Mann im Rollstuhl
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Gesundheit

Pflege-Fachkräftemangel verschärft sich

Nicht nur Tourismus und Gastronomie kämpfen um Mitarbeiter, auch die Gesundheits- und Pflegebranche plagen Nachwuchssorgen. Am Klinikum Klagenfurt mussten einzelne Stationen wegen Personalmangels teilweise geschlossen werden. Zeitgleich sind zahlreiche Ausbildungsplätze frei.

Als krisensicherer und sinnstiftender Beruf wird er beworben, doch immer weniger wollen im Gesundheits- und Pflegebereich Fuß fassen. Auch in der Schule für Sozialbetreuungsberufe der Caritas bleiben mit Schulbeginn einige Sessel leer. Betroffen sind vor allem berufsbegleitende Lehrgänge, die in Regionen wie Hermagor angeboten werden.

Sozialbetreuerin: „Kärnten altert und schrumpft“

Ines Lackner ist Lehrerin in der Caritas Schule für Sozialbetreuungsberufe: „Aufgrund der Anmeldungszahlen könnte man darauf schließen, dass diese Klasse nicht zustande kommt. Wir hoffen, dass sich noch Personen melden werden.“ Kärnten sei ein Abwanderungsgebiet, es gebe allgemein einen Mangel an Fachkräften. „Kärnten altert und schrumpft, das beobachten natürlich auch wir von der Sozialbetreuung.“

Beobachtungen, die auch von der Gewerkschaft gemacht werden und die deshalb schon seit Jahren vor der jetzigen Entwicklung warnt. Der Betriebsrat der Krankenanstaltenbetriebsgesellschaft (KABEG) ortet sogar einen massiven Pflege- und Gesundheitsnotstand.

Wenige Pfleger: Krankenhausabteilungen geschlossen

Wegen eines Mangels an Pflegekräften müssen am Klinikum Klagenfurt laut Betriebsrat Abteilungen schon teilweise geschlossen werden. Die Branche plagen auch Nachwuchssorgen: Viele Ausbildungsplätze sind noch frei.

Ronald Rabitsch, KABEG-Betriebsrat, sagte: „Es gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Pension und es gibt viel zu wenig Ausbildungsplätze um diese Erfordernisse auszugleichen. Das wird uns auch in den nächsten Jahren begleiten. Ein Beispiel, es werden immer mehr Stationen teilgesperrt – im Klinikum, wie auch in anderen Häusern, um diesen Personalnotstand auszugleichen.“

Viel zu wenige Absolventen decken Bedarf nicht

Die Zahlen sprechen – alleine für heuer – für sich. „Es werden heuer 45 Kolleginnen bei der FH fertig, da freuen wir uns. Aber ich sage ihnen ganz offen, es bräuchte alleine die KABEG alleine mehr – und da rede ich noch nicht von den anderen Krankenanstalten, Pflegeheim-Einrichtungen usw.“, so Rabitsch.

Der Vorschlag des Gewerkschafters lautet, das Schulgeld bei der Ausbildung abzuschaffen und mehr finanzielle Anreize von Seiten der Arbeitgeber: „Im Pflegebereich, wenn ich es als Studium mache, muss ich zahlen. Hier sollten sich die Träger Modelle überlegen, ein Taschengeld zu bezahlen oder sich die Kolleginnen und Kollegen für fünf Jahre zu verpflichten – dafür haben mehr Personen die Möglichkeit, diesen wichtigen Beruf auszuüben.“

Land verweist auf bereits getroffene Maßnahmen

Von Seiten des Landes heißt es dazu, es würden bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen. So werden etwa gemeinsam mit Berufsförderungsinstitut und Arbeitsmarktservice zusätzliche Ausbildungsschienen angeboten. Zudem sind heuer auch erstmals Ausbildungsplätze für Berufsumsteiger von Arbeitsstiftungen vergeben worden. Auch eine Pflegeausbildung mit Matura wird seit vergangenem Jahr angeboten, um jungen Menschen noch attraktivere Jobchancen zu ermöglichen.

Das Berufsfeld sei tatsächlich ein sehr weites, betont auch Ines Lackner von der Caritas Schule für Sozialberufe: „Sie können in den öffentlichen wie in den privaten Krankenhäusern arbeiten, in Pflege- und Seniorenheimen, in den mobilen Dienste, Tageszentren und Seniorenstätten – sogar als selbstständige Seniorenbetreuung.“

FPÖ wirft Landesregierung Untätigkeit vor

Der Sozialsprecher der FPÖ Kärnten, Harald Trettenbrein, verwies in einer Aussendung auf die Notwendigkeit, die Förderung der Schulen für Sozialbetreuungsberufe der Caritas und Diakonie so zu erhöhen, dass Absolventen nicht mehr Schulgeld bezahlen müssten. Sonst würden immer mehr Ausbildungsplätze leer bleiben. „Seit Jahren verhindert die Landesregierung eine Attraktivierung der Pflegeausbildung. Wenn von Absolventen Schulgeld verlangt wird oder monatelange Praktika ohne jedes Entgelt absolviert werden müssen, braucht man sich nicht wundern, dass zu wenige junge Leute die Ausbildung beginnen“.

Neben einer Erhöhung des monatlichen Taschengeldes in den Krankenpflege-Schulen des Landes müsse laut Trettenbrein auch ein Entgelt für die monatelangen Pflicht-Pflege-Praktika eingeführt werden. „Es ist auch kontraproduktiv, wenn nur mehr die Fachhochschule diplomierte Kräfte ausbilden darf, wobei hohe Studiengebühren eine Zugangsbarriere sind. Diese Absolventen gehen zu 100 Prozent in Spitäler. Wir brauchen auch eine abgestufte kostenfrei Ausbildungsschiene für Pflegeheime und ambulante Dienste. Letztlich wird es auch nötig sein, einen Lehrberuf für die Pflege einzuführen, damit nach Pflichtschulende endlich ein Einstieg in den Beruf möglich ist“.