Chronik

Zehn Jahre Frauenberufszentrum

Das Kärntner Frauenberufszentrum (FBZ) ist zehn Jahre alt geworden. Weil sie oft Betreuungspflichten für Kinder oder das Pflegen von Familienangehörigen übernehmen, stehen Frauen beim (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt vor Herausforderungen, sagte Daniela Stein, Projektleiterin am FBZ, am Freitag.

Das FBZ sieht sich an der Schnittstelle zwischen dem Arbeitsmarktservice (AMS), arbeitssuchenden Frauen und der Wirtschaft. Dabei sind die Kundinnen sowohl klassische Wiedereinsteigerinnen, solche, die in einer Orientierungsphase sind, bis hin zu bildungsfernen Frauen. In den vergangenen zehn Jahren betreute das FBZ 2.578 Teilnehmerinnen in mehr als 15.210 Coachingstunden – in gezielten Einzel- und Gruppencoachings, sowie bei Weiterbildungsangeboten. Das AMS Kärnten unterstützt das Zentrum mit 170.000 Euro jährlich.

Frauenberufszentrum Kärnten

Pandemie brachte zusätzliche Herausforderungen

Die Pandemie habe die Lage der Frauen am Arbeitsmarkt noch einmal deutlich verschärft, sagte Susanne Kißlinger, Direktorin der Arbeiterkammer (AK) Kärnten. „Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen wurden geschlossen. Man sollte Kinder nur fremdbetreuen, wenn es gar nicht anders geht.“ Da die Väterkarenz nur bei vier Prozent liege, scheint eindeutig, wer hier die Betreuung übernehmen musste.

Auch die Verlagerung ins Home Office – von 5,8 Prozent der Beschäftigten in 2019 zu 42 Prozent im April 2020 – sei laut Kißlinger ein „zweischneidiges Schwert“. Zwar gebe es unbestrittene Vorteile, aber zum einen sei die Ausstattung zu Hause nun einmal nicht die, die man im Büro habe. Zum anderen „kann man nicht Kinder betreuen und im Home Office arbeiten“. Genau das werde aber häufig von Frauen verlangt.

Männer verdienen um 15,2 Prozent mehr

Am Montag ist in Österreich der Equal Pay Day. Von da an arbeiten Frauen bis zum Jahresende umsonst im Vergleich zum Gehalt ihrer männlichen Kollegen im selben Beruf. Laut AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig beträgt der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in Kärnten 15,2 Prozent. Eine schnelle Anpassung ist zudem nicht in Sicht, wie Kißlinger deutlich machte. „Wenn es bei der Angleichung so weiter verläuft wie in den vergangenen 15 Jahren, dann dauert es noch weitere 30 Jahre.“

Um das zu ändern, sprach die AK-Direktorin von individuellen Maßnahmen: Selbstermächtigung, Aufbau von Selbstbewusstsein, sie sollen „ihr Leben selbst in die Hand nehmen“. Auf die Frage, ob nicht ein Generalstreik der Frauen genau für die gut zwei Monate, die sie umsonst arbeiten müssen, mehr bewegen würde, und das vor allem schneller, reagierte sie eher reserviert. „Ich glaube nicht, dass ein Streik da mehr bewegen würde.“ Anders sah das Stein vom FBZ: „Ich bin für einen Streik, ich denke, sonst wird das nichts.“ Sie merkte aber auch an: „Dafür sind Frauen zu pflichtbewusst.“