Wolf hinter einem Baum
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Chronik

Weitere Abschussgenehmigung vor Prüfung

Bis 30. September darf der Wolf mit der Kennung 120 MATK, der für Nutztierrisse auf drei Gailtaler Almen verantwortlich gemacht wird, von Jagdberechtigten geschossen werden. Ob es tatsächlich der „Problemwolf“ ist, werden DNA-Tests erst danach zeigen können. Weitere Abschussgenehmigungen werden derzeit geprüft.

Die Linie, die das Land Kärnten in Sachen Wolfsmanagement zu vertreten gewillt ist, erklärt sich rasch: Ein Leben mit dem Räuber sei nicht möglich, deshalb soll mit allen Mitteln verhindert werden, dass sich in Kärnten Wolfsrudel bilden. Um „Problem-“ oder „Risikowölfe“ in Zukunft schneller zum Abschuss freigeben zu können, wird an einer Wolfsverordnung nach Salzburger Vorbild gearbeitet. Eine Regelung, mit der sich die Almbauern sehr einverstanden zeigen, so Obmann Josef Obweger – mehr dazu in Land erlaubt Wolfsabschuss auf drei Almen.

Es brauche die Regulierung von Wolf und Bär, sagte Obweger. Weitere Anträge für den Abschuss von „Problemwölfen“ in Almregionen seien bereits in Vorbereitung. „Wir haben auch noch mit zwei zusätzlichen Almregionen einen ähnlichen Antrag gestellt, der derzeit noch in Bearbeitung ist und wo noch Gutachten erstellt werden und wo wir ebenfalls demnächst die Entscheidung erwarten. Das betrifft das Gebiet Hochstadl und das Gebiet Hochrindl“, so Obweger.

Kein Antrag auf Herdenschutzmaßnahmen

Förderungen für Herdenschutzmaßnahmen gibt es in Kärnten keine, wird aus dem Büro des zuständigen Landesrats Martin Gruber (ÖVP) bestätigt. „Kein Antrag, kein Bedarf“, hieß es auf telefonische Nachfrage. Zäune seien in den meisten Fällen nicht umsetzbar und Hirten nicht leistbar für die Almbauern. Eine Behirtung würde pro Alm Berechnungen zufolge 16.000 Euro kosten, ohne Unterbringung und Gefahrenzulage gerechnet. Es gäbe aber, wie es beim Land heißt, 1.800 Almen in Kärnten.

Der WWF kritisiert diese Haltung scharf. Es fehle am politischen Willen, nicht an der Machbarkeit. „Herdenschutz ist unumgänglich, denn Wölfe können nicht zwischen erlaubter Beute wie Wildtieren und verbotener Beute wie Schafen unterscheiden, solange sie nicht von Hirten, Schutzhunden oder Zäunen von Nutztieren abgeschreckt werden. Kärnten muss daher dringend entsprechende Förderungen bereitstellen. EU-Mittel dafür stehen bereit, werden aber nicht ausgeschöpft“, so die Tierschutzorganisation in einer Aussendung.

Ein Wolf für 56 Risse verantwortlich gemacht

In der Schweiz, so der WWF, steige die Anzahl der Wolfsrudel, während die Anzahl gerissener Schafe pro Wolf sinke und die Tiere würden – etwa aus Italien kommend – immer wieder Kärnten durchstreifen. „Der nächste Wolf kommt nach, und an der Situation der Almwirtschaft hat sich nichts geändert“, so der WWF.

In Kärnten sind bisher insgesamt acht Wölfe mittels DNA bzw. Losung nachgewiesen worden. Vergangenes Jahr wurden drei Wolfsrisse bestätigt, im neuesten Abschussbescheid ist von 56 Rissen die Rede, für die allesamt 120 MATK verantwortlich sein soll.

Wildschadensfonds: Kein Geld vom Naturschutz

Abgegolten werden die Schäden aus dem Wildschadensfonds, der heuer mit 300.000 Euro Gesamtbudget dotiert ist, bisher seien die Gelder nicht zur Gänze ausgeschöpft worden. Finanziert werde der Fonds zur Gänze von der Agrarabteilung, der Naturschutz zahle nichts dazu, hieß es aus dem Büro von Landesrat Gruber.

Auf die Frage, ob im Gegenzug die Ausbildung, Unterkunft und Bezahlung von Hirten nicht billiger käme, hieß es vom Land: „Auf keinen Fall.“ Die Kosten für die Almbauern würden trotz öffentlicher Mittel zu hoch ausfallen.

Kritik von Grünen und FPÖ

Am Mittwoch meldeten sich auch die Grünen zu Wort. Sie sprachen von jahrzehntelangem Versagen beim Schutz und der Entwicklung der Almwirtschaft, von dem „abgelenkt“ werden solle. Die Wolfspopulation werde sich durch einen befristeten Abschussbescheid nicht beeindrucken lassen, für den Erhalt der Almwirtschaft brauche es mehr – eben Hirten und Zäune.

„Der Bescheid zum Abschuss von Wölfen auf drei Gailtaler Almen ist für Kärnten nichts weiter als eine fadenscheinige Minimallösung, die nichts bringt“, kritisierte am Mittwoch der geschäftsführende FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer. „Es macht den Anschein, als möchte sich ÖVP-Landesrat Gruber mit diesem einen Beschluss jetzt am Ende der Almsaison aus der Affäre ziehen. So kann man wenigstens sagen, dass man überhaupt etwas getan hat – im Gegensatz zu vor wenigen Wochen, wo laut Gruber überhaupt kein Handeln möglich war“, zeigte sich Angerer verärgert.