Die Personalknappheit zwingt die Krankenhäuser langsam aber sicher in die Knie. Es sei fraglich, wie lange die medizinische Versorgung auf dem heutigen Niveau noch aufrecht erhalten werden könne. Die Situation war vor der Pandemie bereits angespannt, sagte Ronald Rabitsch, der Zentralbetriebsrats-Vorsitzende der Kärntner Landeskrankenanstalten.
„Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, aber es kränkelt. Wir sind am Limit: Im Bereich der Pflege gilt höchste Flexibilität, ich sage ein Beispiel, im heurigen Jahr sind allein im Klinikum Klagenfurt 450 Pflegekräfte kurzfristig in andere Bereiche versetzt worden, um zu helfen bei Krankenständen oder auf Covid-Stationen.“
„Jeder hat sein Bestes gegeben“
Im Medizinbereich gebe es Ärzte, die neben der Patientenbehandlung freiwillig zusätzliche Dienste auf Covidstationen gemacht hätten, so Rabitsch, um das System aufrecht zu erhalten. „Es hat jede Berufsgruppe das Beste gegeben, um die Versorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können“, so Rabitsch. Freizeit sei Mangelware, sagt die diplomierte Krankenpflegerin Susanne Gregorn: „Stichwort Zusatzdienste, Krankenstände werden natürlich mehr, wenn man keine Erholungszeit hat, viele Kollegen verlassen das Haus aus verschiedenen Gründen. Man fährt in den Nachtdienst und fragt sich, wie werde ich das alles schaffen. Da reden wir aber von einem 12,5 Stunden Nachtdienst.“
Waltraud Roher vom LKH Villach sagte, es gehe um Dienstpläne, Dienstzeiten und Dienstplantreue, das müsse berechenbar sein. Die Pflege sei zu 80 Prozent ein Frauenberuf, wer dann noch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stemmen habe, wisse, welche Herkulesaufgabe das sei. Zumeist müssen die Frauen diese Flexibilität aufbringen. Auch die Medizin werde immer weiblicher, dem habe man endlich Rechnung zu tragen.
Auch Reinigung wichtiger Teil des Teams
Sabine Eftaxis gehört zum Team der Reinigungskräfte am Klinikum Klagenfurt: "Wir unterstützen direkt die Gesundheitsberufe, wir sind ein unverzichtbarer Bestandteil, durch die Betriebszugehörigkeit ergibt sich auch die Identifikation und dadurch auch die Qualitätssteigerung. Ich hoffe, dass in Zukunft die Eigenreinigung bleibt und die ausgegliederten Bereiche wieder eingegliedert werden.
Intensivauslastung von 92 Prozent ohne CoV
ES fehle an allen Ecken und Enden an Personal, das beginne bei den Reinigungskräften und ende bei den Medizinern. Der Arbeitsmarkt sei quasi leer geschöpft, sagte der Intensivmediziner Roland Steiner: „Wir haben in letzter Zeit Herz-Thorax-Chirurgen, die zehn Jahre für die Ausbildung brauchen, sie haben sich als niedergelassene Ärzte selbstständig gemacht, weil sie im Haus die Perspektive verlieren.“ Auch ohne Covid habe man eine Intensivauslastung von 92 Prozent. Nun sei man noch drüber und schon wieder am Rande dessen, Operationen absagen zu müssen, so Steiner.
Klare Forderungen an Land und Bund
Die Forderungen der Gewerkschaft gehen an Land und Bund: Eine Ausbildungsoffensive bei den Gesundheitsberufen sowie einen österreichweiten einheitlichen Personalschlüssel für die Gesundheitsberufe. Mehr Erholungszeit für alle Berufsgruppen, eine Ausweitung der Medizinstudienplätze und unverzichtbare Dienstleistungen wie Reinigung, Wäscherei, Administration müssen gestärkt und nicht laufend mit Auslagerung bedroht werden.
Die relativ kurze Protestaktion am Mittwoch, bei der die Patientenversorgung immer gegeben war, sei nur der erste Schritt. Sollten die Forderungen bei Land und Bund nicht gehört werden, werde es spätestens im Frühjahr massive Protestaktionen geben, kündigt die Gewerkschaft an.
Opposition fordert Ausbildungsoffensive
Das Team Kärnten unterstützt die Protestmaßnahmen der Spitalsmitarbeiter in einer Aussendung und forderte „eine große Ausbildungsoffensive“ für Personal für den systemkritischen Gesundheitsbereich und eine Erweiterung der Anzahl der Medizinstudienplätze.
Von der FPÖ hieß es, die Ausbildung von Pflegefachkräften sei mit Studiengebühren von rund 5.000 Euro viel zu teuer und müsse kostenfrei sein. Für Medizinstudenten, die sich verpflichten in Kärnten zu arbeiten, solle es Stipendien geben, forderte die FPÖ.