Einkäuferin bei Soma
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Wirtschaft

Steigende Inflation trifft arme Menschen

Die Inflation steigt heuer rasant an, im Juli lag die Teuerungsrate bei 2,8 Prozent. Dass das Leben teurer wird, hat viel mit der Pandemie zu tun. Auch das Anspringen der Wirtschasft führt paradoxerweise zum Anziehen der Preise. Besonders betroffen sind Menschen am Rande der Armut.

Armut ist unsichtbar. Auch, weil die Menschen, die das ORF-Kamerateam am Montag im SOMA-Markt trafen, nicht gezeigt werden wollten, vielfach aus Scham. Dass das Leben teurer wird spüren aber auch die Sozialmärkte ganz deutlich. Erstens hat der Sozialmarkt derzeit um zehn Prozent mehr Kunden, als noch vor der Krise. Und zweitens nahm die Produktvielfalt ab. SOMA-Sozialmarkt-Vorständin Liselotte Suette sagte, so manche Produkte würden schon fehlen: „Man merkt die derzeitige Umwälzung im Lebensmittelhandel.“

Einkäufer im Spiegel
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Mehr Mietzuschüsse nötig

Im Carla-Laden der Caritas kann jeder Haushaltsgegenstände oder Kleidung abgeben, die er selbst nicht mehr braucht. Die Sachen werden sortiert und dann gratis oder um einen Bruchteil des eigentlichen Preises für einen guten Zweck verkauft.

Teuerung trifft Menschen am Rande der Armut

Im Juli lag die Teuerungsrate bei 2,8 Prozent. Besonders trifft das jene Menschen, die am Rande der Armut stehen.

In puncto Teuerung gebe es große Probleme beim Mieten, sagte Christian Eile von der Kärntner Caritas: „Wir haben heuer wesentlich mehr Geld für Mietzuschüsse aufgewendet. Wir haben auch wesentlich mehr Anträge, was Lebensmittel betrifft, dafür geben wir ja Gutscheine aus und haben auch eine Lebensmittel-Ausgabestelle für besonders armutsbetroffene Menschen. Und da wird die Liste immer länger.“

Lebensmittelausgabe der Caritas
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97.000 Menschen armutsgefährdet

Die Armut in Kärnten nahm seit dem letzten Jahr um ein Prozent zu. 97.000 Menschen sind in Kärnten betroffen. Wer armutsgefährdet ist – also mit weniger als 1.200 Euro im Monat auskommen muss – ist von der Teuerung stärker getroffen als andere, weil Ärmere mehr von ihrem Geld für den täglichen Bedarf, für das Wohnen, die Energie und den Verkehr aufwenden müssen und das sind schließlich Ausgaben, die man kaum nicht tätigen kann, sagte Martin Wagner, Professor für Volkswirtschaft an der Universität Klagenfurt.

Altes Gewand auf Ständern
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Weiteren Preisdruck verhindern

Die Kosten für die Bereiche Wohnen, Energie und Verkehr seien überdurchschnittlich angestiegen, sagte Wagner: „Auf Jahresfrist betrachtet, haben Personen mit schwachem Einkommen mit größeren Preissteigerungen zu kämpfen, als den 2,8 Prozent die sich in der Gesamtinflationsrate abbilden.“

Wer arm ist, spürt die Inflation also stärker als alle anderen. Um hier punktgenau zu helfen, rät der Wirtschaftswissenschaftler dazu, vor allem in der Kategorie Wohnkosten auf Gebührenerhöhungen, etwa bei Wasser oder Müll, zu verzichten, um einen weiteren Preisdruck zu verhindern.