Wirtschaft

Neues Modell für inklusiveren Arbeitsmarkt

Menschen mit Behinderung haben nach wie vor einen schweren Stand am Arbeitsmarkt. Oftmals arbeiten sie in Werkstätten, wo sie nur ein Taschengeld erhalten. Um ihre Situation zu verbessern und den Arbeitsmarkt inklusiver zu gestalten, arbeitete die Lebenshilfe ein sogenanntes Zwei-Säulen-Modell aus.

Menschen mit Behinderung wollen als Erwachsene und gleichberechtigte Menschen wahrgenommen werden – nicht nur im Alltag, sondern auch im Arbeitsleben. Derzeit ist die Arbeitssituation für beeinträchtigte Menschen jedoch weit entfernt von einem inklusiven Modell, sagt Silke Ehrenbrandtner, Leiterin der Lebenshilfe Kärnten: „Viele Menschen mit intellektuellen Behinderungen sind in Werkstätten erwerbstätig und arbeiten dort nur auf einer Taschengeldbasis. Sie sind weder sozialversicherungsrechtlich beschäftigt, noch erhalten sie ein Gehalt. Das heißt, dass die Menschen oft viele Jahre erwerbstätig sind ohne kranken- oder pensionsversichert zu sein. Sie können dann später nicht in Pension gehen.“

Zwei-Säulen-Modell soll neue Möglichkeiten bieten

Um diese Schlechterstellung aus der Welt zu schaffen erarbeitete die Lebenshilfe nun ein Zwei-Säulen-Modell. Die erste Säule betreffe die Existenzsicherung, „wo sich der Erwerbslohn drinnen befindet und Bedarfe abgedeckt werden wie Wohnen, Essen und Kleidung; Freizeit, Gesundheit und Mobilität.“ Die zweite Säule betreffe laut Ehrenbrandtner die Bedarfssicherung, über die Assistenz- und Hilfsmittel abgedeckt werden. Es soll aber auch zum Beispiel das Pflegegeld erhalten bleiben.

Für die Umsetzung dieses Modells benötige die Lebenshilfe jedoch noch Zugeständnisse seitens des Gesetzgebers. Bereits im Mai habe man in Wien bei Bundeskanzler und Arbeitsminister vorgesprochen, so Ehrenbrandtner: „Das Zwei-Säulen-Modell fordert, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen so ändern, dass es Unternehmen leichter gemacht wird einerseits Menschen mit Behinderungen anzustellen, andererseits dass es einen inklusiven Arbeitsmarkt gibt, wo man – je nach seinen Fähigkeiten – eingesetzt werden kann.“ Derzeit spreche man noch von einem ersten, zweiten und dritten Arbeitsmarkt.

Positive Auswirkungen auf Betriebsklima

Für Unternehmen, die Menschen mit Beeinträchtigung einstellen, ergeben sich jedenfalls viele Vorteile, sagt die Leiterin der Lebenshilfe Kärnten: „Sie gewinnen sehr loyale und motivierte Mitarbeiter und das Betriebsklima verändert sich oft zum Positiven, weil die Menschen beginnen, mehr aufeinander Rücksicht zu nehmen und aufeinander zu schauen.“