Plakate Aidshilfe Kärnten
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Chronik

Aids-Tag: Weniger Blutproben durch CoV

Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember macht die Aidshilfe Kärnten darauf aufmerksam, wie wichtig es nach wie vor ist, eine HIV-Infektion früh zu erkennen. Seit Beginn der Pandemie wurden allerdings weniger Blutproben eingeschickt.

Im Schnitt werden in Kärnten jedes Jahr etwa 20 Erstdiagnosen gestellt. Insgesamt leben etwa 450 Menschen in Kärnten mit HIV. Das Problem: 20 Prozent davon wissen nichts von ihrer Infektion. Seit Beginn der Pandemie rückten andere Krankheiten in den Hintergrund, sagt der Leiter der Aidshilfe Kärnten, Günther Nagele. Immer wieder würden Leute anrufen um zu fragen, ob sie wohl noch offen hätte. Auffällig sei auch der Umstand, dass HIV in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr existiere.

CoV-Situation betrifft auch HIV-infizierte Personen

Die Pandemie hat auch die Situation in anderen Gesundheitsbereichen verschärft. Davon betroffen sind unter anderem die rund 450 HIV-infizierten Personen in Kärnten.

Das Zentrum für Virologie stellte fest, dass auch heuer – wie such im ersten Jahr der Lockdowns – weniger Blutproben eingeschickt wurden. Laut Nagele bedeute das, dass es österreichweit ungefähr hundert Neudiagnosen weniger gebe als in Vor-Pandemie-Zeiten. Sie würden aber nicht fehlen, weil es keine Ansteckungen gebe, sondern weil nicht getestet wurde.

Günther Nagele und Manfred Kanatschnig
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Günther Nagele und Manfred Kanatschnig

„Sexualität findet trotzdem statt“

Dass sich aufgrund der Lockdowns und die damit einhergehenden Einschränkungen weniger Menschen mit HIV infizieren, glaubt Nagele nicht: „Sex-Touristen werden weniger häufig nach Südostasien reisen. Es gibt unter Umständen auch weniger Sex-Reisen in nahegelegene Metropolen – ob Barcelona oder Prag. Die, die sich anstecken, werden sich trotzdem anstecken, weil Sexualität trotzdem stattfindet.“ Es sei eine Illusion zu glauben, dass sexuelle Handlungen dadurch geringer werden, weil Ausgangsbeschränkungen vorhanden sind.

Ein Problem sei, dass etwa 30 Prozent der HIV-Infizierten erst sehr spät mit der Behandlung beginnen, sagt der Leiter der HIV-Ambulanz im Klinikum Klagenfurt, Manfred Kanatschnig: „Ich befürchte, dass Viele, die zu einer früheren Diagnose gekommen wären, später diagnostiziert werden. So erfolgreich die HIV-Therapie heute ist, so leiden wir immer noch an der etwas späten Diagnose.“

Plakat Aidshilfe Kärnten
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Experte rät zu normaler CoV-Impfung

HIV-Infizierte, die rechtzeitig therapiert werden, gelten nicht als Coronavirus-Risikopatienten, so Kanatschnig: „Patienten, die unter antiretroviraler Therapie stehen unter Dreifachkombination haben eine sehr hohe Lebenserwartung. Sie haben ein nahezu normales Immunsystem. Sie reagieren in etwa gleich auf das Coronavirus wie gesunde Menschen.“ Er rate Betroffenen zu einer normalen Impfung, weil dies wichtig zur Prophylaxe von HIV-Positiven sei. „Wenn jemand zu Beginn ein ganz schlechtes Immunsystem hat hat er ein höheres Risiko, schwerere Verläufe von Corona durchzumachen“, so Kanatschnig.

Um auf das Thema HIV und Aids auch im Lockdown aufmerksam zu machen findet am Mittwochabend eine kleine Andacht in der Klagenfurter Kreuzberglkirche statt.