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Kultur

„Tag des Denkmals“ gegen Trug und Irrtum

Rund 250 historische Objekte in ganz Österreich öffnen am 26. September 2021 ihre Türen für interessierte Besucherinnen und Besucher. Das Bundesdenkmalamt hat spannende Programmpunkte in ganz Kärnten organisiert und versucht Vorurteile auszuräumen.

Am kommenden Sonntag ist Tag des Denkmals. Bereits zum 23. Mal feiert das Bundesdenkmalamt heuer diesen Tag, der Schwerpunkt wurde auf das europäische Motto „Heritage all-inclusive“ abgestimmt. In Kärnten kann man am Sonntag 20 Denkmäler kostenlos besichtigen, acht historische Bauten sind nur an diesem Tag zugänglich.

Steinhaus
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Das Steinhaus von Günther Domenig am Ossiacher See steht unter Denkmalschutz

Nicht nur Schauen – auch Mitdenken ist gefragt

Beim Denkmaltag geht es, so der Leiter des Bundesdenkmalamtes Kärnten, Gorazd Zivkovic, um mehr als nur ums Schauen – es soll auch die Arbeit des Denkmalamtes bewusst gemacht und vermittelt werden. „Wir sehen, dass wirklich manche Irrtümer aufgeklärt werden können und dass die Leute nach dem Besuch so eines Ortes am Tag des Denkmals mit einer anderen Einsicht und einem anderen Verständnis wieder nach Hause gehen.“

Der Denkmalschutz braucht Verständnis, so der Landeskonservator, es geht vielfach um Aufklärung und um den Aufbau von Verständnis. Gorazd Zivkovic: „Es ist die Angst, das Unbekannte und das Gerede der Leute. Es ist bekannt, dass man das Gute doch nicht so verbreitet, weil man keine Neidgesellschaft schaffen möchte, aber das Schlechte wird nach außen posaunt. Und jeder, der mit uns vielleicht unangenehme Erfahrungen gemacht hat, verteilt diese Information und versucht seinen Ärger loszuwerden. Jene, die mit uns gute Erfahrungen machen – und das sind sehr viele – treten nicht so sehr in der Öffentlichkeit auf und verbreiten diese Nachricht leider viel zu wenig.“

Nur Immobilienspekulanten sollten sich „fürchten“

Die Denkmalpfleger wirklich „fürchten“ sollten nur Immobilienspekulanten, so Zivkovic. „Wir sind dazu da, das öffentliche Interesse zu vertreten. Das ist unser Auftrag, deswegen werden wir vom Steuerzahler bezahlt und deswegen sind in der Regel auch kein Gegner von Denkmalbesitzern und Verwaltern sondern Partner. Das kommt am Ende des Tages meistens raus und meistens auch große Zufriedenheit, weil es eine Win-Win-Situation sein sollte und meistens auch ist. Wo Denkmäler schnell und billig saniert werden sollen, damit sie dann teuer verkauft werden können, da kommen wir dann manchmal ein bisserl in Bedrängnis.“

Zentral: Herausragende Leistungen der Menschheit

Ein Denkmal kann vieles sein, auch das Alter eines Objektes ist nicht immer ausschlaggebend, „es gibt keine Alters- oder Größenbeschränkung“. Die jüngsten Denkmäler in Kärnten sind das Liaunig-Museum, das Museum von Domenig, das Steinhaus am Ossiachersee, Koligs Lebenswerk, das „Paradies", das derzeit noch immer in Bearbeitung und Entfaltung ist, haben wir mittlerweile im Unteren Gailtal auch schon unter Schutz gestellt.“

Das heißt also, Denkmal kann alles sein, es muss nur gewisse Qualitätskriterien erfüllen. „Oft meint man, um zuzuwarten, um den Wert eines Objektes aus einer gewissen Distanz erkennen zu können und dann vielleicht zuzuschlagen mit dem Denkmalschutz. Bei einigen Objekten ist es aber so, dass es ganz offensichtlich ist und auch international anerkannt wird, als herausragende Leistung der Menschheitsgeschichte und bei solchen Fällen schlagen wir dann sofort zu und stellen es unter Schutz aber meistens – oder so gut wie fast immer – im Einvernehmen mit der Freude und Bitte des betroffenen Künstlers und Eigentümers. Was nicht heißt, dass wir nicht alles unter Schutz stellen, was jemand unter Schutz gestellt haben möchte, sondern es muss bestimmte Kriterien – künstlerisch, kulturell und geschichtlich – erfüllen. Und diesen Level setzen wir potenziell in etwa gleich – dann sprechen wir von einem Potenziell-Denkmal", so Gorazd Zivkovic, der Leiter des Denkmalamtes in Kärnten.“

Bildungsreise zu vielseitiger Arbeit der Denkmalschützer

Am Tag des Denkmals hat man Zutritt zu historischen Bauten, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Im heurigen Jahr der Baukultur kann man aber auch an einer Fahrt teilnehmen, die zu Objekten aus der noch etwas jüngeren Vergangenheit führt. Ziele sind, so Geraldine Klever, junge Denkmale oder Denkmalkandidaten: „Bauten der 60er und 70er Jahre, die man jetzt noch nicht unbedingt mit einer Denkmalwertigkeit in Verbindung bringen würde – der Denkmaltag ist für uns eine Möglichkeit um zu zeigen, wo die Qualitäten dieser jungen Baukultur liegen und warum man das auch schützen muss.“

Gebäude Nautilus Ruderverein außen
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Das Boots- und Clubhaus Nautilus steht noch nicht unter Denkmalschutz

Die Fahrt führt zu aktuellen Bauten im Raum Klagenfurt und Villach. Klever: „Wir beginnen mit dem Boots- und Clubhaus Nautilus, das noch nicht unter Denkmalschutz steht, von Rolf Haas geplant, Anfang der 60er Jahre, der in Klagenfurt durch sein Rothauerhochhaus bekannt ist oder durch das leider abgebrochene Haltestellen-Gebäude am Heiligengeistplatz. Dann setzen wir fort in Villach mit dem Arzthaus Uhl, eine Ikone in Kärnten, die eigentlich noch niemand kennt aber wo Architekturstudenten der ganzen Welt hin pilgern, um sich das anzusehen.“ Das Verfahren läuft dort noch, sagte Klever, der Bauherr sei sehr stolz: „Er freut sich auf uns und wird ganz sicher vieles biographisch einflechten.“

Das dritte ist das Haus mit Erinnerung, das erste Atelier- und Wohnhaus, das Cornelius Kolig gemeinsam mit Architekt Manfred Kowatsch am Nordhang des Ossiachersees auf einem Steilhang geplant hat, so Klever: „Das steht bereits unter Schutz, wir haben es im letzten Jahr unter Schutz gestellt, der Eigentümer ist wahnsinnig stolz darauf, ist auch im besten Kontakt mit Kolig und die letzte Station dieser Fahrt wird im Steinhaus sein, wo Domenigschüler Wald, der ja auch in der Domenigstiftung sitzt, das Gebäude und die Nutzungsabsichten vorstellen wird.“

Steinhaus
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Auch beim Steinhaus von Günther Domenig wird Station gemacht

Denkmalpflege – keine Arbeit unter der Käseglocke

Es ist eine Bildungsreise zu Denkmalen, die Interessierten auch die vielseitige Arbeit der Denkmalschützer ein wenig näher bringen soll. „Unter Schutz-Stellungen sind ein Bereich, also ansonsten sind wir natürlich alle in der praktischen Denkmalpflege tätig. Das heißt, wenn ein Haus verändert wird, jede Restaurierung ist eine Veränderung, dann müssen wir gemeinsam mit den Eigentümern entscheiden, was man dem Bau zumuten kann oder eben zeitgemäße Nutzungen so implementiert, dass eben substanziell möglichst wenig eingegriffen wird und die Außenerscheinung bleibt.“

Beim Kolighaus zum Beispiel werde irgendwann eine Wärmedämmung anstehen, sagte Klever: „Das muss man eben so geschickt unterbringen, dass es in der Außenerscheinung nicht spürbar ist, dass der Eigentümer aber auch zeitgemäß wohnen kann. Wir wollen keine Denkmale als Museen oder unter der Käseglocke“, so Klever.

Wann ist ein Denkmal schützenswert?

Und immer wieder kommt auch die Frage, Wann ist etwas ein Denkmal und was ist schützenswert? Dazu Klever: „Man muss herausfiltern, hat das Objekt die geschichtliche Bedeutung, ist es künstlerisch von einer Qualität, wie ist es kulturell einzuordnen – es muss jetzt nicht immer das herausragende Denkmal sein. Es kann auch ein typischer Vertreter seiner Zeit sein, aber diese Eigenschaften muss man dann in der Beschreibung herausschälen, da sind wir natürlich auf die vorherrschende Fachmeinung angewiesen. Das heißt, wir können die 60er und 70er erste jetzt beurteilen, wo ausreichend Standardliteratur dafür zur Verfügung steht.“

Information:

Am Tag des Denkmals finden eine große Reihe von Veranstaltungen statt, Details sind unter www.bda.at zu finden.