Zwergdommel
Bernhard Huber
Bernhard Huber
Tiere

Schutz von Schilfgürteln hilft Zwergdommel

Die Zwergdommel kommt in Kärnten nur selten vor. Diese kleinste vorkommende Reiherart lebt im Schilf; durch den verstärkten Schutz der Schilfbestände wurde auch der Bestand an Zwergdommeln ein wenig größer.

Zwergdommeln leben und bewegen sich versteckt im Schilf- und Röhrichtbereich an den Ufern der Stillgewässer, die nur eine geringe Fließgeschwindigkeit aufweisen. Andreas Kleewein, Geschäftsführer von BirdLife Kärnten: „In diesem Dickicht ist ihr Lebens- und Rückzugsraum.“ Zur Nahrung der Zwergdommel zählen kleine Vögel, aber auch Insekten, Amphibien und Fische.

Zwergdommel
Bernhard Huber
Zwergdommeln leben sehr versteckt

Große Vögel als Feinde

Die Zwergdommel kann bis zu 37 Zentimeter lang werden, damit ist sie die kleinste Reiherart. Die Männchen sind sehr kontrastreich in ihrem Gefieder. Der Rücken bis zum Kopf ist dunkelbraun bis schwarz. Der Bauch ist cremefarben. Und während der Balzzeit ist der Schnabel des Männchens sehr intensiv orange-rot gefärbt.

Das Gefieder des Weibchens hingegen schlichter, es hat am Rücken schwarz-braune Längsstreifen, der Bauch ist cremefarben mit ein paar Tupfen. Der Schnabel ist gelblich: „Die Jungvögel sind bräunlich gepunktet und mit streifen versehen. Somit sind sie sehr gut getarnt“, so Kleewein. Als Feinde der Zwergdommel gelten Großmöwen, Rabenvögel oder Greifvögel.

Seltener Vogel mit auffallendem Ruf

Die Zwergdommel sei eine der geheimnisvollsten Vogelarten, die an den Gewässern leben."Man sieht sie nur ganz, ganz selten", sagte Kleewein. „Man hört sie vielleicht öfter, kann diesen Ruf aber nicht ganz zuordnen.“

Bestand auf 25 Brutpaare angestiegen

Heuer wurde die Zwergdommel in Kärnten häufiger gesehen als in den Jahren zuvor, es habe einige Meldungen gegeben, sagte Kleewein: „Sie wurde beim Baden oder beim Spazieren gehen gesehen und das ist sehr erfreulich, denn noch vor einigen Jahren lag der Bestand so bei 20 Brutpaaren. Nach den heurigen Meldungen gehen wir davon aus, dass sich der Bestand leicht gehoben hat, so dass wir von um die 25 Brutpaaren in Kärnten sprechen dürfen.“

Das ist noch immer sehr wenig, sagte Kleewein, deshalb sei die Zwergdommel auch auf der Liste der gefährdeten Vögel zu finden, nämlich unter dem Status „vom Aussterben bedrohte Vogelarten“. Am häufigsten komme die Rohrdommel noch im Bereich des Seewinkels im Burgenland und in den Randbereichen von Wien vor. „Wir schätzen den Bestand auf rund 360 Brutpaare." Das Verbreitungsgebiet in Europa reicht von Süd- über Mittel bis nach Osteuropa. Die Hauptverbreitung der Zwergdommel in Europa ist aber in Ungarn.“

Schilfbestand verantwortlich für Vorkommen

Seit wann es die Zwergdommel in Kärnten gibt, ist nicht bekannt. Diskutiert wird in Expertenkreisen, ob sie schon im 19. Jahrhundert in Kärnten brütete, definitive Nachweise fehlen allerdings, sagte Kleewein. In den 1950er Jahren wurde die Zwergdommel in Kärnten häufiger gesichtet. In den 70er Jahren kam es zu einem Einbruch der Bestände. Man vermutet, dass es in den Überwinterungsgebieten und an den Rastplätzen zu trocken war.

Außerdem änderte sich die Ufervegetation Ende des 20. Jahrhunderts in Kärnten deutlich, sagte Kleewein: „Die Schilfbestände gingen zurück und das ist ein alles bestimmender Lebensbereich für die Zwergdommel. Schutzmaßnahmen für das Schilf haben Früchte getragen, sonst hätten wir in Kärnten gar keine Bestände der Zwergdommel mehr.“

Überwinterung in Südafrika

Die Zwergdommel ist ein Langstreckenzieher. Im August und September bis hinein in den Oktober macht sie sich auf, um in Richtung Süden zu ziehen. Den Winter verbringt sie in Südafrika, sagte Kleewein. Wenn die Winter allerdings milder sind, schlägt sie ihr Winterquartier aber auch schon einmal im Mittelmeerraum auf.

Ab Mitte April bis in den Mai hinein kommt die Zwergdommel wieder zurück nach Kärnten und sie beginnt dann gleich mit der Balz. „Da ist das Männchen dann sehr bemüht, um die Gunst des Weibchens zu buhlen. Es ist dann auf dem Schilf ganz oben zu sehen. In der Nacht hört man dann die krächzenden Rufe des Männchens. Nur in der Balzzeit ist die Zwergdommel nachtaktiv.“

Beide Eltern brüten und füttern

Das Nest wird aus Schilfhalmen und knapp über der Wasseroberfläche gebaut. „Fünf bei sechs weiße Eier werden abgelegt. Männchen und Weibchen teilen sich das Bebrüten der Eier und die Fütterung der Jungvögel. Bei einem hohen Wellenschlag können Jungvögel auch aus dem Nest herausgeschwemmt werden.“

Die Eier werden 19 Tage bebrütet. Bis die Jungen das Nest verlassen, dauert es weitere 30 Tage. Die Zwergdommel fliegt generell nicht weit und wenn, dann immer nur knapp über dem Schilf. „Sie ist darauf ausgelegt, dass sie sich im Schilf gut versteckt lebt“, so der Vogelexperte.