Figuren in der Vitrine
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Freizeit

Privatmuseum für Linde-Spielfiguren

Vielen wird er noch ein Begriff sein, Linde Kaffee, ein Ersatzkaffee, der vor allem in der Nachkriegszeit weit verbreitet war. Um ihn besser zu verkaufen, wurden in den Packungen zwischen den 1950er und 70er Jahren Spielfiguren für Kinder versteckt. Etwa 6.000 Figuren werden in einem Privatmuseum ausgestellt.

Nicht nur Kaffee war in der Nachkriegszeit rar und teuer, sondern auch Spielzeug. Daher entstand die Idee, den österreichischen Packungen des ersatzkaffees Spielzeug im Sinne von Werbebeigaben beizulegen, um den Umsatz zu steigern und durch das Sammeln Kundentreue zu garantieren. Die Werbestrategie der Firma ging auf. Die Figuren wurden so beliebt, dass sie zum Spielzeug ganzer Generationen wurden.

Spielzeugsoldaten
Lisa Natmessnig/ORF

Spielzeug zweier Generationen

Der Psychiater und Psychotherapeut Herwig Oberlerchner will den Figuren aus seiner Kindheit nun Tribut zollen und richtete für sie ein eigenes Privatmuseum in Klagenfurt in der Kaufmanngasse ein: „Tatsächlich war es das Spielzeug meiner Kindheit und Jugend. Ich hab einen großen Karton gehabt und da waren meine Figuren drinnen, die weißen Tiere, vor allem die Indianer, Saurier und so weiter. Als ich dann von zu Hause weg bin ist diese Spielzeugsammlung im Keller vergessen worden.“

Herwig Oberlechner
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Herwig Oberlerchner

Vor etwa 20 Jahren entdeckte Oberlerchner die Figuren bei einem Flohmarkt in Klagenfurt wieder. Sofort war er Feuer und Flamme: „Plötzlich sehe ich auf einem Tisch eine weiße Figur vor mir, ein Krokodil, da stand Linde drauf, und das war für mich wie ein Flash, ich war völlig fasziniert. Diese Figuren gibt es noch auf Flohmärkten. Zwei Tage später war ich im Keller im Haus meiner Mutter, hab meine Kiste reaktiviert und bin in einen Sammlerrausch verfallen.“

Spielfiguren
Lisa Natmessnig/ORF

Alte Leidenschaft neu entdeckt

Seitdem lässt ihn das Thema nicht mehr los, er kaufte zahlreiche Sammlungen auf. Unter den knapp zehn Zentimeter großen Figuren finden sich Ritter, Indianer, Möbel, Autos, Eisenbahnen aber auch die charakteristischen weißen Tiere, für die der 57-jährige Herwig Oberlerchner eine ganz besondere Sammelleidenschaft entwickelte: „Das ist eine Leidenschaft, die unheimlich viel Kraft gibt, viel Spaß macht, die ablenkt von Belastungen im Alltag. Man schwebt zurück in die Kindheit, hat schöne Erinnerungen an unbeschwerte Momente. Ich assoziiere den Geruch des Linde Kaffees mit dem Geruch der Pfeife meines Urgroßvaters, mit diesem Brodeln des Kaffees im Topf der Uroma, mit Wärme, dem Diwan, auf dem die Katze geschlafen hat, also mit Idylle.“

Spielzeugschiffe in der Vitrine
Lisa Natmessnig/ORF

Exemplare kosten bis zu 1.000 Euro

Das Spielzeug ist auch in der Sammlerszene beliebt. Einzelne Exemplare werden bereits mit bis zu 1.000 Euro gehandelt. In der Coronavirus-Zeit fasste Oberlerchner den Entschluss, seinen Traum zu erfüllen und ein eigenes Privatmuseum einzurichten.

Figurenmuseum wird eröffnet

Zwischen den 1950er und 1970er Jahren wurden in Ersatzkaffeepackungen Spielfiguren versteckt um das Produkt besser zu verkaufen. Herwig Oberlechner hat diese gesammelt und eröffnet in Klagenfurt ein Privatmuseum.

Was Oberlerchner mit seinem Privatmuseum für die bunten Spielfiguren aus den vergangenen Jahrzehnten auch erreichen will: „Ich gehe davon aus, dass bei vielen Menschen Erinnerungslawinen losgehen werden. Viele werden sagen, den hab ich gehabt, den Löwen oder den Eisbären oder den Indianer und genau das ist meine Intention, diesen Kindheitserinnerungen Raum geben.“

Spielfiguren in der Vitrine
Lisa Natmessnig/ORF

Nur vier Exemplare fehlen noch

Mehr als 6.000 Figuren werden im Museum ausgestellt, zu Hause besitzt Oberlerchner noch viele weitere Figuren. Von den Lindefiguren fehlen ihm lediglich vier Exemplare: „Ich werde nicht müde werden, dem letzten blauen Indianer, der mir noch fehlt, nachzujagen. Und ich versuche ein Möbelstück, das ich leider noch nicht habe, zu finden. Ja und dann geht man so meditativ mit den Linde-Antennen durch die Flohmärkte und findet das eine oder andere Stück.“

Museum innen
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Oberlerchner fasziniert auch die Werbestrategie, die das Unternehmen aus Deutschland damals mit der Einführung des koffeinfreien Ersatzkaffees samt verborgenem Spielzeug verfolgte. Längst ist die Kaffeefigurensammlung über jene der Firma Linde Kaffee hinaus gewachsen. Ausgestellt werden auch Beigaben der Kaffeeersatzfirmen Titze und Korona, aber auch so genannte Margarinefiguren aus Deutschland.