Grünstreifen vor Hotel freier Seezugang Millstätter See
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Politik

Widmungskonflikt in Millstatt entbrannt

In Millstatt (Bezirk Spittal/Drau) haben sich Bürgerinitiativen formiert, um den Verkauf von öffentlichem Seegrund an eine Hoteliersfamilie zu verhinden. Sie wollte eine Saunalandschaft errichten, obwohl der Gemeinderat vor Jahren einstimmig beschloss, keine öffentlichen Seegrundstücke mehr zu veräußern.

Nach Monaten der Vorplanung wurde der Gemeinderat vor Kurzem das erste Mal mit den Details konfrontiert, was die Hoteliersfamilie mit dem 242 Quadratmeter großen Grundstück neben dem Riegenbach in Millstatt vor hat: Eine Wellnesslandschaft mit Pool soll auf dem Grünstreifen entstehen. Es handelt sich um öffentlichen Grund, den sie der Gemeinde um 93.000 Euro abkaufen wollte.

Als die Pläne bekannt wurden formierten sich zwei Bürgerinitiativen, denn es gehe um den noch einzigen frei zugänglichen Seegrund in Millstatt.

Grünstreifen vor Hotel freier Seezugang Millstätter See
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Hier hätte die Wellnesslandschaft entstehen sollen

Bürgermeister Alexander Thoma (ÖVP) sei eingeweiht gewesen, obwohl es im Jahr 2014 einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss gab, um in Zukunft keine öffentlichen Seegrundstücke mehr an Private zu verkaufen, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, Josef Klinar: „Damals haben wir als Bürgerinitiative gemeinsam mit der Gemeinde eine Vereinbarung getroffen, dass künftig keine Seegrundstücke mehr verkauft werden sollen. Dem stimmte der Gemeinderat einstimmig zu. Wir waren sehr überrascht, als der Bürgermeister in der letzten Sitzung einem Ansuchen der Familie Aniwanter zum Verkauf von Seegrund nähertrat.“ Das Grundstück, um das es geht, ist noch dazu in der „Roten Zone“ als Grünland gewidmet, sagt Klinar.

Josef Klinar Bürgerinitiative Millstatt
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Josef Klinar

Bürgerbeteiligungskonzept geplant

Als die Bürgerinitiative den Versuch startete, das Grundstück um die besagten 93.000 Euro selbst zu kaufen, habe Bürgermeister Alexander Thoma einen Rückzieher gemacht und von den Verkaufsplänen an die Hotelierfamilie Abstand genommen.

Zwist um Umwidmungen in Kärnten

In Millstatt (Bezirk Spittal/Drau) haben sich Bürgerinitiativen formiert, um den Verkauf von öffentlichem Seegrund an eine Hoteliersfamilie zu verhinden. Sie wollte eine Saunalandschaft errichten, obwohl der Gemeinderat vor Jahren einstimmig beschloss, keine öffentlichen Seegrundstücke mehr zu veräußern.

Jetzt plant die Bürgerinitiative über ein Bürgerbeteiligungsmodell selbst zu kaufen, um das Grundstück im öffentlichen Besitz zu belassen: "Wir möchten es durch Bürgerbeteiligungen, Sponsoren und öffentliche Förderbeiträge finanzieren. Diesbezüglich sind wir auch schon mit dem Land Kärnten und dem Bundesministerium für Umwelt in Verhandlung. Sollten wir den Zuschlag bekommen, würden wir einen Notar beauftragen, ein Bürgerbeteiligungskonzept auszuarbeiten.

Hotel am Millstätter See
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Hotel Forelle am Ufer des Millstätter Sees

Bürgermeister: Entscheidung ohne ehrliche Diskussionn

Bürgermeister Alexander Thoma zeigt sich enttäuscht von den aktuellen Entwicklungen in seiner Gemeinde. Die Hoteliersfamilie habe den Antrag – zum Selbsttschutz – zurückgezogen. Man wolle sich nicht in eine Hetzjagd hineinziehen lassen. In der schriftlichen Stellugnnahme des Bürgermeisters, die dem ORF Kärnten vorliegt, heißt es weiter, dass er über die Umgangsweise in der Gemeinde in Sorge sei, weil jetzt – ohne ehrliche Diskussion – eine Entscheidung gefallen sei.

Gemeindeamt Millstatt
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Gemeindeamt Millstatt

Weiterer Gesprächsstoff vorprogrammiert

Von Seiten der Hoteliersfamilie, die kein Interview geben wollte, heißt es, dass sie nur versucht hätte, mit einem Zubau dem Hotelgast etwas Neues zu bieten, um sich in Richtung Ganzjahresbetrieb entwickeln zu können.

Sandbank vor Hotel am Millstätter See
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Diese Sandbank könnte bald weichen müssen

Für Gesprächsstoff ist in Millstatt weiterhin gesorgt. Einerseits geht es um die Verlegung der Seepromenade, andererseits sehe ein weiteres Projekt der Hoteliersfamilie laut Bürgerinistiative vor, dass eine im Sommer von Einheimischen genutzte Sandbank weggebeaggert werden soll.