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Coronavirus

Likar: „Impfpflicht einziger Ausweg“

Die Krankenhäuser der KABEG rüsten sich bereits für die vierte Covid-Welle. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es mehr als drei Mal so viele Patienten in den Krankenhäusern. Der Intensivbetten-Koordinator des Landes, Rudolf Likar, sprach sich im ORF-Interview für eine „Impfpflicht als einzigen Ausweg aus der Pandemie“ aus.

Im Live-Interview bei Kärnten Heute am Dienstagabend mit Moderator Bernd Radler sagte der Kärntner-Intensivbetten-Koordinator Likar, er trete für eine Impfpflicht ein. Er trete zwar auch für Eigenverantwortung ein, diese ende jedoch dort, wo andere geschädigt werden, sagte Likar.

Experte über Lage auf Intensivstationen

Die Cov-Zahlen steigen rasant an und immer mehr Intensivbetten werden belegt. Rudolf Likar, der Kärntner-Intensiv-Bettenkoordinator, äußert sich im Interview dazu, wie die Lage auf den Kärntner Intensivstationen derzeit aussieht.

Impfpflicht einziger Ausweg aus Pandemie

„Das ist das große Problem, meine Freiheit hört dort auf, wo andere zu Schaden kommen. Momentan sind wir da, dass sich die Menschen an nichts mehr halten, die Maßnahmen werden ignoriert und die einzige Antwort kann nur die Impfpflicht sein. Ich sehe die Impfpflicht derzeit als einzigen Ausweg aus der Pandemie“, sagte Likar. Er erwarte sich von den Experten in Österreich eine klare Stellungnahme für eine Impfpflicht, „damit wir bei den Operationen nicht wieder an unsere Grenzen kommen“.

Die Impfung schütze vor schweren Verläufen, sagte Likar, das sei bereits oft genug wissenschaftlich publiziert: „Das ist eine Sicherheit, das sollen die Menschen wissen. Aber ich kann trotzdem erkranken, wenn ich alle Risikofaktoren habe, dann ist eine Impfung zu wenig, da muss ich persönlich etwas für mein Immunsystem tun.“

Spitäler rüsten sich für vierte Welle

Die Zahl der CoV-Infektionen und auch der Hospitalisierungen steigt. Deshalb rüsten sich die KABEG-Krankenhäuser bereits für die vierte Corona-Welle.

Intensivpatienten müssen bereits wieder verlegt werden

Likar wies darauf hin, dass derzeit jeder zweite bis jeder dritte Covid-Patient auf die Intensivstation kommt. 18 Personen befinden sich derzeit im Krankenhaus, fünf davon werden auf der Intensivstation behandelt. „Wir mussten heute bereits Intensivpatienten in andere Krankenhäuser verlegen, um morgen das Operationsprogramm machen zu können“, sagte Likar und das, obwohl das Klinikum über 53 Intensivbetten für Erwachsene verfüge.

Problematisch sei, dass Covid-Patienten mit mindestens 21 Tagen fast vier mal so lange auf der Intensivstation bleiben, wie andere Intensivpatienten, „damit sind diese Betten blockiert“, sagte Likar. Zudem erfordere die Behandlung der CoV-Patienten einen viel höheren Aufwand. „Zudem zeigt die Statistik, dass jeder dritte Covid-Intensivpatient stirbt.“

Eingang Klinikum Security
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Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen kontrollieren nach wie vor die Eingänge

„3-G-Nachweis“ für Patienten und Besucher

Nur etwas mehr als 53 Prozent der Kärntnerinnen und Kärntner gelten derzeit als vollimmunisiert. Daher rechnen die Experten für die nächsten Wochen mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen und jener Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Im Klinikum Klagenfurt und in den anderen vier KABEG-Häusern sei man gerüstet, heißt es.

Weiterhin gelten strenge Covid-Zutritts-Regeln. Bei sämtlichen Eingängen sowie bei der Einfahrt zur Tiefgarage stehen Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen. Nur wer den „3-G-Nachweis“ erbringt – wer also geimpft, getestet oder genesen ist – darf hinein. Das betrifft sowohl Patienten als auch Besucher. Ausgenommen von der „3-G-Pflicht“ bleiben weiterhin alle Notfälle, also jeder der nach einem Unfall oder wegen einer akuten Erkrankung ins Krankenhaus gebracht wird.

Wolfgang Schantl, Kabeg  Management
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Wolfgang Schantl vom KABEG-Management

Maskenpflicht für Mitarbeiter gelockert

Gelockert hat die KABEG die Maskenpflicht für Mitarbeiter. Sie ist nur noch dort aufrecht, wo mit Patienten gearbeitet wird. Ein Großteil des KABEG-Personals, sei bereits geimpft, sagt Wolfgang Schantl, der Leiter der Stabsstelle für medizinische Strukturentwicklung in der KABEG.

„Es ist und gelungen, eine sehr hohe Durchimpfungsrate zu erreichen, es sind im Durchschnitt 80 Prozent und in Teilbereichen, zum Beispiel im ärztlichen Bereich, 90 Prozent. Wir arbeiten weiter daran, auch die restlichen Mitarbeiter zu überzeugen“, sagte Schantl.

Ronald Rabitsch, Betriebsratsvorsitzender Kabeg
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Ronald Rabitsch, Betriebsratsvorsitzender

KABEG: keine Impfpflicht bei Neueinstellungen

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in Kärnten bei Neueinstellungen von KABEG-Mitarbeitern keine CoV-Impfpflicht. Eine vorhandene Impfung ist nur eine der Bewertungskriterien. Eine gesetzliche Impfpflicht zu erlassen, wäre Sache des Bundes, sagt Schantl: „Für uns als Krankenhausbetreiber und -träger wäre es wünschenswert, mit einer gesetzlichen Verpflichtung eine fast hundertprozentige Durchimpfungsrate zu erreichen.“

Der Betriebsrat zeigt dafür wenig Verständnis. Betriebsratsvorsitzender Ronald Rabitsch sagte, das sei in Zeiten des Pflegemangels, eine zynische Debatte: „Ich bin davon überzeugt – auch wenn manche Träger eine Impfpflicht haben – aufgrund des Pflegenotstandes wird definitiv jede Pflegekraft genommen werden, ob geimpft oder nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein großes Kriterium sein wird.“ Zumal die Impfung aus heutiger Sicht noch keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Übertragung der Covid-Infektion auf andere biete, sagte Rabitsch.