Szenenbild „Le nozze di Figaro“
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Kultur

„Le nozze di figaro“ am Stadttheater

Mozarts Oper „Le Nozze di Figaro“ gehört zu den meistgespielten Opern überhaupt. Im Mittelpunkt steht ein Verwirrspiel in einem Schloss, aber auch Eifersucht, Intrigen und Sehnsucht nach Macht und Liebe. Die Inszenierung am Stadttheater Klagenfurt hat am 4. November Premiere.

Regisseurin Brigitte Fassbaender lässt die Handlung im Winter spielen. Ein erster Hinweis darauf, dass hier Vieles nicht stimmt. Eigentlich wollen Figaro und Susanna nur endlich heiraten. Das klingt einfach, erweist sich aber als sehr schwer.

Regisseurin: „Meine hantasie war vorbelastet“

Noch als der Vorhang geschlossen ist zeigen Projektionen Bilder von Schloss Rosegg. Es wurde von Franz Xaver Wolf Graf von Orsini-Rosenberg 1772 erbaut. Er war ein großer Liebhaber der Musik Mozarts und sein Förderer. Brigitte Fassbaender war eine berühmte Sängerin, bevor sie ins Regiefach wechselte. Zu „Le Nozze di Figaro“ hat sie eine besondere Beziehung: „Es ist ein schweres Stück, einmal etwas anderes damit zu machen. Ich bin ja damit aufgewachsen, denn mein Vater war ein berühmter Figaro zu seiner Zeit und sang die Rolle überall, auf der ganzen Welt. Dann habe ich selber den Kerubim sehr oft gesungen. Meine Phantasie war absolut vorbelastet und es war schwer, sich von all dem frei zu machen.“

Brigitte Fassbaenders Inszenierung ist klug und sehr im hier und jetzt verankert. Die Gefühle der Menschen ändern sich nämlich nicht, sagt sie: Liebe, Eifersucht und Hass treibt die Figuren auf der Bühne um.

Brigitte Fassbaender Regisseurin
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Brigitte Fassbaender

„Habe das Stück ernst genommen“

Figaro hat Grund, seinen Herrn zu hassen. Er will die Hochzeitsnacht mit seiner Liebsten Susanna verbringen. Brigitte Fassbender geht es immer darum, dass die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne auch Schauspieler sind. So gewinnt die Oper eine unglaubliche Intensität, wenn die Gräfin unter der Untreue ihres Mannes leidet. Genauso wollte es die Regisseurin auch: „Ich habe das Stück ernst genommen. Ich wollte ganz bewusst einmal weg vom Klamauk, den Dauergags und den Knallchargen. Ich habe die Menschen sehr ernst genommen, die das durchmachen, diesen tollen Tag.“

Nicholas Milton, dem musikalischen Leiter, ist die Begeisterung über Mozarts Musik deutlich anzumerken: „Man kann bei dieser Musik einfach dasitzen und sie über sich fließen lassen. Man bekommt am Ende – auch wenn man garnichts versteht – das Gefühl, etwas erlebt zu haben. Die Musik ist so wunderbar und unglaublich, dass man sie auch ohne zu wissen, wer auf der Bühne steht, genießen kann. Ich denke, es ist für jeden, der diese Oper noch nicht gehört hat, eine Erfahrung, die er nicht verpassen darf.“

Fotostrecke mit 7 Bildern

Szenenbild „Le nozze di figaro – die Hochzeit des Figaro“
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Susanna mit den vielen Facetten

Brigitte Fassbender beweist, wie zeitlos das Libretto von Lorenzo da Ponte ist. Der Graf stellt Susanna nach – #Metoo, wie es im Buche steht. Susanna allerdings befreit sich sehr rasch von dieser Opferrolle. Sarah Gilford sagt, sie finde die Rolle der Susanna sehr spannend: „Sie ist sehr intelligent. In einem Moment ist sie feurig und dann wieder süß. Ich finde sie sehr schön. Sie ist ein guter Mensch.“

Sarah Gilford
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Sarah Gilford

Ungewöhnliche Einblicke

Als Susanna ist Sarah Gilford fast die ganze Zeit auf der Bühne. Einen eigenen Reiz bringt das Bühnenbild von Dietrich von Grebmer, das sich auch auf Schloss Rosegg in Kärnten bezieht. Viele der Wände sind transparent. Plötzlich sieht man, was sich in diesem Schloss sonst noch so alles abspielt, wer sich gerade wo versteckt oder an der Tür horcht.

Die Sängerinnen und Sänger sind fast dauernd in Bewegung. Das hervorragende Kärntner Symphonie Orchester ist von dieser Musik so begeistert wie der musikalische Leiter Nicholas Milton: „Es klingt so natürlich, aber eigentlich ist es eine perfekte Mischung von Text und Musik. Das ist einfach unschlagbar. Die Gelegenheit, diese Musik zu machen, ist für mich das größte Geschenk.“

Nicholas Milton musikalischer Leiter
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Nicholas Milton

Regisseurin skeptisch wegen fröhlichem Schluss

Am Ende geht doch noch alles gut: Figaro und Susanna heiraten und alle Wirrungen lösen sich auf. An ein Happy-End kann Brigitte Fassbaender aber trotzdem nicht glauben. Sie empfindet den Schluss, an dem alle zufrieden seien, nachdem so viel schief ging, als problematisch: „Die Musik ist auch so abrupt fröhlich. Ich glaube diesem fröhlichen Schluss einfach nicht und ich glaube auch nicht, dass der Graf sich ändert. Das ist eine Momentaufnahme und die Gräfin weiß das auch. Sie liebt ihn aber und versucht immer wieder, die Liebe ins rechte Lot zu rücken, aber ich glaube nicht, dass das noch einmal eine gute Ehe wird.“

„Le nozze di Figaro“ sind bis 4. Jänner am Stadttheater Klagenfurt zu sehen.