Mikroskop
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Präzisionsmedizin im Zentrum von Ethiktag

Jeder Mensch ist einzigartig und kann im Fall einer Erkrankung von einer auf ihn maßgeschneiderten Therapie profitieren. Darauf beruht die Präzisionsmedizin, die sich ständig weiterentwickelt. Der Ethiktag am Donnerstag war zu diesem Thema geplant, musste aber erneut Pandemiebedingt abgesagt werden.

Die Diagnose Krebs kann viele Gesichter haben – auch wenn es um DEN Brustkrebs oder DEN Lungenkrebs geht. Genetisch können sie ganz unterschiedlich sein, was Auswirkungen auf die Therapie haben kann. Dafür muss der Tumor genetisch entschlüsselt werden. Wolfgang Eisterer, der Leiter der Abteilung Hämatologie und Onkologie am Klinikum Klagenfurt sagt, es habe früher wenige Möglichkeiten gegeben, mit Chemotherapien zu behandeln. Durch die heute durchgeführten genetischen Untersuchungen könne sehr gut vorausgesagt werden, welcher Patient für welche Therapie geeignet sei. Die Chemotherapie könne mit anderen Therapien kombiniert oder für manche Patienten auch weggelassen werden.

Präzisionsmedizin im Zentrum von Ethiktag

Jeder Mensch ist einzigartig und kann im Fall einer Erkrankung von einer auf ihn maßgeschneiderten Therapie profitieren. Darauf beruht die Präzisionsmedizin, die sich ständig weiterentwickelt. Der Ethiktag am Donnerstag war zu diesem Thema geplant, musste aber erneut Pandemiebedingt abgesagt werden.

Gewisse Untersuchungen gehören bereits in der Diagnose zum Standard. Man kann aber auch weitergehen, so Wolfgang Eisterer: „Die Präzisionsonokologie im weitesten Sinne untersucht standardmäßig bestimmte Genabschnitte. Größere Sets werden dann analysiert, wenn die Standardtherapien ausgeschöpft sind und sich der Patient noch in einem sehr guten Allgemeinzustand befindet und davon ausgegangen werden kann, dass er noch eine Behandlung bekommen kann.“

Labormitarbeiterin beim Mikroskopieren
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Zwischen Handlungsspielraum und Sinnhaftigkeit

Wie weit die Präzisionsmedizin da geht, ist also eine Entscheidung, die die Ärztin oder der Arzt trifft. Das wirft gleichzeitig ethische Fragen auf, wie Martin Spendel, Facharzt für Neurochirurgie und Vorsitzender der Ethikkommission des Landes Kärnten erläutert: „Ich warne davor, den Menschen auf eine moklekularbiologische Formel zu reduzieren. Man muss den Menschen als das begreifen, was er ist: Ein Wesen in seiner gesamten Gebrechlichkeit, Endlichkeit, das einzige Wesen, das ein Bewusstsein für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat. Es ist auch das einzige Wesen, das im Stande ist, nach dem Sinn des Lebens zu suchen.“

So bleibt die Medizin im Spannungsfeld zwischen dem, was wissenschaftlich machbar und dem, was für den Kranken sinnvoll ist.