Angerer erhielt 95,75 Prozent der Stimmen, 293 der insgesamt 308 abgegebenen Stimmen entfielen auf ihn. Bei der Auszählung wurden zwei ungültige Stimmen und 13 Streichungen verzeichnet. „Es ist mir bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete, ich nehme demutsvoll an“, sagte Angerer. Er war seit Anfang Juni geschäftsführender Parteiobmann, nachdem Gernot Darmann das Amt zurückgelegt hatte.
Landesparteitag der Kärntner FPÖ
Rückblicke auf Ära Haider
Angerer verwendete große Teile seiner Redezeit vor der Wahl für Attacken gegen die SPÖ-geführte Landesregierung und erinnerte immer wieder an glanzvollere Kärntner FPÖ-Tage unter Jörg Haider. Seit die SPÖ an der Macht sei, seien viele sozialen Maßnahmen der Haider-Ära zurückgenommen worden. Peter Kaiser residiere in der Hofburg mit seinen Hofdamen und regiere das Land, nur wer eine Audienz habe, komme hinein, das müsse sich ändern.

Angerer warnte auch erneut vor einer neuen Migrationswelle: „Unser Zugang ist, wir kontrollieren an unserer Außengrenze, keiner soll mehr zu uns kommen, den wir nicht wollen.“ Anstatt Flüchtlinge solle man lieber Lehrlinge fördern, so Angerer, der für seine Ansagen zum Migrationsthema den lautesten Applaus erntete. Er hofft auch auf ein blaues Wunder, wie er sagte, und will bei der nächsten Landtagswahl 2023 wieder in die Regierung.

Kickl holt zum Rundumschlag aus
FPÖ-Chef Herbert Kickl ritt scharfe Attacken gegen die Regierungen auf Bundes- und Landesebene. Kickl bildete in seiner 50-minütigen Rede das Kontrastprogramm zum durchwegs gemäßigten Landesparteiobmann Angerer, und holte zum pointengespickten Rundumschlag gegen andere Parteien, Medien und politische Korrektheit aus.

Kickl sagte, er habe Herzklopfen, in so viele Kärntner Gesichter zu schauen. „Hier wird auf Landesebene eine blutleere Politik gemacht, es herrscht eine Schlafwagenmentalität.“ So wie Angerer zuvor erwähnte auch Kickl Jörg Haider: „Früher hat man immer gewartet, was sagt Haider zu einem Thema, was sagt Kärnten dazu. Und heute weiß man nicht einmal mehr, wo Klagenfurt liegt und wo Kärnten liegt.“ „Ich will in der Bundespolitik wieder eine ganz dynamische Rolle für die Freiheitlichen“, erklärte Kickl. Es werde Zeit für einen Hecht im Karpfenteich.

Ziel ist Landeshauptmannsessel
In Kärnten seien die größten Erfolgsgeschichten geschrieben worden, „das war kein Zufall, sondern freiheitliche Politik“. Der erste freiheitliche Landeshauptmann in Kärnten sei eine „Wohltat für ganz Österreich“ gewesen. Zuvor seien die Freiheitlichen schon als größenwahnsinnig bezeichnet worden. Wohl so wie jetzt, meinte Kickl: „Ich bin überzeugt, dass wir in absehbarer Zeit wieder den Landeshauptmann stellen, ja selbstverständlich“, so Kickl.
Wahl als Formalakt
Die Weichen für den Obmannwechsel wurden bereits vor dem Sommer gestellt. Damals wurde Erwin Angerer von den Gremien zum geschäftsführenden Parteichef bestimmt. Der Parteitag ist nur noch Formalakt für die Absegnung für Erwin Angerer, einzig das Abstimmungsergebnis war offen. Er wünschte sich zuvor vorne eine Neun, dieser wurde mit 95,75 Prozent erfüllt.
Gewählt wurden auch neue Obmann-Stellvertreter. Neben den bisherigen Stellvertretern Max Linder, Elisabeth Dieringer-Granza und Josef Ofner kamen Sandra Wassermann, Erwin Baumann und Michael Reiner neu dazu.
Pflege, Lehrlinge, Volkskultur
Der neue Parteichef Angerer sagte vor dem Parteitag, man habe sich mit dem Landtagsclub vor Kurzem in Heiligenblut zusammengesetzt und drei Schwerpunkte ausgearbeitet: „Es geht um das Thema Pflege mit einem eigenen Kärntner Pflegemodell, zweitens Unterstützung und Förderung für Lehrlinge mit einer Lehrabschlussprämie von 10.000 Euro und das Dritte ist ein Jahr der Volkskultur.“