Erinnerungsschleife von Tanja Prusnik
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Kultur

Erinnerungsschleife durch Unterkärnten

10,5 Kilometer lang ist die Erinnerungsschleife, die die Künstlerin Tanja Prušnik vom Wölflhof bis zum Peršmanhof in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach gespannt hat. Die Kärntner Slowenin bemalte durchsichtige Folien auf deutsch und slowenisch mit Auszügen des Erinnerungsbuches ihres Großvaters, eines bekannten Kärntner Partisanen.

Die Folie der Erinnerungsschleife ist abstrakt bemalt, junge Menschen schrieben den Text des Großvaters. Der Partisan Karel Prušnik-Gašper überlebte den Zweiten Weltkrieg. Seine Tochter Mara Pradetto wurde 1932 geboren. Das ihr und der Familie angetane Unrecht vergaß sie nie.

Erinnerungsschleife
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„Banditentochter“ versteckte sich im Wald oder Stall

Der Vater flüchtete im November 1942 in die Wälder, die Mutter wurde nach Klagenfurt ins Gefängnis gebracht. Das Mädchen wurde – wie sie selbst sagt – als „Banditentochter“ gebrandmarkt und immer wieder verhört, so Mara Pradetto: „Am schönsten war es immer, in den Wald zu flüchten und mit niemandem Kontakt zu haben. Das war das Einfachste und Schönste für mich als Kind.“ Sie mochte es auch, in den warmen Stall zu flüchten: „Wenn ich die Augen schließe sehe ich heute noch den Trog und das Futter für die Kühe vor mir. Dort war eine Ecke frei, in der ich mich versteckte, wenn jemand zum Haus kam.“

Erinnerungsschleife Tanja Prusnik
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Erinnerung mit positivem Blick nach vorne

Tanja Prušniks Erinnerungsschleife zieht sich im Rahmen der Aktion „CarinthiJa 2020“ bis zum Peršmannhof. Nach zwei Jahren Arbeit ist die Künstlerin müde, aber sehr glücklich: „Es ist wichtig, diese Wege sichtbar zu machen und eine Verbindung von damals zu heute herzustellen, aber auch mit positiven Blicken weiterzugehen und nach vorne zu blicken und zu sehen, dass wir uns glücklich schätzen dürfen, dass wir heute leben können. Wir dürfen darauf zurückblicken, was früher geleistet wurde und was es bedeutete, früher auf diesen Wegen überleben zu müssen.“

Tanja Prusnik
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Tanja Prušnik

Oben beim Peruč ist auch Johann Sadolšek immer dabei. Auch er war während des Zweiten Weltkriegs ein Kind und erinnert sich noch gut daran, dass sein Onkel Partisan war und der Bruder inhaftiert wurde: „Sie sagten: ‚Zieh dich an, du gehst mit.‘ Ich klammerte mich an seiner Hose fest, aber ein Polizist riss mich weg und sagte, dass ich verschwinden soll. Der Vater wurde dann für sechs Wochen nach Klagenfurt und anschließend nach Nürnberg ins Lager gebracht.“

Erinnerungsschleife Tanja Prusnik
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Widerstand als Startschuss für Zweite Republik

Gehend versteht man die Geschichte ganz anders; man versteht, wie es während des Zweiten Weltkriegs war, hier oben zu leben. Stehenbleiben bei den Texten der Installation ist ausdrücklich erwünscht. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Es war der historisch belegte Widerstand der Kärntner Partisanen, der dazu beitrug, dass wahrscheinlich der Startschuss in diese Zweite Republik – nach vielen Jahren der Verhandlung – gelang.“

Erinnerungsschleife von Künstlerin Tanja Prusnik

10,5 Kilometer lang ist die Erinnerungs-schleife, die die Künstlerin Tanja Prusnik vom Wölflhof bis zum Perschmannhof in der Gemeinde Bad Eisenkappel gespannt hat.

Gedenken und die Erinnerung an die Schrecken des Krieges sind hoch über Bad Eisenkappel nach wie vor lebendig. In einem sind sich alle einig: Nie wieder. Tanja Prušniks Erinnerungsschleife ist bis 19. September zu sehen.

FPÖ: Kaiser vergisst Verbrechen

FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer wies Kaisers Aussagen in einer Aussendung scharf zurück. Ihm sei verborgen geblieben, dass die Tito-Partisanen für Österreich und damit den Grundstein der 2. Republik gekämpft hätten. Diese Interpretation der Geschichte durch den Landeshauptmann sei aufklärungsbedürftig, zumal jeder Kärntner wissen sollte, dass das Ziel der Partisanen die Teilung Kärntens und der Anschluss an das kommunistische Jugoslawien unter Tito gewesen sein, so Angerer. Kaiser vergesse anscheinend auch die Verbrechen der Partisanen an der Zivilbevölkerung und die Massenmorde, die an Kärntner Familien verübt worden seien.

ÖVP: Konflikte der Vergangenheit nicht wieder hochkochen

ÖVP-Landesparteiobmann Martin Gruber sagte in einer Aussendung, dass es Kärnten nicht weiterbringen würde, wenn Konflikte aus der Vergangenheit wieder hochgekocht werden. Zündeln nur um Streit vom Zaun zu brechen, egal von welcher Seite, sei nicht das, was Kärnten jetzt brauche. Man habe sich lange genug mit Vergangenem beschäftigt. „Alle Verantwortungsträger würden gut daran tun, den Blick nach vorne zu richten und sich den großen gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen dieses Landes zu widmen,“ so Gruber.