Hinter Sonja Jug und Klaus Maier liegen schlaflose Monate, was aber nicht primär daran liegt, dass ihre Tochter Laura im April auf die Welt kam, sondern an ihren unzähligen Versuchen, mit dem Finanzamt Kontakt aufzunehmen, um zu erfahren, warum bei der eigentlich automatischen Auszahlung der Familienbeihilfe nichts weitergeht. Sonja Jug: „Anfang Juni hing ich täglich eine halbe Stunde in der Warteschleife, bis ich jemanden erreichte. Ein bis zwei Mal wöchentlich versuchte ich es über die Hotline und drei Mal war ich auch persönlich vor Ort. Sie sagten mir, sie können mir vor Ort nicht helfen.“

AK unterstützt Betroffene
Von ähnlichen Problemen berichtet Anna Krawagna, Freundin einer Betroffenen. Seit drei Monaten unterstützt sie die Freundin beim Finanzamt – bisher ohne Erfolg: „Ich habe vor zwei Wochen die Rückmeldung bekommen, dass ihr Fall noch nicht einmal angeschaut wurde. Er wurde also noch nicht einmal in Bearbeitung genommen.“
Verzögerung bei Familienbeihilfe
Auch Kärntner Eltern fallen schon seit Monaten um die Familienbeihilfe um. Der Grund für die verzögerte Auszahlung liegt beim Finanzministerium.
Mindestens sieben ähnlich gelagerte Fälle verzeichnet die Kärntner Arbeiterkammer. Auf mögliche Ursachen für die verzögerte Auszahlungen angesprochen sagt AK-Expertin Michaela Eigner-Pichler, in einzelnen Fällen seien Unterlagen verloren gegangen oder doppelt eingebracht worden, was durch die neuerliche Einreichung eine Hintanreihung bewirkt habe: „Faktum ist, dass es speziell seit dem Frühjahr Verzögerungen bei der Auszahlung der Familienbeihilfe kommt.“

Folgenschwere Kettenreaktion für Anspruchsberechtigte
Nicht nur das fehlende Geld am Konto bereitet den Familien Schwierigkeiten. Ohne Familienbeihilfe gibt es kein Kinderbetreuungsgeld und damit keinen Krankenversicherungsschutz. Eigner-Pichler sagt, vor allem Väter oder Mütter, die in Karenz sind und sich nicht bei ihrem Partner mitversichern können haben ein großes Problem."
Besonders emotional für die AK-Expertin war der Fall einer Mutter, die in Kärnten anspruchsberechtigt ist, aber in Jesenice lebt und seit April kein Geld gesehen hat. Jetzt muss sie ihre zweite Chemotherapie selbst bezahlen, weil sie aus der Durchversicherung fiel.

Vermeintlich abweichende Adresse sorgte für Verzögerung
Sonja Jug bekam – nachdem sie Hilfe bei der AK, dem Hilfswerk, dem Frauenhaus und den Medien suchte – nach fünf Monaten ihren positiven Bescheid. Es wurde ihr gesagt, dass beim Finanzamt noch ihre alte Adresse gespeichert sei, obwohl sie seit Februar an ihrer neuen Adresse, wo auch das Kind und der Kindesvater wohnen, gemeldet sei. Auch im Krankenhaus habe sie diese Adresse angegeben: „Man behauptet, die Mutter hat nicht den selben Wohnsitz wie das Kind, deswegen kann die Familienbeihilfe nicht der Mutter ausgestellt werden. Im Zentralen Melderegister kann man doch nachsehen oder mich kontaktieren und fragen, ob ich im selben Haushalt wohnhaft bin wie mein Kind.“

Das Finanzministerium bietet an, alle sogenannten Sonderfälle zu prüfen und versichert, dass die Familienbeihilfe auch rückwirkend ausbezahlt werde.