Stadttheater Klagenfurt
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Chronik

Waffen im Theater: Strenge Vorschriften

Der tragische Vorfall an einem Filmset in den USA, bei dem Hauptdarsteller Alec Baldwin eine Kamerafrau mit einer Requisitenwaffe erschossen und den Regisseur verletzt hat, geht um die Welt. Auch im Theater werden Waffen verwendet, hier geht die Sicherheit in jedem Fall vor, es gebe strenge Vorschriften.

Günter Haberl ist stellvertretender Leiter der Requisite und Pyrotechniker am Stadttheater Klagenfurt. Auch, wenn es sich bei den Waffen, die für Stücke im Einsatz sind, um Requisiten handelt, achtet man sehr streng auf Sicherheit. Unter den 38 Waffen des Theaters sind auch Schreckschusspistolen, doch die meisten sind „echte“ Waffen aller Gattungen. Sie wurden zwar funktionsuntüchtig gemacht und werden nur mit Schreckschussmunition abgefeuert, dennoch sind sie auf den Waffenmeister persönlich registriert.

Auch Gefahr des Diebstahls

Er haftet für jede einzelne und ist auch für die Unterweisung der Schauspieler zuständig. Im Fall des Falles kann er sogar eine Verwendung untersagen, das sei aber noch nicht vorgekommen, so Haberl. Die Regisseure haben oft spezielle Vorstellungen, aber sie hören auch auf den Fachmann. Die Waffen werden in einem Waffenschrank sicher aufbewahrt, denn man müsse sich ja auch vor Diebstahl schützen, sagte Haberl: „Ein Fachmann könnte sie wieder funktionstüchtig machen, daher handhaben wir das ganz streng.“

Schauspieler werden immer eingewiesen

Für alle möglichen Theaterstücke oder Opern gibt es im Stadttheater passende Waffen. Haberl sagte, man habe für eine Duellszene einmal auch entsprechende Pistolen in einem Klagenfurter Waffengeschäft gekauft. Geschossen wird aber nie von den Schauspielern selbst, so Haberl: „Der hörbare Schuss kommt entweder vom Requisiteur aus dem Off, von der Seitenbühne, oder er wird überhaupt auf Signal eingespielt. Trotzdem müssen die Schauspieler eingewiesen werden.“ Eine Einweisung gebe es bei allen Waffen, auch bei Degen oder Schwertern, je nach Stück. Sie müssen auch schriftlich bestätigen, dass sie eingeschult wurden.

Platzpatronen auch gefährlich

Platzpatronen sind keineswegs völlig ungefährlich. Das Nitrozellulosepulver der Patrone kann unter einem Abstand von einem Meter zu Verletzungen führen, vor allem, wenn die Augen betroffen sind. Auf der Bühne wäre somit die richtige Handhabung samt nötigen Abstand zusätzlich zu Text und Choreografie für die Schauspieler nicht machbar. Außerdem sind die Waffen sehr laut, so Haberl: „Ein Regisseur wollte, dass die Waffe auf der Bühne selbst abgefeuert wird. Wir haben das dann bei einer Probe gemacht und es hat so laut gekracht, das konnten sich dann auch die Schauspieler nicht in dieser Nähe vorstellen. Noch dazu ohne Gehörschutz auf der Bühne.“ Der Schuss wurde dann in bewährter Weise vom Fachmann aus dem Off abgegeben.

Unfälle können laut Haberl zwar immer passieren, aber mit den Waffen am Stadttheater gab es bisher keine Zwischenfälle. Haberl hat privat eine Waffenbesitzkarte und war auch Sportschütze, seit zwei Jahren ist er auch für die Pyrotechnik im Stadttheater verantwortlich.

Ermittlungen abwarten

Den Vorfall auf dem US-Drehset kann sich Haberl nicht wirklich erklären. Denn von einem Todesfall bei der Verwendung von Platzpatronen habe er noch nie gehört. Man müsse hier die Ermittlungen abwarten, vermutlich war es doch scharfe Munition, das werde man sehen. Er sei aber schockiert gewesen, so der Fachmann. Beim Dreharbeiten zum Film „The Crow“ im Jahr 1993 kam Schauspieler Brandon Lee, der Sohn von Kampfkunststar Bruce Lee ums Leben. Damals war die Requisiten-Waffe mit scharfen Patronen geladen. Sollte es im Stadttheater wirklich zu einem Vorfall mit scharfer Munition kommen, dann würde es sich um ein Verbrechen handeln, und nicht um einen Unfall, so Haberl.

Petra Haas/kaernten.ORF.at