Schafe
ORF
ORF
Chronik

Bauer sucht 50 Schafe

Vielen Kärntner Bauern fragen sich beim Almabtrieb, ob überhaupt alle Tiere den Sommer überlebt haben. Mehrmals schlug der Wolf zu und vertrieb vor allem Schafe. Bis jetzt sind in Oberkärnten 200 Tiere abgängig. Jüngstes Beispiel: In der Gemeinde Reisseck fehlt von 50 Schafen jede Spur.

Dass Tiere von alleine von der Alm zurück zu den Höfen kommen habe es in den vergangenen dreißig Jahren noch nie gegeben, sagt Schafbesitzer Günther Egger in der Teuchl. Als er und seine Nachbarn vor gut zwei Wochen die Schafe daheim bemerkten, ahnte er, dass etwas nicht stimmen könne und fuhr mit seinen Bekannten los. Sie machten sich auf die Suche nach den Tieren, doch die Stellen, an denen die Schafe sonst immer anzutreffen sind und wo sie sich auch während der vergangenen Jahre im Sommer immer aufgehalten haben, waren frei. Auch nach Tagen intensiver Suche waren die Tiere nicht zu finden.

Bauern hoffen auf Hinweise von Almbesuchern

Wohin die gut 50 Schafe gingen ist aus heutiger Sicht reine Spekulation. Gleich den Wolf dafür verantwortlich zu machen sei zu früh, sagt Egger. Mehrere verendete Schafe wurden allerdings im Sommer – mit eindeutigem Wolfsspuren samt zuordenbaren DNA – entdeckt. Die Verunsicherung sei groß bei den Schafbauern in der Teuchl, sagt Günther Egger. Der finanzielle Schaden alleine sei es nicht. Die Tiere seien jedem Landwirt ans Herz gewachsen: „Es ist komplett untypisch. Die Zeit wird aber knapp, denn wenn das Wetter umschlägt kann es bald Schnee auf der Höhe geben. Das ist nicht lustig. Es wäre auch zu schlachten und niemand möchte auf sein Fleisch verzichten. Aber wo soll ich es hernehmen, wenn ich es nicht habe.“

Bei möglichen Schafssichtungen bittet er, den auf den blauen Ohrmarken der Tiere angegebenen Kontakt anzurufen: „So können wir punktuell nachschauen.“

Hoher finanzieller Schaden

200 abgängige Tiere vom Gailtal bis nach Mallnitz und die Hochrindl – so eine große Zahl an abgängigen Tieren habe es bisher noch nie gegeben, sagt Josef Brunner, der Geschäftsführer der Kärntner Almwirtschaftsvereines. Die Ausbreitung von Wolf und Bär könne damit durchaus zusammenhängen, sagt Josef Brunner: „Viele Landwirte, vor allem im Oberkärntner Raum, haben zwischen zehn und 15 Schafe pro Landwirt. Für einige ist es so, als würde ihre gesamte Herde wegkommen. Es ist nicht nur der finanzielle Schaden, sondern der Wert der Tiere an sich. Viele Betriebe haben seltene Nutztierrassen. Für sie ist der Schaden enorm.“

Besorgniserregend sei, dass es unter den acht nachgewiesenen Wölfen in Kärnten zwei Weibchen gebe, sagt Brunner. Das heißt, dass es im kommenden Jahr Jungen geben wird.