Ausgrabungen neben der Pfarrkirche Molzbichl
„Kennst du Kärnten“

Ältestes Kloster Kärntens in Molzbichl

Der kleine Ort Molzbichl im unteren Drautal ist für Historiker und Archäologen nahezu ein Paradies. Molzbichl ist nicht nur der älteste Klosterstandort Kärntens. Mitte der 1980er Jahre fand man noch weitere Schätze, unter anderem eine Inschrift aus dem 6. Jahrhundert.

Am Anfang war es nur eine Vermutung, dass es in Molzbichl etwas im Verborgenen gibt, was historisch bedeutend sein könnte, so Kärnten-Guide Rotraud Jungbauer. „Man hat vermutet, dass es in Molzbichl, in dem Bereich, wo die heutige Pfarrkirche steht, ein Karolinger-Kloster gegeben haben könnte. Hinweis dafür war ein alter Ortsname von Molzbichl aus dem 11. Jahrhundert, nämlich Munstiure. Das leitet sich vom lateinischen Monasterium ab, was auf deutsch Kloster bedeutet“.

Vorromanischer Stein im Museum Molzbichl
ORF/Petra Haas
Fund im Museum Molzbichl, vorromanisches Relief

Älteste Klostergründung Kärntens

Was heute als Ortsname gilt, war zu damaliger Zeit nur die Beschreibung, was sich in diesem Ort befindet. In diesem Fall also vielleicht ein Kloster. Grund genug für die Wissenschaftler, Nachschau zu halten: „Die Ausgrabungen haben sensationelle Funde gebracht, nämlich Fundamentreste von einer Kirche und einem Kloster und größte Zahl an Flechtwerksteinen in ganz Österreich. Das alles aus dem 8. Jahrhundert. Mit diesen Funden wurde auch klar, dass Molzbichl die älteste Klostergründung Kärntens ist“.

Die Pfarrkirche von Molzbichl
Die Pfarrkirche in Molzbichl unter der die Mauern des ältesten Klosters Kärntens liegen

Schwierige Grabungsarbeiten

Allerdings waren die Ausgrabungen alles andere als einfach: „Die Grundmauern der Kirche aus dem 8. Jahrhundert befinden sich nämlich unterhalb der heutigen Pfarrkirche. Nun konnte man die Kirche ja nicht einfach abreißen und mit Grabungen beginnen, sondern man musste von außen unter die Kirche graben und so die Mauern ergraben. Aus diesem Grund konnten die Mauern auch nicht freigelegt werden, sondern wurden vermessen, fotografiert, archäologisch erfasst und dann hat man alles wieder zu gemacht“, so Jungbauer.

Altar der Kirche Molzbichl
ORF/Petra Haas
Altar in der Kirche

Ein Nachbau ist aber im gleich angrenzenden Museum zu sehen. Eigentlich fast schon schmerzhaft für die Wissenschaftler. Aber sie sollten trotzdem belohnt werden, mit weiteren Funden in Molzbichl. Denn die Klostermauern stehen außerhalb der Kirchenanlage und sind neben dem Museum im Freien sichtbar.

Museum in Molzbichl
ORF/Petra Haas
Funde im, Museum Molzbichl, das sich neben der Kirche befindet

Inschrift aus dem 6. Jahrhundert

Der bedeutendste Fund, den man bei Grabungen in Molzbichl 1987 gemacht hat, war eine beschriftete, große Steinplatte aus dem 6. Jahrhundert, die sogar mit einer Datumsangabe versehen ist. „Diese Inschrift erzählt von einem Diakon Nonnosus, der am 20. Juli 533 hier an diesem Ort bestattet wurde“, erklärt Jungbauer.

Altarstein der Kirche Molzbichl
ORF/Petra Haas
Der Altarstein in der Pfarrkirche Molzbichl mit der Inschrift des Nonnosus aus dem 6. Jahrhundert

Dieser Fund ist wirklich sensationell, denn normalerweise findet man nach so langer Zeit keine so gut erhaltenen Objekte mehr. "Die Inschrift von Molzbichl aber zeigt ein gut lesbares und vollständiges Schriftbild. Es ist wirklich sensationell, dass diese Tafel 1.400 Jahre fast unbeschadet überstanden hat. Heute kann die Tafel, gut eingemauert in den Volksaltar der Kirche, bestaunt werden. Sie ist mehr als eine Ausgrabung, sie ist auch ein Zeugnis. „Somit haben wir hier die Nennung des ältesten Kärntner Heiligen Nonnosus“, so Rotraud Jungbauer.

Um 600 wanderten heidnische Slawen in den Kärntner ein, die 756 von Salzburger Mönchen missioniert wurden. Nach einem Aufstand leitete Baiernherzog Tassilo III, eine weiter Missionsphase ein, in dieser wurde das Kloster gegründet. Der christliche Glaube blieb hier verankert, sodass nun aus der frühchristlichen Kirche die Gebeine des heiligen Nonnosus 533 in der Grabkammer hinter dem Altar beigesetzt wurden.