Die 60 Jahre alte Britin, die in Villach lebt, machte vor einiger Zeit eine Wanderung in Richtung Hochstuhl. Auf dem Bärensattel verstieg sie sich und fand zwischen den hohen Latschen den Weg nicht mehr den Weg zurück. Es wurde dunkel und kalt, deswegen rief sie gegen 20.00 Uhr den Rettungsnotruf. Mit ihrem britischen Akzent erklärte sie dem jungen Rot-Kreuz-Mitarbeiter in der Leitstelle, dass sie am Berg „verloren“ sei und sagte auch, wo sie sich befinde.
Er wollte von ihr wissen, ob sie einen medizinischen Notfall melden wolle. Die Frau verneinte, schließlich sei sie unverletzt in Bergnot. Sie verbrachte schließlich die Nacht im Freien, denn niemand außer dem Leitstellenmitarbeiter wusste von dem Anruf.
Wichtige Notrufnummern
- Feuerwehr: 122
- Polizei: 133
- Rettung: 144
- Euronotruf: 112
- Bergrettung: 140
- Notruf für Gehörlose: +43 800 133 133
- Ärztefunkdienst: 141
Disponent ging nicht von Notlage aus
Melanie Reiter, Pressesprecherin beim Roten Kreuz, sagte, für den Disponenten habe sich in dem Augenblick die Situation nicht als so ernst dargestellt: „Die Dame war am Telefon äußerst entspannt und hat glaubhaft versichert, dass sie keine Hilfe benötige und sich am nächsten Morgen nochmal meldet. Man muss aber schon dazu sagen, dass da noch Luft nach oben wäre. Man hätte schon noch irgendwo nachfragen können. Nachdem das Gespräch nur 30 Sekunden dauerte, war für unseren Call-Taker der Fall damit erledigt.“

Diese Anruf-Entgegennehmer seien an sich gut geschult. Man höre meist auch sehr deutlich an der Stimme, ob sich eine Person in einer Notlage befinde oder nicht: „Die Leute sind aufgeregt, kurzatmig, nervös.“
Rettungskräfte wussten nichts von Bergnot
Die Wanderin überstand die kalten dunklen Stunden auf dem Berg. Den Weg fand sie trotzdem nicht. Sie verständigte aber auch keine andere Rettungsstelle. Polizei, Bergrettung oder Hüttenwirte wussten somit nichts von ihrer Lage. Pressesprecherin Reiter appelliert in diesem Zusammenhang an die Bevölkerung, deutlich klar zu machen, wenn sie Hilfe benötige. Für den betroffenen Kollegen habe sich die Lage im aktuellen Fall nicht so dargestellt, als würde die Frau Hilfe brauchen, zumal sie gesagt habe, dass es sich um keinen medizinischen Notfall handle.
14 Stunden nach erstem Notruf geborgen
Am nächsten Tag in der Früh rief die Frau mit dem letzten Strom im Handy erneut den Notruf 144. Melanie Reiter sagte, dass die Rettungskette letztendlich von der Kollegin, die die Anruf entgegen nahm, in Gang gesetzt wurde: „Sie erklärte der Dame dann auch noch, wie sie am Handy ihre Koordinaten findet, damit sie der losgeschickte Hubschrauber finden kann. Natürlich musste sie eine Nacht am Berg verbringen – das hätte man tatsächlich besser lösen können.“ Sofort machten sich Bergretter und Polizeihubschrauber auf den Weg.
14 Stunden nach dem ersten Notruf wurde die 60-Jährige zwischen Latschen entdeckt. Die Nacht in der Kälte hatte sie erstaunlich gut überstanden und wurde wurde ins Tal geflogen. Man lerne aus dem Fall, sagt Reiter: „Mit dem betreffenden Mitarbeiter werden Gespräche geführt.“ Man könne immer etwas dazulernen.