Von der Compton-Hütte im Drautal machte sich die Wandergruppe in Richtung Reißkofel-Gipfel auf den Weg. Mit dabei auch der Hotelbetreiber vom Nassfeld, Martin Waldner. Beim Durchwandern des Almgebietes entdeckte er nicht nur mehrere verletzte, sondern auch gerissene Schafe.
Waldner sagte, er habe mit dem Fernglas zwei Schafe ausmachen können. Zuerst habe er sich gewundert, weil die Schafe schon abgetrieben worden seien. Dann habe er aber die Verletzungen erkannt. Beim Weitergehen habe er ein recht frisch gerissenes Schaf gesehen, insgesamt waren es bei der Wanderung fünf. Waldner meldete die Risse – ob sie tatsächlich vom Wolf stammen, müssen Amtssachverständige erst überprüfen.

LK-Resolution vom Landtag einstimmig angenommen
Unterdessen bleibt die Forderung nach einer Ausweitung des Abschussbescheides für den Wolf – wie etwa in der Gemeinde Hohenthurn – aufrecht. Die Landwirtschaftskammer hat dazu erst am Donnerstag eine Resolution im Landtag eingebracht, die einstimmig von allen vertretenen Fraktionen angenommen wurde. Bis die rechtlichen Grundlagen vorlägen, müsse das Land Abschussbescheide für die betreffenden Jagdgebiete erlassen, heißt es in einer Aussendung.
Nach einer Wolfssichtung und wiederholten Wolfsrissen unterstützen auch die Jäger in Hohenthurn den Antrag des dortigen Bürgermeisters – mehr dazu in Wolf bei Bushaltestelle gesichtet. Hegeringleiter Paul Schnabl sagte, die Voraussetzungen müssten von der Politik geschaffen werden. Bekomme man den Auftrag zum Abschuss, werde man dem nachkommen. Die Jäger seien den Landwirten verpflichtet, so Schnabl.
Tierschützer gegen Abschüsse
Einen solchen Abschuss halten jedoch weder Umweltschutzorganisationen noch das „Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs“ für sinnvoll, denn es würden weitere Tiere nachkommen. Man verstehe die Beunruhigung in der Bevölkerung wie in Hohenthurn, müsse aber lernen, mit dem Wolf zu leben. Albin Blaschka vom „Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs“ sagte, eine Gefährdung für Menschen bestehe generell nicht. Wölfe meiden Menschen, sie nehmen nicht sofort Reißaus, gehen aber nicht in die Nähe. Sie meiden aber nicht die Ortschaften.
Sichere Zäune für Herdenschutz
Den betroffenen Landwirten im Tal rät Blaschka, die Weidenzäune einbruchsicher für den Wolf zu machen. Eine Möglichkeit wäre ein Litzenzaun, ein Drahtzaun, der aus vier Litzen bestehe. Die unterste Litze dürfe 20 Zentimeter Bodenabstand haben. Die nächste 40, dann 60 und die letzte 90 Zentimeter. Und ganz wichtig sei eine ständige Spannung von mindestens 3.500 Volt an jeder Stelle des Zaunes herrsche.

WWF kritisiert erneut fehlende Förderung für Herdenschutz
Die Zaunhöhe sei nicht so entscheidend, denn Wölfe versuchten immer, unterhalb durch zu kommen, deswegen seien die 20 Zentimeter Bodenabstand so wichtig. Auch der WWF fordert anstelle von Wolfabschüssen eine Unterstützung der Bauern für mehr Herdenschutzmaßnahmen. WWF-Sprecher Christian Pichler sagte, in Kärnten gebe es keine Förderungen oder Unterstützungen. In Salzburg und Tirol verzeichnet man erste Erfolge mit Herdenschutzmaßnahmen.

Almwirtschaftsverein: Schutzzäune kein Allheilmittel
Scharfe Kritik an den Herdenschutzmaßnahmen kommt vom Almwirtschaftsverein. Beispiele in der Praxis, wie zuletzt etwa auf der Kirchbacher Wipfelalm hätten gezeigt, dass solche Schutzzäune nicht das Allheilmittel seien. Dort sei es trotz Schutzzauns, den das Zentrum für Bär, Wolf und Luchs zur Verfügung gestellt hätte, zu Wolfsrissen gekommen.
Erfahrungen aus dem Ausland zeigten zudem, dass selbst erhöhte und stärkere Zäune vom Wolf umgangen werden. Auch eine Behirtung, wie sie oft gefordert werde, sei in der Praxis kaum möglich, da sich weder Personal noch die nötige Finanzierung dafür finden lassen, heißt es vom Almwirtschaftsverein.