Landeshauptmann Peter Kaiser vor dem Denkmal
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Chronik

Gedenken an Zwangsarbeiter

An die hundert Menschen sind am 26. Oktober wieder zum Friedhof Annabichl in Klagenfurt gekommen, um der Toten des Faschismus zu gedenken, die von Antisemiten und Rassisten verfolgt wurden. Eine etwas andere Gedenkfeier, die heuer vor allem an die Zwangsarbeiter erinnern sollte.

Der Verein Memorial Kärnten Koroska ließ auf Tafeln an der Gedenkstätte die Namen verewigen. Die Namen von Verfolgten, Verschleppten, Getöteten. 3.175 waren es zwischen 1938 und 1945, die ihr Leben in einem unmenschlichen Regime verloren. An die tausend kamen als Zwangsarbeiter aus Frankreich, Italien, Polen, der Ukraine und Russland.

Gedenkfeier in Annabichl

Vereinsobmann Alexander Petritz sagte, die Anzahl der von den NS-Schergen geraubten und verschleppten Personen, vor allem arbeitsfähige Kinder, Jugendliche und Erwachsene, gehe in die Millionen. Alleine nach Kärnten seien 50.000 Menschen gebracht, wo sie die Männer ersetzen sollten, die im Kriegseinsatz waren. Durch das Gedenken würde auch diesen Opfern ihre Namen und ihre Würde zurückgegeben, so Petritz.

Besucher bei der Gedenkfeier
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Gedenken in Annabichl

Angefeindet und verfolgt

Abschätzig wurden diese Zwangsarbeiter als Polaken bezeichnet und arbeiteten auf den Bauernhöfen rund um Griffen. Sie wurden auch angefeindet. Nach einem Mehrfachmord war für die Nazis klar, dass es einer von ihnen gewesen sein müsse. So gab es weitere Verfolgung und Gewalt, sagte Chronist Valentin Hauser und schilderte einen konkreten Fall. Nach einem Monat Haft und Rückkehr auf den Bauernhof seines Dienstgebers sei Jurek Selis ein Wrack gewesen, er hab zu niemandem Vertrauen und sprach nicht mehr. Im Gefangenenhaus war er gewalttätig verhört worden.

Verbeugung vor dem Denkmal
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Verbeugung vor dem Denkmal

„Demokratie wichtig wie nie“

Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) sagte, die Landeshauptstadt werde sich auch in Zukunft mit Erinnerungsarbeit beschäftigen. Landehauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, er wolle, dass die Schicksale der polnischen Zwangsarbeiter in Kärnten, wissenschaftlich gegen das Vergessen bearbeitet werde. In einer schwierigen Situation der Republik in Pandemie und Politik müsse so klar wie nie zuvor sein, wie wichtig Demokratie sei, so Kaiser in seiner Rede. Wie immer gab es auch eine Kranzniederlegung für die Opfer beim Mahnmal der Opfer für ein freies Österreich.