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Kultur

Kulnig-Ausstellung „gegen das Vergessen“

Am 8. Oktober würde Paul Kulnig seinen 90. Geburtstag feiern. Die Stadt Klagenfurt zeigt derzeit eine Retrospektive mit Werken aus seinem Nachlass und privaten und öffentlichen Sammlungen – eine Ausstellung auch „gegen das Vergessen“.

„Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Werke irgendwo in einem Archiv verschwinden, niemand kann es mehr betrachten und es verschwindet schleichend von der Bildfläche. Das ist unser Anliegen, die Sachen sollen ‚bleiben‘“, sagt Lucas Kulnig, der Sohn des Künstlers, zur Intention der Ausstellung.

Paul Kulnig
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Zeichner mit Leib und Seele

Paul Kulnig war ein entschiedener Einzelgänger, ein vitaler Künstler, der sein Leben keiner Idee unterwerfen wollte. Dem Zeichnen als unmittelbarste und persönlichste Ausdrucksform blieb Kulnig sein Leben lang treu. 2018 ist er in seiner Geburtsstadt Klagenfurt verstorben.

Frauenbild Paul Kulnigs in der Ausstellung in der Alpen Adria Galerie
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Eine Frau, wie nur Paul Kulnig sie zeichnen konnte. Seine Aktzeichnungen blieben in der Nachkriegszeit unerreicht.

Bekannt wurde er in den 1970er und 1980er Jahren vor allem durch seine Aktzeichnungen, die zum Besten gehören, was die österreichische Nachkriegsgrafik hervorgebracht hat, so Alexander Gerdanovits, Leiter der Kulturabteilung der Stadt Klagenfurt: „Er ist unerreicht“.

Ausstellung in der Alpen Adria Galerie
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Späte Liebe zur Landschaft

Kulnig prägte die Klagenfurter Kunstszene über Jahrzehnte mit und brachte als Pädagoge Generationen von Schülerinnen und Schülern die bildende Kunst näher. Erst später entdeckte er seine Liebe zur Landschaft. Abgemalt hat Kulnig die Wirklichkeit nie. Vielmehr hat der Künstler seine Empfindungen konzentriert und verknappt aufs Papier gebracht. Der Betrachter müsse die nötige Ruhe mitbringen, so Lucas Kulnig: „So ist es doch, dass wenn sich jemand die Zeit nimmt, das Werk erst dann zum Leben erweckt wird.“

Paul Kulnig in der Ausstellung in der Alpen Adria Galerie
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Glatte Oberflächen und schneller Glanz haben diesen Künstler nie interessiert. Paul Kulnigs Kunst ist also einzigartig. Trotzdem gibt es Einflüsse.

Bauarbeiter von Paul Kulnig in der Ausstellung in der Alpen Adria Galerie
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Bauarbeiter wie Paul Kulnig sie gesehen hat.

„Ein Maler wird von vielen Seiten beeinflusst“

Eine große Rolle spielte die japanische Kunst, wie der Künstler in einem seiner späten Interviews verriet: „Das hat mich immer schon sehr stark fasziniert, das gebe ich heute offen zu, seinerzeit war ich grantig, wie man das behauptet hat aber schön langsam komme ich dann doch drauf, dass der Maler von vielen Seiten beeinflusst wird. Und was mir auch nahe liegt, ist das Expressionistische – den Ausdruck zu übersteigern.“

Arbeiten Paul Kulnigs in der Ausstellung in der Alpen Adria Galerie
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Frauenakt (links) und Künstlerkollege Viktor Rogy, wie Kulnig ihn sah (rechts)

Informationen und Tipps

Die Ausstellung – sie ist bis 31. Oktober in der Alpen Adria Galerie in Klagenfurt zu sehen – ist auch eine Zeitreise in die künstlerischen Anfänge Paul Kulnigs. Eine Spezialführung durch die Ausstellung gibt es am 2. Oktober bei der „Langen Nacht der Museen“. Außerdem wird am 8. Oktober „Ein Abend für Paul Kulnig“ gegeben, wo Künstlerfreunde und Weggefährten sich an ihn erinnern. Im Zuge der Ausstellung erscheint die Publikation "Paul Kulnig/skizzenhaft/fragmentarisch“ im Ritter Verlag.