Kinderhand und Erwachsenenhand
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„Bewusst gesund“

Großer Druck für (werdende) Mütter

Schwangere Frauen machen sich schon in normalen Zeiten viele Gedanken über Schwangerschaft, Geburt, Stillen, die Gesundheit ihres Babys und die Vereinbarkeit mit dem Beruf. Die Pandemie verstärkt die Belastungen, immer öfter sind Mütter erschöpft und ausgebrannt.

Es sind viele Ängste und Sorgen, die werdende Müttern quälen. In der Querkopf-Praxis in Wernberg bei Villach versucht man, sie ihnen zu nehmen. Mit ihrem Team aus Psychologen, Lebensberatern und Pädagogen spezialisierte sich Leiterin Stefanie Egger auf Jungfamilien. Auch sie brachte in der Pandemie ihr drittes Kind zur Welt und stieß selbst an ihre Grenzen.

Stefanie Egger bei einer Beratung
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Stefanie Egger bei einer Beratung

Angst vor Ansteckung

Die größte Angst sei gewesen, dass jemand in der Familie krank werde: „Was ist, wenn der Papa sich ansteckt und überhaupt nicht zum Kind darf. Oder auch Oma und Opa und die Geschwisterkinder. Auch bei der Geburt ist es mir danach nicht so gut gegangen, ich bin überstellt worden, meine Tochter wurde weggebracht, der Papa musste gehen. Ich wusste nicht, wo ist mein Kind jetzt. Das zu verdauen, das wegzustecken ist nicht so einfach.“

Bewusst Gesund: Werdende Mütter in der CoV-Krise

Auch werdende Mütter geraten seit Ausbruch der Pandemie zunehmend unter Druck. Vor allem auch deshalb, weil die Unterstützung aus dem familiären Umfeld oder von Freunden oft nicht möglich war. Die Folgen sind Erschöpfungszustände.

In Einzelgesprächen und Gruppentherapien versucht, man den werdenden Müttern Halt und Sicherheit zu geben, so Egger: „Wir haben uns auf Biofeedback und Neurofeedback spezialisiert. Das ist eine Form, gegen den eigenen Stress anzukämpfen und zu lernen, sich selbst zu heilen.“ Man müsse merken, wann man unter Stress stehe und wie man damit umgehen könne, so Egger.

„Kinder spüren Sorgen der Mutter“

Anja Filippitsch ist Lebensberaterin in der Querkopf-Praxis: „Kinder haben eine ganz feine Fühler, wenn die Mutter im Stress ist, kommt die Stressatmung. Wenn man das aufs Kind überträgt, wirkt sich da auch aufs Kind aus.“

Deswegen stehen Stressbewältigungsstrategien und Achtsamkeitsübungen auch im Fokus der Behandlung, sagte Leiterin Egger. Es gebe Eltern-Kind-Gruppen, es gebe Müttergruppen mit den Kindern, um zu zeigen, es gehe auch anderen so, man sei nicht allein.

Kleinkind sitzt auf dem Boden
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Kinder haben feine Fühler

Wann es Zeit sei, sich Hilfe zu holen, wissen viele Mütter instinktiv, verdrängen es aber oft, so Egger: „Man bekommt ein Kind, muss perfekt sein, am besten sofort wieder so aussehen wie vorher, soll leistungsfähig sein, sich ums Kind kümmern und vielleicht noch arbeiten und um den Partner kümmern. Irgendwann kommt der Punkt, wo man todunglücklich ist und viele Ängste hat, da sollte man sich spätestens Hilfe holen.“