Gert Thalhammer Dante Aligheri Spittal an der Drau
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Gert Thalhammer: Ein Leben für Italien

Die Dante Alighieri Gesellschaft Spittal ist mit knapp 1.200 Mitgliedern das größte Dante Komitee Österreichs, das um die Vermittlung der italienischen Sprache und Kultur bemüht ist. Gert Thalhammer ist seit 40 Jahren Präsident und widmete sein Leben der Freundschaft mit Italien und der Vermittlung der Sprache.

Seit 1. September 1981 ist Thalhammer Präsident der Dante Alighieri Gesellschaft Spittal – Millstätter See. Damals übernahm er mit 34 Jahren dieses Amt und verhalf ihm zu neuer Beliebtheit: „Der Verein war aus verschiedenen Gründen auf 38 Mitglieder heruntergerutscht, nachdem ursprünglich 200 Mitglieder in Spittal zu Buche standen. So habe ich am 1. September 1981 die Dante Alighieri übernommen. Ich wandte mich an die ausgetretenen Mitglieder und brachte sie dazu, wieder mitzumachen.“

1.179 Mitglieder zählt der Verein heute. Das Erfolgsgeheimnis sei laut Thalhammer eine gewisse Kontinuität in der Programmgestaltung: „Es gab nie Einbrüche, keine Krisen, auch die Pandemie konnten wir gut überwinden. Ich war immer begleitet von hervorragenden Mitstreitern. Es war immer ein konsensual ausgerichteter Vorstand. Es ist schön, weil ich weiß, dass wir in Österreich das mitgliederstärkste Komitee sind.“

Ziel: Italienische Sprache und Kultur vermitteln

Die Dante Spittal ist eines von 500 Komitees, die es weltweit gibt, hundert davon in Italien, elf in Österreich, drei in Kärnten: „Durch die Italiennähe und die guten Beziehungen, die wir immer zwischen Kärnten, Friaul Julisch Venetien und dem Veneto hatten, haben wir in Kärnten als einziges Bundesland drei Komitees, während alle anderen Bundesländer jeweils nur eines haben.“

Zu den Aufgaben zählt die Verbreitung der italienischen Sprache und Kultur. Die Sprache werde durch Sprachkurse vermittelt, während es auch regelmäßig kulturelle Veranstaltungen, Vorträge und Ausflüge in die Nachbarregionen gibt.

Von Klein auf in Italien verliebt

Die Liebe des gebürtigen Oberösterreichers zu Italien entstand durch seine Vorfahren mütterlicherseits, die in Kärnten lebten und allesamt gut Italienisch sprachen. Durch ein Stipendium absolvierte er seinen ersten Auslandsaufenthalt in Perugia. Eine betagte ältere Dame, die einst Chefköchin im berühmten Palazzo Foscari – heute Sitz der berühmten Universität Ca‘ Foscari in Venedig – war, prägte die Italianità im Hause seiner Familie, indem sie den Mitgliedern italienischen Lebensstil vermittelte. „Das war sicher ein Grund, warum ich das Italienische so liebe.“ Auch seine guten Latein-Kenntnisse hätten laut Thalhammer dazu beigetragen, dass es ihm leicht fiel, diese Fremdsprache zu erlernen.

Unzählige Aufenthalte in bella Italia

Gert Thalhammer unterrichtete viele Jahre lang unter anderem Italienisch an der HAK Spittal. Von 1996 bis 2004 gehörte er jeden Sommer zum Strand von Lignano wie der Eiskaffee zur Terrazza a Mare. Für Jugendliche aus ganz Kärnten organisierte er Sprachcamps, die vormittags von zwei italienischen Lehrerinnen unterrichtet worden. Am Nachmittag ging es an den Strand und am Abend wurde durch den beliebten Urlaubsort gebummelt.

Strand in Lignano
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Der Strand von Lignano Sabbiadoro

Auch Kulinarik baut Brücken

Teilnehmer der von Thalhammer organisierten Reisen berichten davon, dass diese meist auch in kulinarischen Belangen äußerst reizvoll seien: „Ich bin selbst ein Freund von Gott Bacchus und das gute Essen und Genießen sind mir wichtig. Wir machen von der Dante Alighieri aus jedes Jahr auch einen Kochkurs, in dem wir Interessierten die italienische Kultur über die Küche näherbringen. Ich höre die Leute immer wieder begeistert davon erzählen, weil wir auch immer hervorragende Köche einladen, die in einfachem Italienisch oder mit Übersetzungshilfe die Zubereitung der Gerichte erklären.“

Ob Kochkurs, Jugenddienst, Familienaustauschprogramm oder die Kunst-Aktion „Mille Statue“ in Millstatt – es falle ihm schwer, eine Aktivität seiner Laufbahn auszuwählen, auf die er richtig stolz sei: „Es freut mich, immer wieder neue, spannende Sachen zu erleben.“

Bereits 500 Mal nach Venedig gereist

Wenn sich am 14. September der Todestag von Dante, dem großen italienischen Dichter, zum 700. Mal jährt, wird sich auch Gert Thalhammer möglicherweise ein Glaserl auf das Wohl des des „sommo poeta“ gönnen. Er ist nicht nur ein exzellenter Weinkenner, sondern war auch hunderte Male in Venedig.

Er sagt, er habe zwar keine Strichliste geführt, aber es dürfte an die 500 Mal gewesen sein, dass er dorthin fuhr. Seine ersten Reisen führten ihn als Student in die Lagunenstadt, als er als Reisebegleiter arbeitete: „Drei, vier Mal pro Woche und das über mehrere Jahre hindurch führte ich deutsche Gäste nach Venedig, um ihnen – soweit das möglich war – ein paar der Schönheiten dieser Stadt zu erklären.“ Fasziniert habe ihn schon damals der unerschöpfliche Reichtum an Kunst jener Stadt, die zu den schönsten der Welt zähle. Sie sei ein einmaliger Schmelzpunkt zwischen Orient und Okzident.

Blick auf Venedig
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Venedig

Es gebe aber für auch nach all den Jahren immer noch neue Seiten an der Stadt zu entdecken, so Thalhammer. So habe er erst unlängst durch ein Buch herausgefunden, dass sie die Metropole des Druckereiwesens war: „Der erste Koran und der erste Talmud wurden in Venedig gedruckt. Venedig ist eine Spitzenstadt des Geistes und der Kunst.“

Venedig und Lagune als Sehnsuchtsorte

Überhaupt sei Venedig und seine Lagune für ihn die „Sehnsuchtsgegend“ in Italien schlechthin: „Das ist auch immer das Reiseziel, das locker zwei Busse füllt, wenn wir einen Ausflug dorthin machen.“ Auf einem Ausflugsschiff entgehe er mit seinen Mitreisenden gerne dem Trubel der Innenstadt und besuche die zahlreichen kleinen Inseln, wie Torcello, Burano, San Francesco del deserto, aber auch weiter hinunter nach Lazzaretto oder San Lazzaro degli Armeni.

„Venedig hatte ja für alles eine Insel – für die Kranken, für ausgesetzte Tiere, für die Quarantäne. Gerade in der Jetztzeit ist das sehr interessant.“ Er sei „kein großer Bergler“, so Thalhammer, die Lagune und das Flachland hingegen üben auf ihn eine große Faszination aus. „Ich fahre sehr gerne mit dem Rad und mache Ausflüge, auch in Italien Das verbindet mich mit den Italienern, die ja begnadete Radfahrer sind. Das verschafft mir innere Ruhe.“

Zahlreiche Auszeichnungen

Vielfach wurde Gert Thalhammer ausgezeichnet, darunter auch mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten. Diese freuen ihn sehr, zumal er einen großen Teil seines Lebens in Wiederherstellung der Freundschaft zwischen ehemaligen Erzfeinden investiert habe.

Gert Thalhammer beim Wandtalfel anschauen
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Gert Thalhammer

Grenzübergreifende Partner: Millstatt und San Daniele

Auch die Pflege von Gemeindepartnerschaften liegt Thalhammer am Herzen. Millstatt und die 160 Kilometer entfernte Gemeinde San Daniele verbindet seit Jahren eine: „San Daniele ist durch den Schinken die bekannteste Stadt Friauls auf der ganzen Welt, während Udine und Görz nicht so viele Menschen kennen. San Daniele hat auch die älteste Bibliothek Friauls und Millstatt das älteste Buch von Kärnten hervorgebracht, die Millstätter Handschriften, die Millstätter Genesis.“ Thalhammer wurde wegen seines Engagement auch Ehrenbürger beider Städte: „Das ist ein Ansporn für mich, dass ich weitere Jahre für das Gedeihen dieser Partnerschaft arbeite.“

La Guarneriana
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Bibliothek „La Guarneriana“ in San Daniele

Auch nach 40 Jahren „in bester Präsidentenlaune“

Er habe sich – trotz kurzfristiger Zeiten der Amtsmüdigkeit – nie Gedanken über das Aufhören gemacht. Noch fühle er sich „in bester Präsidentenlaune“ und er habe vor, sein Amt noch ein paar Jahre lang auszuführen. Er sieht sich selbst als „alterszufriedener Mensch“ und hoffe, dass es noch lange so weiter gehe. Kurse, Vorträge, Konzerte, Betreuung der bildenden Künste und die Reisen sind jene fünf Bereiche, in denen er sich weiterhin engagieren möchte. Vorschläge jüngerer Kollegen seien aber jederzeit willkommen. „Ich werde schwer nein sagen, wenn jemand kommt und sagt, es ist an der Zeit, die Zügel zu übergeben.“ Für alle Fälle habe er aber schon zwei potenzielle Nachfolger-Kandidaten parat, die bei Bedarf in seine Fußstapfen treten könnten.