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Experten: Antikörper-Tests nicht immer sinnvoll

Die Bildung von Antikörpern ist nach wie vor ein großes Thema, wenn es um die Frage geht, ob sich jemand gegen Covid-19 impfen lassen soll, wenn er bereits eine Infektion durchgemacht hat. Antikörper-Bestimmungen seien nicht immer sinnvoll und mehr Geschäftemacherei, warnen Impfexperten.

Antikörper sind ein besonders komplexes Thema in der Wissenschaft. Denn so, wie jeder Mensch anders aussieht, so anders reagiert auch sein Immunsystem. Antikörper sind Eiweiße, die vom Immunsystem meist als Abwehrreaktion auf den Kontakt mit einem Fremdstoff produziert werden, in diesem Fall das Coronavirus.

Kärnten impft: Antikörper

Die Bildung von Antikörpern ist nach wie vor ein großes Thema, wenn es um die Frage geht, ob sich jemand gegen Covid-19 impfen lassen soll, wenn er bereits eine Infektion durchgemacht hat. Antikörper-Bestimmungen seien nicht immer sinnvoll und mehr Geschäftemacherei, warnen Impfexperten.

Laut Primar Jörg Weber von der KABEG sei die Impfung ein selektiver Eingriff in das Immunsystem, der nur einen Antikörper gegen das Spike-Protein bilde: „Das Virus hat aber mehrere Proteine an seiner Oberfläche sitzen. Wenn man eine Infektion hat, hat man natürlich gegen diese anderen immunogenen Stoffe des Virus Antikörper gebildet. So gesehen hat man mehr Antikörperbildung, wenn man infiziert ist.“

Jörg Weber Infektionsexperte KABEG
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Jörg Weber

Das eine ist die Anzahl der Antikörper, das andere ist die zeitliche Dynamik, also, wie lange die Antikörper verfügbar sind – auch da unterscheiden sich die beiden. Nach neuesten Studien scheint es so zu sein, dass Antikörper, die durch die Impfung erzeugt werden, länger bestehen bleiben.

Auswertung Antikörper Sars Cov 2
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Antikörpertests nicht für alle sinnvoll

Es sei eine große Frage, die immer wieder auftauche, ob man nun seine Antikörper bestimmen lassen soll oder nicht. Dazu hat Primarius Weber eine klare Meinung: „Antikörper soll man bestimmen, aber nur bei ganz bestimmten Gruppen. Sonst ist es Unsinn und Geschäftemacherei, weil Ihnen kein Mensch sagen kann, welcher Antikörpertiter Sie wirklich vor einer Infektion schützt. Das ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen bzw. nur bei Ausnahmen, wie Immunsupprimierten. Da geht es aber in erster Linie darum, ob sie eine Antwort haben ja oder nein. Daher verwirrt die Antikörper-Diskussion in erster Linie. Jede Antikörperbestimmung führt zu einem Umsatz, der Ihnen aber nicht hilft, sondern anderen, deshalb rate ich davon ab.“

Antikörpertest
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Einige Menschen, die eine Covid-19-Infektion hatten, glauben, dass sie nun geschützt sind – doch nichts hält ewig, sagte Weber. Eine überschießende Immunreaktion sei nicht möglich: „Es reicht nicht nur ein Stich, sondern man muss das nach sechs Monaten noch einmal auffrischen. Dort gilt das Impfschema: Infektion – ab vier Wochen nachher Nachimpfen mit einem mRNA-Impfstoff und dann nach sechs Monaten nochmal auffrischen.“

„Antikörperstatus ist Momentaufnahme“

Die Höhe der Antikörper sagt deshalb nicht viel aus, weil das Immunsystem viele Achsen hat. Die Hauptachsen bilden Antikörper und T-Zellen. Sie sind dafür zuständig, befallene Zellen im Körper zu zerstören und die Bildung von neuen Antikörpern anzuregen.

Sequenzierung
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Ein Antikörperstatus ist eine Momentaufnahme: „Wir sind lebendige Wesen und da ändern sich die Dinge. Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber von heute bis zur nächsten Woche. Es sind die absoluten Werte an Impfschutz nicht gut zu korrelieren. Wir sehen Leute, die wirklich hohe Antikörpertiter haben und die dann durchaus milde Infektionen kriegen. Wir sehen aber auch welche, die ganz wenige Antikörpertiter haben und auch milde Infektionen bekommen. Was sie alle verbindet, wenn sie geimpft sind: sie bekommen milde Infektionen. Das ist der Punkt“, so Weber.