Politik

Es fehlen noch 60.000 Impfungen

Das Land Kärnten möchte rund 75 Prozent der impfbaren Bevölkerung zu einer CoV-Impfung motivieren. Dazu fehlen derzeit noch 60.000 Impfungen. Werde dies erreicht, könne man nach dänischem Vorbild alle Maßnahmen zurücknehmen, hieß es am Dienstag. Einen Aufruf gab es wegen zwei Infektionsfällen in Kötschach-Mauthen.

Am Freitag, dem 10. September, habe es eine Veranstaltung mit dem Titel s-Kabarett im Rathaus von Kötschach-Mauthen gegeben, sagte Covid-Sprecher Gerd Kurath am Dienstagabend. Zwei Personen seien nun positiv auf das Virus getestet worden. Die Behörden ersuchen Besucher, die sich bei der Veranstaltung aufgehalten haben, ihren Gesundheitszustand genau zu beobachten. Sollten CoV-Symptome wie Kurzatmigkeit, Halsschmerzen, Schnupfen, trockener Husten, Fieber oder plötzlicher Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn auftreten, solle das Gesundheitstelefon 1450 angerufen werden.

Landesregierung: 68 Millionen Euro fehlen

Nach der ersten Regierungssitzung nach der Sommerpause äußert die Landesregierung Kritik: Geld vom Bund würde noch fehlen. Konkret handelt es sich um 68 Millionen Euro, die Kärnten vom Bund für die Finanzierung der CoV-Maßnahmen und den Betrieb in den Spitälern bekommen soll.

200.000 Euro für Impfkampagne

Das Land versucht nun, mit einer Kampagne Menschen noch zur Impfung zu bewegen und investiert 200.000 Euro. Testimonials, also Menschen, die in der Gesellschaft eine wichtige Rolle einnehmen, sollen über das Impfen aufklären. Zudem werden die Impfangebote weiter ausgebaut.

Unter der impfbaren Bevölkerung ab zwölf Jahren sind in Kärnten mittlerweile etwas mehr als 62 Prozent voll immunisiert. Das sind immer noch zu wenig, sagte der Impf-Experte des Landes, Heimo Wallenko: „Der beste Zeitpunkt zum impfen ist jetzt. Jeder der sich nicht impfen lässt muss früher oder später damit rechnen, dass er erkrankt. Und wie schwer die Erkrankung verläuft, ist ein reines Lotteriespiel.“

Appell: „Bitte lassen Sie sich impfen“

Laut Landeshauptmann Peter Kaiser müssten sich noch rund 60.000 Menschen in Kärnten impfen lassen, um auf dänisches Niveau zu kommen und alle Maßnahmen zurücknehmen zu können. Auch die aktuellen Zahlen in den Krankenhäusern würden für sich sprechen, so Kaiser: „Von sechs Personen auf der Intensivstation ist keine geimpft.“

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, die Masse der Menschen, die im Spital behandelt werden müssen, sei ungeimpft. Der überwiegende Teil der Todesfälle sei zwischen 1960 und 1970 geboren und hatte keine Vorerkrankungen. „Bitte lassen Sie sich impfen, die Delta-Variante ist hochinfektiös und hat einen schwerwiegenden Verlauf auch ohne Vorerkrankungen“, sagte die Gesundheitsreferentin. Prettner verwies auf viele niederschwelligen Impfangebote, die es in Kärnten gebe.

Impfangebot ohne Anmeldung weiter beliebt

Bisweilen standen Menschen bei Impfangeboten ohne Anmeldung stundenlang Schlange, obwohl es genügend freie Termine bei Ärzten oder der Impfstraße im ehemaligen Hypo-Gebäude in Klagenfurt gibt. 283 Stiche waren es beim Impfbus in Klagenfurt, 229 in einem Villacher Einkaufszentrum und 223 durch mobile Impfteams im ganzen Land. Am erfolgreichsten war bisher die Aktion Sommerspritzer in Villach mit 654 Stichen.

Das Phänomen, dass das Impfangebot ohne Anmeldung so beliebt ist, sei erklärbar, sagte die Psychologin Margret Tschuschnig. Der Anreiz sei die Unverbindlichkeit des Angebotes: „Wenn ich mich zuerst anmelde, bin ich mehr oder weniger verpflichtet, zu dem Termin zu gehen. Und die Warteschlange vermittelt zudem eine Wertigkeit und gibt das Gefühl der Sicherheit. Wenn so viele anstehen, ist es wohl richtig, das zu machen.“

Es fehlen auch noch Millionen

Der Bund ersetzte dem Land Kärnten noch bei weitem nicht alle Zusatzkosten zur Pandemiebekämpfung. Es fehlen laut Prettner noch rund 34 Millionen Euro. Im Gesundheitsbereich fehlen nach Angaben von Prettner noch zusätzliche rund 33 Millionen Euro, weil der Bund Steuerbegünstigungen etwa für die Gastronomie beschlossen hatte. Dieses Geld fehle für die Aufrechterhaltung der Versorgung in den Krankenhäusern. Das Land habe hier schon Vorauszahlungen geleistet. Es sei dringend nötig, dass mit dem Finanzministerium eine Lösung gefunden wird, um die Krankenanstalten weiter finanzieren zu können.

Wirtschaft erholt sich rascher

Unterdessen erhole sich die Wirtschaft in Kärnten rascher als in anderen Bundesländern, hieß es von Seiten der Landesregierung. In der Warenherstellung oder am Bau gibt es laut dem Konjunkturbericht des Institutes für Höhere Studien sogar mehr Aufträge als vor der Krise.

Das Kärntner Gemeindehilfspaket für neue Projekte in den Gemeinden wird verlängert. Aufgrund der starken Auslastung des Baugewerbes und der damit einhergehenden Rohstoffknappheit können Förderanträge nun bis Jahresende 2022 eingereicht werden, Auszahlungen der gewährten Förderungen erfolgen bis Ende 2025 – mehr dazu in CoV-Gemeindehilfspaket wird verlängert.

Sonderförderung für Bergbauern

Eine Sonderförderung gibt es für Kärntens Bergbauern, so Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP). Rund 6.700 Bergbauernbetriebe gibt es in Kärnten. In sehr entlegenen Gebieten bewirtschaften sie eine landwirtschaftliche Fläche von rund 90.000 Hektar sowie rund 2.000 Almen. Während sie damit einen unbezahlbaren Beitrag für den Erhalt der Kärntner Kulturlandschaft und in weiterer Folge für deren touristische Nutzung leisten, sei ihre Einkommenssituation mehr als angespannt.

Man wolle für die topgraphisch und klimatisch schwierigen Ertragsmöglichkeiten eine Unterstützung schaffen und außerdem die höheren Bewirtschaftungskosten abfedern. Die zwei Millionen Euro im Topf sollen über die Agrarmarkt Austria, abhängig vom Erschwernisgrad, bei der Bewirtschaftung ausbezahlt werden, so Schuschnig.

Notstromaggregate für Gemeinden

Er kündigte nach der Regierungssitzung auch die schrittweise Ausrüstung aller öffentlichen Gebäude, darunter Feuerwehrhäuser, Alters und Pflegeheime mit Notstromaggregaten an, um für den Fall eines großflächigen Stromausfalls gewappnet zu sein.

Die Zusammenarbeit des Landes mit den Kärntner Volkshochschulen für die Deutsch-Integrationskurse für Asylwerberinnen und Asylwerber wird fortgesetzt, hieß es nach der Regierungssitzung. Für 2022 wurden dafür rund 140.000 Euro budgetiert. Angesprochen werden bereits anerkannte Flüchtlinge und Personen während des laufenden Asylverfahrens, die sich in der Grundversorgung befinden.