Der älteste Landsaurier, dessen Fährte auf einer großen Steinplatte zu sehen ist, gehört zur Sauriergruppe der „Querbeißartigen“ oder Diadectomorphen. Diese Saurier sind bedeutend, weil sich aus ihnen alle Landwirbeltiere, also auch der Mensch, entwickelten, so Gerlinde Krawanja-Ortner, die Leiterin des Geoparks Karnische Alpen: „Das ist ein Punkt in der Evolution, der in der Geologie extrem wichtig ist. Wir haben im Besucherzentrum eine Kopie. Die Originalplatte kann man in Kötschach im Rathaus besichtigen.“
Kleinen Krokodilen nicht unähnlich
Gleich beim Eingang des Besucherzentrums in Dellach im Gailtal wird man auf die Spuren des ersten Landsauriers aufmerksam gemacht. Vor rund 290 Millionen Jahren soll er und seine Artgenossen gelebt haben: „Man steht am Beginn der Entwicklung der Saurier. Das waren noch nicht diese großen Dinosaurier, die man sofort im Kopf hat, wenn man Saurier hört. Unsere Saurier waren noch verhältnismäßig klein. Die Größten waren zwei, drei Meter lang. Die Kleineren waren so wie Eidechsen. Viele waren recht gedrungen – man muss sie sich wie ein plumpes Krokodil vorstellen.“
Die Kleinsten waren zirka 30 bis 40 Zentimeter lang. Es wurden im Gailtal sechs verschieden große Spuren gefunden – von großen bis zu sehr kleinen Tieren. „Bei ihnen kann man über die Entwicklung der Größe sehr wenig sagen. Wir wissen nur, dass diese Tiere in der Zeit in verschiedenen Größen hier nebeneinander gelebt haben.“
„Gailtal“ lag damals südlich des Äquators
Der erste Landsaurier hinterließ auf der Steinplatte Abdrücke von fünf Zehen. Sie ähneln jenen von Affen. Ein Skelett fand man im Gailtal jedoch nicht, so Krawanja-Ortner. Es sei spannend, warum man von den Tieren, von denen hier nur Spuren vorhanden sind, anderswo Skelette gefunden werden Das hänge mit der Bewegung der Kontinente zusammen. Damals, vor 290 Millionen Jahren, als diese Tiere durch die damals beginnende Wüste streiften, waren alle Kontinente zusammen. Der heutige Bereich des Gailtals lag südlich des Äquators.
„Diese Tiere durchwanderten den gesamten Kontinent, über tausende Kilometer. Als der Kontinent zerbrach bildeten sich die heute bekannten mehr oder weniger großen Kontinente. Die Gesteine verteilten sich dadurch über die gesamte Welt. Die roten Steine aus dem Kötschacher Raum, finden wir genau so in Amerika, in Tschechien, sowie in Deutschland und Marokko. Es ist ein weltweites Puzzle. Das macht die Geschichte mit den Sauriern auch so spannend“, so die Expertin.
Älteste Sauriernachweise in Österreich
Insgesamt wurden sechs verschiedene Landsaurierfährten im Kötschacher Berg gefunden. Sie sind die ältesten Nachweise von Sauriern in Österreich und lebten vor zirka 290 Millionen Jahren im Gailtal. Diese Spuren weckten auch Aufmerksamkeit von internationalen Experten, erzählt die Leiterin des Geoparks Karnische Alpen. Zwei Mal stellte ein Experte Saurierspuren fest, aber nicht jenen Saurier, der 1979 gefunden wurde: „Das war der Erste, aber es gab noch viele Weitere. Das war für den Geopark ganz toll.“ Für den Experten hingegen war es nicht der große Erfolg, weil er sich ein Skelett oder weitere Spuren des ersten Landsauriers erwartet hatte.
Skelette geben Aufschluss über Fortbewegung
Im Besucherzentrum Georpark Karnische Alpen kann man jedoch sogar einen Nachbau des ersten Landsauriers betrachten. Krawanja-Ortner sagt, bei einer Fährtenfolge könne man ablesen, wie lange das Tier war. Durch Skelettfunde auf der ganzen Welt kann man schon sehr viel nachbauen.
Skelette wurden beispielsweise in den USA oder Deutschland gefunden. Im Besucherzentrum des Geoparks wird auch über das Rekonstruieren der Saurier ein Film aus Deutschland gezeigt. „Mit verschiedenen Experimenten wurde versucht, dem Tier auf den Grund zu gehen – sie machten das mit verschiedenen lebenden Tieren oder mit Computeranimationen über Schrittfolgen, -längen und -breiten.“
Auch kleine Meeressaurier zu bewundern
Nicht nur Spuren von Landsauriern wurden in den Gailtaler Alpen gefunden, sondern auch Meeressaurier. Zwei Skelette sind laut Gerlinde Krawanja-Ortner im Besucherzentrum zu besichtigen. Diese Skelette stammen von Meeressaurien, die um ungefähr 50 Millionen Jahre jünger sind als jene Fährten, die man von dem ersten Landsaurier fand. „Es waren keine Riesen im Meer, die meisten waren 20 Zentimeter lang. Sehr zart und klein. Es handelt sich um wunderbar erhaltene Skelette, die in mühevoller Arbeit, über viele Jahre, ausgegraben wurden.“
Versteinerungen ermöglichen Rekonstruktion
Geologen zog das Gebiet in den Gailtaler Alpen in den letzten Jahrzehnten aufgrund der Fossilien immer wieder an. Es wurden nicht nur Saurier gefunden, sondern auch andere versteinerte Tiere, wie Schnecken, Muscheln, aber auch Schachtelhalme und versteinerte Bäume und Regentropfen. „Sie alle berichten uns über das, was in ihnen enthalten ist. Es ist möglich, aus diesen Gesteinen Welten zu rekonstruieren, von denen wir sonst nichts wüssten.“