Pflegerin in der Intensivstation
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Coronavirus

Intensivstationen fast ausgelastet

Laut dem Intensivbettenkoordinator des Landes, Rudolf Likar, ist derzeit die Lage auf den Intensivstationen wie im November 2020. Acht Covid-19-Patienten liegen auf Intensivstationen, die durch Unfälle etc. ohnehin fast voll belegt sind. Operationen werden teilweise wieder verschoben. „Es ist schlimmer, als wir gedacht haben“, sagte Likar.

Wenn sich die Intensivzahlen verdoppeln, werde es grenzwertig, so Likar. Dann müsste man Operationen nicht nur um Tage wie jetzt, sondern für längere Zeit verschieben und auch wieder neue Ressourcen schaffen wie etwa Beatmungsbetten im Aufwachzimmer. Die Situation für Ärztinnen und Ärzte und das gesamte medizinische Personal sei bereits wieder sehr belastend, sagte Likar. Es gebe die Strukturen, aber es fehle an Personal.

Die Delta-Variante sorge außerdem dafür, dass im Verhältnis mehr Erkrankte auf die Intensivstation kommen." Früher war das Verhältnis aus Corona-Intensivpatient zu Krankenhauspatient 1:5, jetzt ist es 1:3", erklärte der Intensivkoordinator. Hatte der Covid-19-Wildtyp auch andere Organe angegriffen, so sei nun hauptsächlich die Lunge betroffen.

Rund 30 Tage auf Intensivstation

Covid-Patienten bleiben im Schnitt 30 Tage auf der Intensivstation, so Likar. Die durchschnittliche Dauer bei anderen Patienten betrage fünf Tage. Zehn Covid-Patienten bedeuten also, dass 40 bis 60 andere Patienten weniger intensivmedizinisch behandelt werden können, so Likar. Patienten nach einer Herzoperation bleiben einen oder zwei Tage auf der Intensivstation: „In 30 Tagen könnte man also 15 solcher Patienten versorgen.“

Die Grafik zeigt nur die Covid-19-Patienten auf Intensivstationen an und bildet nicht die gesamte Belegung ab.

Mehrheit ist ungeimpft

„Es ist schlimmer, als wir gedacht haben, wir haben gedacht, wir kommen besser durch den Sommer. Man muss auch sagen, es ist eine Erkrankung der Ungeimpften. Die Mehrheit der Betroffenen ist ungeimpft, muss man klar sagen. Wenn Geimpfte auf die Intensivstationen kommen, ist der Verlauf nicht so schlimm“, so Likar. Geimpfte kämen nur mit Vorerkrankung auf die Intensivstation.

Primarius Rudolf Likar
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Rudolf Likar koordiniert die Intensivbetten in Kärnten

Aufgrund der allgemeinen Situation mit Verkehrs- und Sportunfällen sei man derzeit 92- bis 94-prozentig ausgelastet. Man könne keine Betten reservieren, es gebe keine freien Betten. Man könne nur Ressourcen verschieben und Patienten kärntenweit verlegen und wieder zusammenlegen, sagte Likar.

Appell für Impfung

Die Patientin, die am Dienstag als verstorben gemeldet wurde, war um die 50 Jahre alt, sagte Likar. Die jetzigen Patienten seien zwischen 40 und 60 Jahre alt. „Der Ausweg aus der Pandemie ist die Erkrankung oder die Impfung. Ich denke, die Menschen sollen Verantwortung zeigen und sich impfen lassen.“ Er verstehe nicht, dass weiterhin Verschwörungstheorien ohne jeden Sinn und Verstand aufrechterhalten werden.

Aktuell gibt es in Kärnten 42 Neuinfektionen, 824 verstarben seit Beginn der Pandemie. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt 59,4. Spitzenreiter ist derzeit Klagenfurt-Stadt mit 81,6.

Land startet Online-Impfkampagne

Unterdessen wird vom Land eine Werbekampagne für die Impfung organisiert. Man will laut Gerd Kurath vom Kärntner Landespressedienst auf Testimonials setzen. Prominente Impfbotschafter werden gesucht, das sei aber nicht so einfach, denn man suche ja Menschen mit einem gewissen Bekanntheitsgrad. Die Kampagne werde sich mehr online als analog abspielen, weil man davon ausgehe, gerade bei Jüngeren dort mehr Leute zu erreichen.

Team Kärnten: Kapazitäten ausbauen

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer forderte in einer Reaktion, es brauche mehr Intensivbetten, zusätzliche Beatmungsgeräte und vor allem das notwendige Personal. Köfer fragt, warum es nicht bereits in den vergangenen Wochen und Monaten entsprechende Vorsorgemaßnahmen und Anschaffungen im Bereich der Krankenanstalten gegeben habe. Bezüglich der von gewissen Seiten geforderten Impfpflicht für Mitarbeiter in den Krankenhäusern sagte Köfer, Kärnten müsse auch nicht Geimpfte aufnehmen, sonst werde der Mangel noch größer.

FPÖ für Ausbildungsoffensive

Die FPÖ fordert eine Ausbildungsoffensive für Intensivpflegekräfte, denn die nötigen Apparaturen wären vorhanden, so Landesparteiobmann Erwin Angerer. Es mangle an geschulten Mitarbeitern. Klubobmann Gernot Darmann sagte in einer Aussendung, schon im November 2020 habe man im Landtag mehr Ausbildungsplätze für Intensivpflege und die Abschaffung aller Studiengebühren für alle diplomierten Fachkräfte gefordert. Jede diplomierte Pflegefachkraft, die sich für den zweisemestrigen Bachelor-Studiengang auf der Fachhochschule entscheidet, müsse über 7.000 Euro bezahlen, so Darmann.