Tierarzt mit Kuh
ORF
ORF
Tiere

Kammer: Tierärztemangel am Land droht

Die Tierärztekammer warnt vor einer Unterversorgung der landwirtschaftlichen Betriebe, denn in den kommenden Jahren gehen viele Tierärzte in Pension. Es würden vor allem junge Tierärzte, die auf Großtiere spezialisiert sind, fehlen. In manchen Bezirken sei der Mangel für Landwirte bereits spürbar.

Dietmar Kogler ist Tierarzt aus Leidenschaft und als solcher ständig unterwegs. Bei einem Einsatz in seiner Gemeinde Kleblach Lind versorgte er Kuh Silva, die nicht trächtig werden kann, weil sich eine Zyste vergrößert hat. Sollte jetzt ein Bergbauer im Mölltal irgendwo Hilfe brauchen, würde das mindestens eine Stunde dauern bis der Tierarzt bei dem tierischen Patienten ankommen würde.

Drohender Tierärztemangel am Land

Die Tierärztekammer warnt vor einer Unterversorgung der landwirtschaftlichen Betriebe, denn in den kommenden Jahren gehen viele Tierärzte in Pension. Es würden vor allem junge Tierärzte, die auf Großtiere spezialisiert sind, fehlen. Bereits jetzt spürbar sei der Tierarztmangel, wenn es an einem Baunerhof zu einem Notfall kommt.

Es sei schwer, Tierärzte für die Rinderversorgung zu finden, sagte Kogler: „Beim Nachwuchs haben wir das Problem, dass sich immer weniger für den Beruf des Rinderpraktikers interessieren weil wir keine geregelten Arbeitszeiten haben, wir haben Nachtbereitschaft, Wochenenddienste. Dieses Work-Life-Balance, wie es heute so schön heißt, ist in unserem Beruf nicht vorhanden.“

Tierarzt Kogler im Stall mit Kühen
ORF
Tierarzt Dietmar Kogler bei der Arbeit im Stall

Kind wird von Kollegen betreut

Mit Zusammenhalt könne es aber funktionieren: So stellte Dietmar Kogler eine Kollegin in seiner Praxis an. Joyce Kooman kam vor vier Jahren aus Holland nach Kärnten. An zwei Tagen in der Woche hilft sie im Drautal und im Mölltal aus, währenddessen wird ihre kleine Tochter von Familie Kogler mitbetreut, sagte Kooman: „Es kann sein, dass ich um 7.00 Uhr am Abend fertig bin mit der Arbeit. Aber wenn eine Kuh kälbert oder es noch einen Notfall gibt, dann bin ich erst sehr viel später fertig mit der Arbeit. Dann hat keine Kinderbetreuungseinrichtung mehr geöffnet und so weiß ich, die Elena wird gut betreut und versorgt, hat es dort schön. Sie kann mit den anderen Kindern spielen.“

Tierärzte Kogler und Kooman
ORF
Joyce Kooman und Dietmar Kogler unterstützen sich gegenseitig

Auf finanzielle Hilfe des Landes angewiesen

Und dass es immer wieder unaufschiebbare Notfälle gibt, das zeigte das Beispiel von Kuh Malta, die ohne dem Eingriff am Dickdarm wohl nicht mehr am Leben wäre. 90 auf Großtiere spezialisierte Tierärzte gibt es in Kärnten, Not- oder Bereitschaftsdienste seien aber ohne finanzielle Mittel des Landes nicht vorstellbar, sagte Tierärztekammerpräsident Franz Schantl: „Wir wollen nicht so eine Situation wie im Burgenland wo es vor drei Jahren im ganzen Burgenland keinen einzigen Großtierpraktiker gegeben hat. Wir wollen daher vorbauen und gemeinsam mit den Sozialpartnern Lösungen suchen.“

Tierärztin untersucht Kuh
ORF
Kuh Malta konnte gerettet werden

Pensionierungswelle werde Lücken im System aufreißen

Eine Lösung seien Mittel des Landes, um einen Sockelbetrag zu garantieren, so wie es bei Sprengelärzten schon einmal funktioniert habe, so Schantl. Denn in den kommenden Jahren werde eine große Pensionierungswelle seiner Kollegen Lücken im System aufreißen, die sich negativ auf die Versorgung vieler landwirtschaftlicher Betriebe auswirken werde. Versorgungsprobleme aufgrund fehlender Rinderpraktiker würden sich schon jetzt im Bezirk Spittal, Feldkirchen und im Raum Ferlach zeigen.