Rathaus Klagenfurt im Vordergrund der Lindwurm
ORF
ORF
„Kennst Du Kärnten“

Wie ein „Nörgler“ Klagenfurt prägte

Den Fortschritt verdankt man meistens den Nörglern. Zufriedene Menschen wünschen nämlich meist gar keine Veränderung. So verdankt die Landeshauptstadt Klagenfurt auch dem „Nörgler“ Herzog Bernhard von Spanheim, dass sie zu dem wurde, was sie heute ist.

Bernhard von Spanheim gilt als Klagenfurter Visionär und Vordenker, sagte Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Er war mit der Lage der Stadt, die sein Vater hatte bauen lassen, nicht zufrieden. Sie befand sich am Ufer der Glan und damit direkt im Überschwemmungsgebiet. Der Boden rund um die Häuser war sumpfig und es gab ständig Überflutungen.“

Traum vom großen Handelsplatz

Diese Voraussetzungen ermöglichten es dem jungen Herzog Bernhard nicht, seine Pläne umzusetzen. „Er wollte aus der kleinen Ansiedlung Klagenfurt einen bedeutenden, befestigten Handelsplatz machen. Also verlegte Herzog Bernhard von Spanheim seine neue Stadt einen Kilometer weiter südlich auf eine trockene Schotterplatte. Das war das Gebiet des heutigen Alten Platzes.“

Klagenfurt war damals also ein kleiner Handelsplatz auf einer Länge von 370 Metern und einer Breite von ca. 180 Metern. Laut Jungbauer gab es zwei Stadttorte – eines im Westen und eines im Osten – eine sechs Meter hohe Mauer und einen zehn Meter breiten Graben, die als Befestigungsanlage dienten.

Wohn- und Arbeitshäuser in einem

Genau auf diesem Platz, dem heutigen Alten Platz, entstanden damals die sogenannten Ackerbürgerhäuser: „Es handelte sich um Bürgerhäuser, die zusätzlich um eine Ackerfläche verfügten. Auf beiden Seiten des Alten Platzes wurden nun schmale, aber tiefe Parzellen angelegt. Auf diesen wurden Wohn- und Arbeitshäuser mit einem Wirtschaftshof errichtet. Vorne, zum Platz hin gerichtet, befand sich das Wohnhaus mit den notwendigen Räumlichkeiten für die Verrichtung der entsprechenden Arbeiten, also zum Beispiel der Werkstatt für eine Tischlerei, einen Hufschmied oder einen Werkzeugmacher. Diese Werkstätten waren im Erdgeschoß. Darüber befanden sich die Wohnräume für die Familie.“

Hinter dem Haus gab es einen begrünten Innenhof, wo Gemüse angebaut oder Tiere gehalten wurden. Etwas weiter hinten befanden sich Geräteschuppen und Waschküchen. Laut Jungbauer wohnte dort oft auch das Gesinde und es war alles eher einfach gehalten: „Die Bürgerhäuser waren damals Gebäude aus Holz und Stroh. Es gab nur selten Häuser mit einem gemauerten Erdgeschoß.“

Landstände bauten Stadt nach Brand wieder auf

Mit Erhalt des Marktrechtes war der heute bekannte Alte Platz damals Marktplatz und Hauptstraße zugleich – reges Treiben inklusive. „Es war nicht immer so idyllisch für Klagenfurt. Bei einem verheerenden Brand im Jahr 1514 wurde die gesamte Stadt völlig zerstört. Es waren dann die Landstände, die Landadeligen, die Klagenfurt von Kaiser Maximilian geschenkt bekamen, mit der Auflage, daraus eine moderne, gut befestigte Stadt zu machen.“

Die Stadtbürger waren aber dagegen. Sie hatten Angst, dadurch ihr Marktrecht zu verlieren. Jungbauer sagte, der Widerstand war zwecklos. Die Truppen der Landstände erzwangen den Einlass in die Stadt. Schlussendlich – nach langen Beratungen – gaben die Bürger auf und öffneten die Tore. Die Landstände begannen, eine neue Stadt aufzubauen. Der Alte Platz entwickelte sich nach und nach zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zentrum: „Die Ackerbürgerhäuser wurden in Stand gesetzt, die Innenhöfe ausgebaut. Es wurden Arkadengänge errichtet und die Fassaden zur Platzseite hin verschönert und reich geschmückt.“

Ackerbürgerhäuser erfüllen noch heute selbe Funktion

Diese Ackerbürgerhäuser am Alten Platz in Klagenfurt sind noch heute stumme Zeitzeugen, denn „die Gebäude sind mehr als 800 Jahre lang, bis heute, unverändert erhalten geblieben und erfüllen noch die selbe Funktion“, so Rotraud Jungbauer: „Im Erdgeschoß die Geschäfte und Gasträume, im oberen Stock Wohnräume und Büros und im Inneren Arkadenhöfe und Passagen, die zum Flanieren einladen.“