiteren Entlastung im Krankenhausbereich kommt. Likar rief zum wiederholten Mal dazu auf, sich impfen zu lassen und untermauerte das mit Zahlen: „Wenn 100 Ungeimpfte sich mit dem Coronavirus infizieren, kommt einer von ihnen auf die Intensivstation. Bei Geimpften ist es einer von 400. Die Impfung schützt auch vor der Intensivstation.“
Meinungen zum Lockdown-Ende
„Kärnten heute“ hört sich innerhalb der Bevölkerung zur Meinung zum bevorstehenden Lockdown-Ende um. Die Reaktionen auf die schrittweise Öffnung sind gespalten. Proteste kommen von Gastronomie und Hotellerie.
Klinikum: Vorsicht ist vernünftig
Primarius Jörg Weber vom Klinikum Klagenfurt sagte, man habe mit den vorsichtigen Öffnungen „sehr vernünftige Entscheidungen“ getroffen. Die Leute müssten verinnerlichen: „Der Gegner sind nicht die Entscheidungen der Behörden, sondern das Virus.“ Sich impfen zu lassen, sei ein Zeichen der Solidarität, die Impfung sei sicher und sehr effizient: „Es macht keinen Sinn, wissenschaftliche Fakten in Frage zu stellen, das hilft nicht uns, sondern der Weiterverbreitung des Virus.“
Und: „Die Lage ist derzeit nicht entspannt, wird haben durch den Lockdown eine Atempause.“ Das sprach auch Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) an. Kärnten hinke beim Infektionsgeschehen dem Rest Österreichs etwa eine Woche hinterher. Sie warnte aber auch vor einer nächsten Welle „im Jänner oder Februar“ durch die hochansteckende Omikron-Variante.
WK: Schlag ins Gesicht für Tourismus
Josef Petritsch, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer (WK), beurteilte die aktuelle Entwicklung in einer Aussendung als „Schlag ins Gesicht für Kärntens Tourismus“: „Anstatt den Lockdown mit einem sanften Start an einem Montagmorgen zu beenden, werden Gastronomen und Hoteliers noch länger hingehalten.“
Man habe grundsätzlich Verständnis für Covid-Maßnahmen, könne aber das zögerliche Verhalten der Landespolitik nicht verstehen. Die verspätete Bekanntgabe des verlängerten Lockdowns stehe „sinnbildlich für die gesamte bisherige Pandemiebekämpfung in Kärnten“.
Kritik auch von Opposition
Die verlängerte Sperre für Gastronomie und Hotellerie sei nicht nachvollziehbar, sagte FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer: „Einmal mehr ist ÖVP in der Landesregierung umgefallen.“ Vorarlberg mit einer deutlich höheren Ansteckungsquote je 100.000 Einwohner und Tirol mit einer fast gleichen Inzidenz „öffnen sehr wohl“, sagte Angerer.
Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte, es gebe „keine sachliche Rechtfertigung“ für die spätere Öffnung von Branchen wie der Gastro. Gerade Gastronomie und Beherbergungsbetriebe würden unter dem aktuellen Lockdown leiden, verbunden mit Millionenverlusten, sagte Köfer: „Leider muss man sagen, dass durch die neuen Maßnahmen in Kärnten diese Bereiche nahezu zerstört werden.“