Kletzenbirnen
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Lifestyle

Renaissance der Kletzenbirne

Sie sind klein und süß: Kletzenbirnen gelten als alte, fast ausgestorbene Obstsorte. Ein Gailtaler Biobauer nahm sich den Kletzenbirnen wieder an und so erlebt das gesunde Naschobst eine Renaissance.

Birnen, die zu Trockenobst gedörrt werden, werden in Kärnten als Kletzen bezeichnet. Diese eher kleinwüchsigen Birnensorten kommen von besonderen Hochstamm-Bäumen, die einst ein wichtiger Bestandteil der Gailtaler Streuobstwiesen waren, weil sie als Vitaminlieferanten in der kalten Jahreszeit gut in die bäuerliche Selbstversorgung passten.

Flugaufnahme Kletzenbirnbäume Gailtal
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Alte Gailtaler Kletzenbirnenbäume

Heute sind diese Bäume nur mehr selten zu finden. Am Biohof „Echt krass“ oberhalb von Hermagor stehen noch einige Kletzenbirnenbäume auf der Streuobstwiese von Biobauer Leopold Feichtinger.

Leopold Feichtinger breitet Ernenetz unter Kletzenbirnenbaum auf
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Leopold Feichtinger legt ein Erntenetz aus

Wo keine Nutzung droht Umschnitt

Jetzt im Herbst werden die Erntenetze ausgelegt, um die Früchte einsammeln zu können. Biobauer Leopold Feichtinger ist auch Biologe und so liegt ihm die Bewahrung des Traditionsobstes am Herzen: „Ich habe versucht, mit dieser Initiative wieder Kletzen zu produzieren, sie in Nutzung zu bringen und somit zu schauen, dass wir die Bäume erhalten können. Wo keine Nutzung ist stehen die Bäume einfach in der Gegend herum und werden oft einfach umgeschnitten.“

Leopold Feichtinger und Philipp Bodner
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Leopold Feichtinger und Philipp Bodner

Diplomarbeit geht Sorten und Standorten auf die Spur

In Philipp Bodner, der an der Universität für Bodenkultur in Wien Nutzpflanzenwissenschaft studiert, fand der Biobauer einen Partner und konnte ihn dazu anregen, seine Diplomarbeit der Gailtaler Kletznbirne zu widmen. Standort- und Sortenbestimmung der verbliebenen Bäume waren der Schwerpunkt.

Philipp Bodner kostet Kletzenbirne
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Philipp Bodner verkostet eine Kletzenbirne

Auf dem Biohof gibt es noch sieben Kletzenbirnenbäume mit fünf verschiedenen Sorten, die schon seit mehr als hundert Jahren hier stehen. Naturpflanzenexperte arbeitete ein Jahr daran, den gesamten Baumbestand im Gailtal zu erheben und zu kartieren. Rund hundert Bäume fand er noch: „Die Kartierung bildet die Grundlage für den Sortenerhalt. Man muss wissen, welche Sorten es gibt und wo sie stehen. Man muss dann Edelreißer gewinnen, um sie in der Baumschule zu vermehren.“

Junge Kletzenbirnbäume in der Baumschule
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Junge Kletzenbirnbäume in der Baumschule

Gedörrte Kletzen wieder gefragt

Wenn die Kletzenbirnen reif sind können sie bei 70 Grad gedörrt werden. Letztes Jahr dörrte Biobauer Leopold 400 Kilogramm Birnen und gewann daraus 40 Kilogramm Kletzen daraus gewonnen. Verkauft werden sie am Hermagorer Bauernmarkt. Beliebt sind in Kärnten die Kletzennudeln mit einer Fülle von Kletzen und Topfen.