Hörzendorfer See
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Umwelt

Klimawandel macht Seen zu schaffen

Der Klimawandel beeinflusst auch die Kärntner Seen. Experten stellen bereits Veränderungen fest. Ist es länger heiß, erwärmt sich auch das Wasser schneller, es wird nährstoffreicher und sauerstoffärmer. Vor allem bei kleineren Seen führt das unter anderem zu stärkerer Algenbildung.

Roswitha Fresner vom Kärntner Institut für Seenforschung sagte, wenn sich die Temperatur im Wasser erhöhe, löse sich weniger Sauerstoff, die Mikrobiologie arbeite schneller, Algen wachsen schneller und werden auch schneller zersetzt. Die Nährstoffe stehen wiederholt zur Verfügung. Höhere Temperaturen im Sommer und Herbst bedeuten, dass das Seewasser länger warm bleibt.

Algen können sich daher länger entwickeln, der Nährstoffgehalt steigt, und der Sauerstoffanteil sinkt: „Die Algen haben einen bestimmten Lebenszyklus, nach einiger Zeit sterben sie und werden von Mikroorganismus abgebaut. Dieser Abbau funktioniert hauptsächlich unter Sauerstoffverbrauch.“

Kapuzinerinsel im Sonnenuntergang
Wörtherseetourismus/tinefoto
Die großen Seen, wie der Wörthersee, sind von der Erwärmung nicht so stark betroffen, sie sind tief genug

Kleinere Seen als Leidtragende

Nun habe man eine hohe Algenbiomasse aufgrund des hohen Nährstoffgehalts, eine sauerstoffzehrende Tätigkeit der Mikroorganismen, und allein von der Temperatur her habe man weniger Sauerstoff, so Fresner. Besonders kleinere Seen sind davon betroffen. Untersucht wurden der Maltschacher, Flatschacher und St. Urbaner See. Dabei stellte man ein Ansteigen des Nährstoffgehaltes fest.

Diese Seen sind seicht und erwärmen sich daher sehr schnell bis zum Grund, so Fresner. Bei einem großen See erwärme sich nur die Oberfläche bis ca. sechs Meter. Je tiefer man gehe, desto mehr nehme die Temperatur ab, und man habe immer ein kaltes Tiefenwasser, das in den seichteren Seen fehle. Das kalte Tiefenwasser ist wichtig als Rückzugsgebiet für die Fische: „Ich habe in den seichten Seen immer hohe Temperaturen, allein deswegen habe ich weniger Sauerstoff gelöst. Diese Gewässer sind immer gefährdet, wenig Sauerstoff zu besitzen.“

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Wasserpflanzen halten Algen in Schach

Damit wird wieder die Algenbildung gefördert. Algen wären grundsätzlich positiv, da sie Sauerstoff produzieren, aber es kommt immer auf die Menge an. Wenn sie massenhaft auftreten, können sie an der Wasseroberfläche als Schlieren auftreten. Das sei unappetitlich, man möchte ja klares Badewasser. Allerdings wollen die Badegäste auch keine Wasserpflanzen, die die Algen in Schach halten. Wasserpflanzen produzieren auch Sauerstoff, erfüllen aber mehr Funktionen für das Ökosystem im Wasser als Algen, so Fresner.

Sankt Urbaner oder Urbansee
Urbansee

Fische anfüttern vergrößert Probleme

Deswegen rät Fresner dazu, die Wasserpflanzen so gut wie möglich stehen zu lassen, um die Algenbildung zu minimieren. Sie seien eine Kinderstube für Jungfische, Aufenthaltsraum für Insekten und puffern auch den diffusen Eintrag bei Starkregen. Sie nehmen Nährstoffe auf, daher sollte man die Pflanzen bei den kleinen Seen in Ufernähe belassen. Besonders beim Maltschacher See nimmt in jüngster Zeit das „Catch and Release“-Fischen zu. Fresner sage, sie verstehe das Prinzip persönlich nicht.

Maltschacher See bei Feldkirchen
Maltschacher See bei Feldkirchen

Die Fische werden gefangen, angeschaut und wieder zurückgeworfen. Dazu werden die Fische angefüttert, so Fresner. Bei dem Anfüttern werde aber oft zu viel Futter in den See geworfen. Dieses Futter, aber auch das Zurückwerfen der Fische in den See, belasten die Wasserqualität zusätzlich, so Fresner. Wenn die Fische das Futter nicht fressen, sinke es zu Boden, werde zersetzt, und das brauche Sauerstoff.

Flatschacher See bei Feldkirchen
Flatschacher See

Fische und Vögel nicht füttern

Aus diesem Grund appelliert die Expertin, Tiere nicht zu füttern, auch keine Wasservögel. Außerdem könne intensive Landwirtschaft den kleinen Seen ebenfalls schaden. Denn das sorge für hohe Nährstoffkonzentrationen, vor allem Phosphor. Der Gehalt sei so hoch, dass die Seen als „eutroph“ bewertet werden, also sehr nährstoffreich.

Der Klimawandel sei lokal nur schwer aufzuhalten, meint die Expertin, aber sie wünsche sich für die Seen, dass man im Bereich der Landwirtschaft noch sensibler arbeite – vor allem bei Hangneigungen sollte man Querfurchen anlegen. Sie sollen verhindern, dass Erde bei Regen Richtung See abgetragen wird.