Jedes Jahr kommen die getunten Autos nach Kärnten zum GTI-Treffen und danach heißt es: „Die Kontrollen müssen verstärkt werden. Ich sehe hier sehr viel Potenzial, schnell und effizient durchzugreifen – die Politik muss das nur wollen.“ Heuer sagte dies die Grüne Landessprecherin Olga Voglauer in einer Aussendung. Ein Blick ins APA-Archiv zeigt jedoch, dass die Politik schon einiges versucht hat – aber die Eigendynamik des Treffens bleibt.

Beschwerden schon in den 80er Jahren
So hieß es bereits 1988 in einer Meldung: „Die anwesenden Gendarmeriebeamten konnten die Lenker nicht von ihrem Tun abbringen, sodass Verstärkung angefordert werden musste. Es kam auch zu erregten Wortwechseln zwischen aufgebrachten Anrainern und den GTI-Lenkern.“ Seither hat sich nicht viel geändert, außer, dass es noch schlimmer wurde.
1991 – zum Zehn-Jahr-Jubiläum – war zu lesen: „Dennoch verteidigen Gemeinde und Hotellerie dieses Treffen, das nach Meinung der geplagten Anrainer eine ‚Orgie an Raserei und Lärm‘ ist.“ Das hatte Konsequenzen. 1992 heißt es: „Kein GTI-Treffen mehr in Reifnitz“. Schon in diesem Jahr habe das Treffen nur noch inoffiziellen Charakter gehabt. Aber trotzdem: „So arg wie diesmal war es allerdings noch nie gewesen.“

Gemeinde distanzierte sich
Aber auch ein Verbot 1993 ließ die GTI-Fahrer nicht zu Hause bleiben. Der einstige Initiator des Treffens, Nikolaus Lanner (ÖVP), der damalige Bürgermeister von Maria Wörth, erklärte schlicht: „Die Gemeinde hat jetzt nichts mehr damit zu tun.“ Allerdings: „Wir können niemand verbieten, seinen Urlaub bei uns zu verbringen. Selbst wenn er mit einem Golf GTI kommt.“ Im selben Jahr stellte auch ein SPÖ-Abgeordneter mit Blick auf Lanner und das GTI-Treffen fest: „Die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los“. Und nun verfolgen sie Peter Kaiser (SPÖ) als Landeshauptmann knapp 30 Jahre später noch.

Vor 20 Jahren 30.000 Teilnehmer
Das Treffen wuchs unterdessen weiter: Zum 20-Jahr-Jubiläum 2001 hatten sich laut Gendarmerie „täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge und 50.000 Besucher im Wörthersee-Raum aufgehalten“. Die Bilanz verzeichnete „keine besonderen Ausschreitungen“ – aber 13 Verkehrsunfälle in und um Reifnitz mit 19 Verletzten. Bei 22 Unfällen entstand Sachschaden. 45 Alkolenker und rund 3.000 Personen wurden wegen Überschreitung der Geschwindigkeit angezeigt und 2.700 Organmandate ausgestellt. Dass in dem Jahr die Übernachtungen in Kärnten im Mai um ein Drittel zunahmen, wurde auch auf das GTI-Treffen zurückgeführt.

Anrainer flüchten während des Treffens
Für so manchen Anrainer zu viel Trubel: „Viele Anrainer verlassen aber Reifnitz auch zur Zeit des Treffens, um dem Treiben zu entgehen. Häuser und Gärten lassen sie verbarrikadiert zurück“, hieß es 2013. Nicht nur den Anrainern, sondern auch Tunern kann das GTI-Partyvolk anscheinend Sorgen bereiten. Ab 2014 wird der Trend zum „Treffen vor dem Treffen“ immer stärker: Die Tuning-Liebhaber kommen in den Wochen zuvor, um ihre teuren Autos vor dem offiziellen Start wieder weg und in Sicherheit zu bringen. Seit 2016 werden auch diese Vortreffen verstärkt von der Polizei überwacht.

2019 wollte man gegensteuern
Einst noch mit Einschränkungen behindert, trauert der Bürgermeister Maria Wörths im Jahr 2016, Markus Perdacher (ÖVP), um den Rückgang der Gäste von 150.000 im Jahr 2011 auf 115.000 in 2015. Um dem entgegenzuwirken, solle wieder „das Auto im Mittelpunkt stehen“. Auch 2019 heißt es „zurück zu den Wurzeln“ und weg vom „Ballermann-Image“. Dem Rückgang der Besucher beim offiziellen Treffen, 30.000 waren es noch 2018, steht jedoch die Zunahme an Vortreffen gegenüber. Die führen zu wochenlangen Lärmbelästigungen.

Unzählige Anzeigen und verärgerte Anrainer
Obwohl das offizielle Treffen 2020 und auch dieses Jahr pandemiebedingt abgesagt wurde, gab es auch heuer wieder 350 Anzeigen und 25 Führerscheinabnahmen beim inoffiziellen Treffen vergangenes Wochenende gegeben. Das Zentrum von Velden musste wegen totaler Überlastung gesperrt werden, auf dem Dobratsch wurden Parkplätze gesperrt, um Gummi-Gummi zu vermeiden und die Teilnehmer spielten Katz und Maus mit der Polizei.