Vier Stunden pro Tag verbringen die Kinder mindestens im Freien und entdecken dabei ständig Neues, sagt Leiterin Sabine Dörfler: „Bei uns ist der Weg eigentlich schon das Ziel. Wir haben überhaupt keine Eile, wir gehen von Treffpunkt zu Treffpunkt, sodass jedes Kind individuell in seinem Tempo unterwegs sein kann. Einer findet etwas zu beobachten, die anderen haben gerade so viel Energie und müssen laufen – dem ist einfach Raum gegeben.“

Konzept aus nordischen Ländern überzeugte
Sabine Dörfler initiierte vor 17 Jahren den Waldkindergarten in Maria Saal: „Ich habe im Laufe meines Studiums der Pädagogik und Psychologie überlegt, was ich danach machen will. So absolvierte ich eine Ausbildung zur Kindergärtnerin merkte dann aber, dass ich zwar gerne mit ihnen arbeite, aber nicht in dem herkömmlichen Rahmen – das war nicht meins." Ich fand heraus, dass es in den nordischen Ländern Waldkindergärten gibt, hospitierte in Bayern und war einfach beeindruckt davon, wie die Kinder im Leben stehen und was sie alles erleben dürfen. Ich dachte mir – das brauchen wir in Kärnten auch.“

Im Waldkindergarten werden die Kinder wie in einem unter Anführungszeichen „normalen“ Kindergarten pädagogisch angeleitet. Der Unterschied ist der Aufenthaltsort, sagt Sabine Dörfler: „Wir sind mit den Kindern quasi vier Stunden täglich im Wald unterwegs – zu jeder Witterung, außer es stürmt oder es hat ein starkes Gewitter. Ansonsten erarbeiten wir – wie in jedem anderen Kindergarten – im Jahreskreis mit den Kindern verschiedene Dinge.“

Jause vor dem Feuerplatz
Wenn sich der Frost auf den Feldern zeigt, wird auf dem sogenannten „Winterplatz“ eine kleine Pause eingelegt: „Hier befindet sich ein umgebauter Bauwagen, der kindgerecht adaptiert ist und den man – zum Jausnen im Winter – beheizen kann. Jetzt im Herbst sitzen wir noch auf Holzbänken ums Feuer herum und jausnen gemütlich.“
Dabei wird auch über das nahende Erntedankfest gesprochen. So erfahren die Kinder zum Beispiel, warum es eigentlich gefeiert wird. Lore, das älteste Kind der Gruppe, erzählt, dass der Mutter Erde gedankt werde: „Wir essen Gemüse, Brot, Obst und andere Sachen und es gibt auch manchmal Apfelsaft.“

Herbst mit allen Sinnen erleben
„Man kann natürlich auch drinnen sitzen und über Herbst reden, aber man kann auch im Wald stehen und greifen, schauen, fühlen und schmecken, wie sich Herbst anfühlt“, so Pädagogin Sandra Londer.
Vincent und Leopold sind beste Freunde und spielen gerne gemeinsam Baumeister. Diesmal ist ihr handwerkliches Geschick beim Basteln gefragt, denn es sollen für das Erntedankfest ausgehölte Kürbisse als Dekoration entstehen. Lore machte mit ihren Freundinnen Josefine und Hemma schon einige Exemplare und erklärt die Arbeitsschritte: „Als erstes macht man einen Deckel, dann hölt man ihn aus und dann kann man das Gesicht schneiden.“ „Einer ist gruselig, einer lacht und einer ist traurig und lacht – so eine Mischung“, sagt Hemma.

Zwerg Alfred hat nur Schabernack im Kopf
Dann wäre da noch der Zwerg Alfred, um den sich viele Mythen ranken und der die Kinder des Waldkindergartens Maria Saal immer wieder besucht. Im Wald bei Arndorf soll er hausen. die kleine Josefine mutmaßt, dass er die Drohne ihres Onkels gestohlen haben könnte und gerade damit durch die Gegend fliegt.
Sabine Dörfler sagt, es handle sich um eine Fingerpuppe: „Er ist ein Zwerg und wohnt in einer Höhle. Er räumt nicht besonders gerne auf und macht ganz viel Blödsinn. Um den Alfred ranken sich viele Geschichten.“

Er liebe Süßigkeiten und verbringe den halben Sommer in der Eisvitrine in Italien. „Die Kinder lernen, dass man sich mit Zahnschmerzen nicht besonders wohl fühlt oder dass das auch Bauchweh macht“, so Dörfler. Kindergartenkind Lore hat ihre eigenen Theorien: „Er frisst sich durch Süßigkeiten durch. Beim letzten Erntedankfest war er auf einmal in einem Kuchen drinnen.“ Ob Alfred heuer auch wieder beim Erntedankfest vorbeischaut wird sich zeigen.