Faschingswecken Spiegelsaal Klagenfurt
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Chronik

Coronavirus prägt auch heuer Fasching

Offen ist, wie es in diesem Fasching mit Umzügen und Sitzungen weitergeht. Viele wurden bereits abgesagt. Um 11.11 Uhr wurde am Donnerstag in Klagenfurt dennoch die fünfte Jahreszeit offiziell ausgerufen. Frauenstein wurde zur Fachingslandeshauptstadt ernannt.

Wieviel es in diesem Fasching zu lachen geben wird ist angesichts steigender Coronavirus-Zahlen jetzt schwer zu sagen. Viele Gilden sagten ihre Sitzungen bereits ab, dennoch wollen viele das Faschingskostüm nicht gleich an den Nagel hängen. Faschingspräsident Bruno Arendt glaubt allerdings nicht, dass es viele Faschingssitzungen geben werde: „Von den 37 Kärntner Gilden haben sich bis jetzt nur 13 getraut, Sitzungen zu planen. Ich bin ziemlich sicher, dass auch diese 13 nicht durchgeführt werden, wenn es so weiter geht.“

CoV-Vorschriften überschatten Fasching

Offen ist, wie es in diesem Fasching mit Umzügen und Sitzungen weitergeht. Viele wurden bereits wegen der CoV-Vorschriften und -Verbote der türkis-grünen Bundesregierung abgesagt. Um 11.11 Uhr wurde in Klagenfurt dennoch die fünfte Jahreszeit offiziell ausgerufen. Frauenstein wurde zur Fachingslandeshauptstadt ernannt.

Schon in der Vorwoche wurde etwa das Stadtgerücht zu Klagenfurt abgesagt. Die derzeit geltenden Regelungen würden eine Planung unmöglich machen, heißt es. Schon vergangenes Jahr wurden Sitzungen und Umzüge pandemiebedingt abgesagt.

Villach plant Sitzungen unter speziellen Auflagen

Aus heutiger Sicht sollen aber die Sitzungen in der Draustadt stattfinden, sagt Karl Glanznig, Kanzler der Villacher Faschingsgilde: „Wir hatten Vorbesprechungen mit der Behörde und haben ein Präventionskonzept mit 2-G-Regel vorgelegt. Aus derzeitiger Sicht lässt sich alles noch durchführen.“

Faschingswecken Spiegelsaal Klagenfurt
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Mitglieder der Faschingsgilde Frauenstein mit LH Peter Kaiser

Frauenstein ist heurige Faschingslandeshauptstadt

Im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung wurde am Donnerstag traditionell um 11.11 Uhr der Fasching „geweckt“. Die Gemeinde Frauenstein wurde als Faschingslandeshauptstadt ausgerufen. Zum Prinzenpaar wurde Tanja, die erste von Kraig und Dietrich der Zweite von Kraig zu Frauenstein, proklamiert.

Genau wegen der aktuellen Situation sei es wichtig, Traditionen wie das Faschingswecken hochzuhalten, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Wir sollten den Menschen auch in schwierigen Zeiten Mut machen und zeigen, dass wir das Brauchtum nicht vergessen und dass man auch in schwierigen Situationen lachen kann.“

Emblem Faschingsgilde Frauenstein
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Villachs einstige Konkurrenz als Faschingshochburg

Einst hatte Klagenfurt – in puncto Fasching – die rote Nase vorne. Vor hundert Jahren gab es in der Landeshauptstadt bereits einen sogenannten „Prinz-Carneval“, wie Historiker Gernot Rader erzählt: „Vom Aufwand her waren früher die Klagenfurter die Nummer eins in Kärnten.“

Der Krieg sorgte dann für eine närrische Pause. Aber auch danach waren es nicht die Villacher, die im Fasching groß aufzeigten, sondern der kleine Ort Pöckau bei Arnoldstein. Sie waren laut Rader die Pioniere und begannen gleich nach dem Krieg sofort wieder mit dem Faschingstreiben. Sie veranstalteten 1948 einen Umzug, der so erfolgreich war, dass man beschloss, ein Jahr später nach Villach zu marschieren: „Auf dem Bahnhofsvorplatz warteten rund 10.000 Menschen.“

Mainzer Fasching als Vorbild

1955 wurde die Villacher Fachingsgilde gegründet. Anfang der 1960er schauten sich die Mitglieder den Mainzer Fasching im Fernsehen an und stellen nach diesem Vorbild ein fernsehtaugliches Programm auf die Beine. Federführend dafür war der später als Prangerredner berühmt gewordene DDr. Heinz Erlach. Er erzählte in einem Interview im Jahr 2001, wie alles begann: "Es machte der Turn- und Gesangsverein mit und so ergab sich alles. Damals tauchte auch Peter Wehle auf, der das Faschingslied komponiert hat. Wir haben es wirklich praktisch nachgemacht.“

Drauwiener mussten fast ohne Sänger auskommen

Als der ORF dann mit seinen Kameras bei den Sitzungen dabei war, musste sich natürlich jeder Akteur an die vorgegeben Ablaufpläne und Zeiten halten. Nur einer sah das eher entspannt. Helmut Kattnig gehörte zu den sogenannten „Drau-Wienern“ beim Fasching. Er wartete jedesmal im Hotel Mosser in Villach auf seinen Auftritt. Nur einmal wartete er zu lange, erinnert sich Rader: „Der Kanzler kündigte vor laufender Kamera die nächste Nummer der Drauwiener an. Aber leider fehlte einer der Sänger. Man musste unterbrechen und Helmut Kattnig wurde mit dem Taxi herbeigeholt. Dann konnte das Fernsehen weiter aufnehmen.“

Villacher Fasching 1963
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Historische Aufnahme von Villacher Faschingssitzung

Narrenzwist nach drei Jahren beigelegt

Trotz der hohen Einschaltquoten und Riesenerfolge gab es aber hinter den Kulissen jede Menge Reiberein. Das ging so weit, dass sich eine Gruppe sogar abspaltete und ein Konkurrenz-Programm auf die Beine stellte, so der Ehrenkanzler der Villacher Faschingsgilde Gernot Bartl: „Heinz Jochen Rabe, unser damaliger Regisseur, ging nicht in Freundschaft von der Faschingsgilde weg und gründete aus Trotz die Narrentafel. 1977, 1978 und 1979 spielte sie in der Arbeiterkammer. Zwei Veranstaltungen liefen parallel und wurden aufgezeichnet. Die zwei Programme wurden zusammen geschnitten.“ Weil sich die Zuschauer nicht auskannten und sich die Wogen irgendwann glätteten spielten die Narrentafel und der Villacher Fasching ab 1980 wieder gemeinsam ihr Programm. Seitdem sorgen die Villacher wieder gemeinsam für unterhaltsame Stunden im Fernsehen aber auch im Congress-Center. Wenn es die Pandemie erlaubt, grüsst man sich auch heuer wieder ab heute mit einem kräftigen „Lei Lei“.