Alte Fotografie Windisch Bleiberg
ORF/Peter Matha
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Leute

Entdeckungen des Ferlacher Chronisten

Rainer Adamik hat sich ganz der Geschichte der Stadt Ferlach verschrieben. Er stöbert in Archiven und der freien Natur, sucht nach Informationen und sammelt sie in Publikationen. Auch den Bergbau in Windisch Bleiberg erforschte er, darüber war sehr wenig bekannt. Manche Dokumente waren jahrzehntelang unter Verschluss.

1968 kam der Klagenfurter als Lehrer an die HTL in Ferlach und blieb. Vielleicht hat man als Zugereister einen besseren Blick für das Besondere? „Ich habe zwei Burgen ausgraben dürfen, zusammen natürlich mit dem Denkmalamt. Ich habe einen alten Brennofen gefunden, mit dem man Eisenerz geschmolzen.“

Ein gutes Dutzend Publikationen gibt es von Rainer Adamik. Es sei ihm nicht gleich klar gewesen, dass Geschichte sein Hobby werden würde. „In der Schulzeit hat mich Geschichte nicht interessiert, jedem Professor habe ich gesagt, ich merke mir keine geschichtlichen Zahlen, das lehne ich als Mathematiker ab. Und dann wurde ich älter und Geografie war für mich nicht mehr so interessant, sondern Geschichte.“

Hinweistafel auf Bergbau in Windisch Bleiberg
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Schautafel auf Betreiben von Rainer Adamik

Ohne Kurrentschrift geht nichts

Über den geplanten Eisenbahntunnel von Unterloibl nach Trzic in Slowenien recherchierte er, aber besonders am Herzen liegen ihm die 120 Marterln in der Gemeinde. Man braucht für die Recherche ein bisschen Glück, Hartnäckigkeit, Gespür, aber auch Fertigkeiten: „Das Einlesen erfordert grundsätzlich die Kenntnis der Kurrentschrift. Und dann das Finden, wie finde ich frühere Ereignisse und wo finde ich was. Es gibt das Staatsarchiv, das Museum und das Landesarchiv, das in Kärnten beispielgebend ist was den Inhalt und Freundlichkeit anlangt.“

Alte Mitarbeiterliste der BBU von Windisch Bleiberg
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Personalliste der BBU in Windisch Bleiberg

Außerdem ein bisschen Geld, wenn es zum Beispiel um Informationstafeln geht, die auf Besonderheiten hinweisen sollen. Da ist der Bürgermeister gefragt: „Wenn ich zu ihm komme und ihm sage, ich hätte eine Idee, aber das kostet etwas ist immer seine Frage, wieviel. Seine Antwort ist immer die gleiche: mach.“

Experte für versteckte Hakenkreuze

Mehrmals war Adamik schon als Experte im Fernsehen, einmal zum Thema Hakenkreuze. Sie wurden von Nazis, als sie vor dem Krieg verboten waren, illegal an markanten Punkten angebracht. Manche kann man heute noch sehen. Außerdem gibt es Waffenverstecke der Briten, die sie für den Fall angelegt hatten, dass Partisanen oder fremde Soldaten in der Zeit des kalten Krieges nach Österreich kommen. Waffen, versteckt in einem Stollen in Windisch Bleiberg: „Dort gibt es noch einen Stolleneingang, alle anderen sind verlegt. Ich habe mich gewundert, warum. Dann habe ich erfahren, dass die Bleiberger Bergwerks Union (BBU) die Gruben aus Sicherheitsgründen alle zugeschüttet hat. Da tauchte dann ein Bunker auf und ich dachte mir, da muss doch etwas zu finden sein.“

Rainer Adamik
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Rainer Adamik

Kirche ist Schutzpatron der Bergleute geweiht

1257 gibt es eine erste Erwähnung, dass das Kloster Viktring so genannte Neubrüche in Windisch Bleiberg genehmigt hatte: „Ob es schon früher war, das ist anzunehmen. Es gibt dort nämlich eine Besonderheit: Die Kirche ist dem heiligen Erhard geweiht. Da waren Bergleute, die auf Wanderschaft dort gelandet sind und sagten, wir brauchen eine Kirche, die nach unserem Heiligen benannt wird, dem Heiligen der Bergleute aus der Lausitz.“

Adamik fand heraus, dass es in der Frühzeit 70, später zu BBU-Zeiten elf Stollen gab. Zuerst wurde Eisen, später Blei abgebaut. Auf der anderen Seite habe man nie etwas gefunden, nur auf dem Bleiberg. Die Zeit des Dritten Reichs, die Recherche darüber und über das Ende des Bergbaus in Windisch Bleiberg waren schwierig: „Die Probleme waren, dass die umfangreichen Unterlagen unter Verschluss waren. Ich musste zuerst bei der Graz-Köflacher-Bergbau um Einsicht ansuchen. Ich habe viel gefunden, was bis jetzt unbekannt war.“

Gefahr durch Partisanen

Einerseits war es Kriegsgebiet mit den nach 1943 eindringenden Partisanenkräften. Man habe auch viele Reste von Bleierzen gefunden, die aber nicht abbauwürdig waren. 1943 wurde der Bergbau eingestellt, weil man keine nennenswerten Erzfunde mehr gemacht habe. Es sei immer mehr Wasser eingedrungen, die Beherrschung der Grubenwässer wurde immer teurer und die Bedrohungen durch die Partisanen seien immer schlimmer geworden, so Adamik.

Ein Informationstafel über den Bergbau in Windisch Bleiberg gibt es mittlerweile nach einer Idee von Rainer Adamik. Er wünscht sich jetzt noch, dass auch zwei Rollwagerln, die Hunte aus den Minen, an die Zeit erinnern: "Nachdem ich öfter in Bad Bleiberg war und weiß, wie viele Hunte dort als Zeichen des Bergbaus stehen, habe ich meinen Bürgermeister gebeten, er möge an den Bad Bleiberger Bürgermeister schreiben. Es gehe um zwei oder drei Hunte, die bei der Tafel stehen sollen. Er könne sich nicht vorstellen, dass das nicht möglich sei. Denn in Bad Bleiberg würden sie nicht fehlen.