Stühle und Tische mit Absperrband
ORF
ORF
Coronavirus

Lockdown: Reaktionen aus Kärnten

Während die Kärntner ÖVP sich für den vom Bund verordneten Lockdown ausspricht, bezeichnet die FPÖ den erneuten Lockdown als „trauriges Resultat des Regierungsversagens“. Die Gastronomie kritisiert das lange Zögern der Regierung, die Wirtschaftskammer hofft, dass das Weihnachtsgeschäft zumindest teilweise gerettet werden kann.

Ein Lockdown habe sich schon abgezeichnet, sagte Raimund Haberl, Sprecher der Sparte Handel in der Kärntner Wirtschaftskammer. Das dreiwöchige Zusperren in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit sei für einige Branchen aber kaum verkraftbar. „Das Weihnachtsgeschäft ist ja für viele Branchen wichtig, wie etwa den Schmuckhandel oder Spielzeughandel, da entscheidet das Weihnachtsgeschäft über ein positives oder negatives Jahr. Jetzt in dieser Zeit wieder schließen zu müssen ist das Schlimmste, was eintreten hat können.“

Weihnachtsgeschäft wird sich ins Internet verlagern

Weil der stationäre Handel zusperrt, werde sich das Weihnachtsgeschäft noch stärker ins Internet verlagern, so Haberl: „Es hat sich schon in den letzten Wochen gezeigt, dass die Frequenz zurück gegangen ist aufgrund der Tatsache, dass Nicht-Geimpfte jetzt schon einen Lockdown hatten. Da sind 40 Prozent der Kunden weggebrochen. Das Ganze wird jetzt durch die komplette Schließung verstärkt.“

Viele würden jetzt online einkaufen, sagte Haberl. „Wie wir wissen, sitzen diesbezüglich die großen Player im Ausland, da geht sehr viel Wertschöpfung verloren und der heimischen Wirtschaft wird nicht viel davon bleiben.“

Handel rechnet mit 60 Prozent Verlust

Wer online einkauft, sollte das bei österreichischen Händlern tun, so Haberl. Dass der Lockdown am 13. Dezember ende, könne zumindest einen Teil des Weihnachtsgeschäfts noch retten kann. Allein in Kärnten rechnet der Handel aber mit Umsatzverlusten von über 60 Millionen Euro.

Haberl: „Was als Problem hinzu kommt, ist die Sortiments-Abgrenzung. Der Fachhandel muss geschlossen halten, viele Ketten verkaufen aber über Textilien, Spielsachen, Waschmaschinen oder Fernseher so ziemlich alles. Das schürt zurecht den Unmut der Unternehmer die ihr Geschäft schließen müssen. Daher auch der Appell an die Bundesregierung, dass man da Rahmenbedingungen schafft, die für alle möglichst gleich sind.“

Tourismus hofft, Wintersaison halbwegs zu retten

Stark betroffen vom Lockdown ist natürlich auch der Kärntner Tourismus. Sprecher Josef Petritsch ist aber noch einigermaßen optimistisch, die Wintersaison halbwegs retten zu können: „Das hoffen wir alle, dass sich die Saison retten lässt. Es wird sicher keine hervorragende Wintersaison werden, aber ich bin optimistisch, dass wir doch noch eine haben werden.“ Es sei aber notwendig, von der Bundesregierung notwendige Hilfen zu bekommen um diese Zeit durchzutauchen, so Petritsch.

Gastronomie: Kritik an Bundesregierung

Wirlklich überraschend komme der Lockdown nicht, sagte Wirtesprecher Stefan Sternad. Und er fordert ein Hilfspaket für die gebeutelte Branche, mit Kurzarbeit, Umsatzersatz, der CoV-Prämie in Höhe von 3.000 Euro und der Verlängerung der fünf Prozent Mehrwertsteuersenkung.

Sternad kritisierte das Zögern der Politik. Für alle, die rechnen können sei klar gewesen, dass es so nicht mehr lange gutgehen würde: „Das Schlimmste in so einer Situation ist Zögern und Zaudern und keine klare Kommunikation. Das ist jetzt passiert. Ich muss auch dazu sagen, wenn Unternehmer so ein Krisenmanagement betreiben würden, wären viele Unternehmer schon pleite.“

ÖVP: Vollbremsung ist notwendig

ÖVP-Landesparteiobmann Martin Gruber sagte, es falle zwar schwer, aber die zuspitzende Lage führe an einem Lockdown nicht vorbei: „Deshalb müssen wir jetzt eine harte, aber kurze Vollbremsung des gesellschaftlichen Lebens vollziehen, um die Krankenanstalten zu entlasten und die Situation bis Weihnachten für die gesamte Bevölkerung, die Wirtschaft und den Tourismus zu verbessern.“

FPÖ: Regierung greift in Freiheits- und Grundrechte ein

Scharf kritisiert werden die neuen CoV- Maßnahmen von den Kärntner Freiheitlichen: „Die Bundesregierung sperrt ab Montag alle Bürger im Zuge eines Lockdowns wieder ein und zeigt damit, dass sie in kürzester Zeit alle ihre gegenteiligen Versprechen binnen kürzester Zeit bricht. Sie führt einen Impfzwang ein und überschreitet damit die jahrzehntelang geltenden Grenzen staatlichen Handelns“, sagte FPÖ-Parteiobmann Erwin Angerer.

Der Lockdown sei „das traurige Resultat des Regierungsversagens“. Für Tausende Unternehmen und Zehntausende Arbeitnehmer sei das existenzgefährdend. „Die Regierung verordnet diesen Ausnahmezustand im Wissen, dass er sich bereits als stumpfe Waffe gegen die Pandemie entpuppt hat“, hieß es in einer Aussendung der Freiheitlichen.