Zwei Frauenhände mit Tassen
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Chronik

Diakonie: Mehr Hospiz- und Palliativangebote

Die Bundesregierung hat sich auf eine gesetzliche Neuregelung der Sterbehilfe geeinigt. Unheilbar kranke Menschen können ab Jänner mittels Sterbeverfügung und eines Präparats, das in der Apotheke besorgt werden kann, aus dem Leben scheiden. Die Diakonie fordert hingegen einen Ausbau der Hospiz- und Palliativangebote.

Ab Jänner wird assistierter Suizid in Ausnahmefällen erlaubt. Berechtigt sind dauerhaft schwerkranke Menschen oder unheilbar Kranke. Sie müssen volljährig und auch entscheidungsfähug sein. Das geht aus dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung hervor.

Außerdem müssen zwei Ärzte unabhängig von einander den Zustand des jeweiligen Menschen und dessen Entscheidungsfähigkeit beurteilen. Bis zur Errichtung der Sterbeverfügung ist eine Zwölf-Wochen-Frist einzuhalten – auch als Bedenkzeit. Ziel ist, akute Krisenphasen ausschließen zu können.

Arzt Kanatschnig zur Sterbehilfe

Dr. Manfred Kanatschnig ist Mitglied der Ethikkommission und arbeitet als Onkologe am LKH in Kärnten. Er spricht im Studio zur neuen gesetzlichen Regelung der Sterbehilfe.

Eine gültige Sterbeverfügung berechtigt dann sterbewillige Personen, ein Präparat in einer Apotheke zu besorgen, das mit der Einnahme tödlich ist. Dieses Präparat muss – laut Gesetzesentwurf – dann auch selbstständig zugeführt werden. Wenn das nicht mehr möglich ist, muss zumindest die Sonde vom Betroffenen selbst ausgelöst werden. Mit diesem Passus soll es eine klare Abgrenzung zur aktiven Sterbehilfe geben, die weiterhin verboten ist.

Hospizbegleitung als wichtiges Element

Dieser assistierte Suizid dürfe allerings nie zu einem gesellschaftlichen Normalfall werden, sagt Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour: „Wir als Diakonie wollen zusammen mit Partnerorganisationen ‚alles und noch mehr‘ tun, damit sich Menschen mit Sterbewunsch immer für das Leben entscheiden.“ Damit das gelinge werde der Ausbau der Hospiz- und Palliativangebote gefordert: „Das hätten wir gerne im neuen Gesetzesentwurf als Rechtsanspruch verankert gehabt. Das ist nicht der Fall, aber es ist zumindest ein klares Bekenntnis da, dass das ausgebaut wird und Mittel dafür zur Verfügung gestellt werden.“

Die Frage nach einem assistierten Sterbewunsch habe es bisher nicht gegeben. Die Hospizbegleitung sei da ein wichtiges Element, sagt Hubert Stotter. Kärnten habe keine stationären Hospizbetten, da sei man österreichweit Schlusslicht. Eine Petition mit dem Titel „Hospizbetten jetzt“ sei erst vor Kurzem gestartet worden und habe bereits 2.500 Unterschriften.

Unterstützung für Ausbildungkosten fehlt bislang

Das Ziel sei es außerdem, die Hospiz-Ausbildung und -begleitung finanziell vom Land abzusichern. Stotter: „Die Organisationen wie Rotes Kreuz, Caritas und Diakonie finanzieren das zu einem beträchtlichen Teil auch aus Eigenmitteln. Wir bekommen eine Unterstützung des Landes Kärnten für das Kilometergeld und einen Anteil der Personalkosten.“

Wer ehrenamtlich eine Hospizbegleitung machen wolle, müsse jedoch eine Ausbildung durchlaufen und diese selber bezahlen. „Das kann auf Dauer nicht so sein“, so der Rektor der Diakonie de La Tour.

Köfer: Auch Geriatrieplan nötig

Der Forderung nach mehr Hospiz- und Palliativangeboten in Kärnten schloss sich Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer an. Er kündigte im Rahmen der nächsten Landtagssitzung eine entsprechende Initiative an. Auch die Einführung eines Rechtsanspruches auf Hospiz- und Palliativbetreuung könne sich Köfer vorstellen. Kärnten benötige zur Stärkung der Versorgungssicherheit dringend auch einen Geriatrieplan ähnlich dem Psychiatrieplan, der auf bestehenden Strukturen aufbaue, diese stärkn und neue, wichtige Projekte, Leistungen und Maßnahmen fördere. "Es geht hierbei von Langzeitpflege über die Akutversorgung und Nachsorge bis hin zu palliativen Angeboten, die eine elementare Unterstützung bis ans Lebensende eines Menschen darstellen“, so Köfer. Er habe im Landtag im Oktober eine Initiative mit dem Titel „Geriatrische Medizin: Abhaltung einer Fachenquete und Erarbeitung eines Strategieplans zur zukünftigen Versorgung in Kärnten“ gestartet.