Die betroffenen Gemüsebauern fühlen sich von den zunehmenden Gastrobetrieben am Benediktinermarkt bedrängt. Der Frust ist so groß, das die ersten den Markt bereits verlassen. So wie der Gemüsestand der Familie Toschkov. Laut eigenen Angaben verkauft die Klagenfurter Gärtnerei ihre Waren seit 83 Jahren am Benediktinermarkt. Doch nun ist Schluss damit. In einem eigenen Schreiben informierte Nikolaus Toschkov seine Kunden, dass am kommenden Samstag hier zum letzten Mal Tomaten, Paprika und Salat über den Ladentisch gehen. Sehr zum Bedauern der Stammkunden. „Das ist schade, weil wir brauchen diese Vielfalt“, so Edith Kartusch.

Kein Ausweichposition
Grund für den Rückzug – die Marktstände. Bisher konnte diese in der marktfreien Zeit nämlich am Platz bleiben, nun müssen sie plötzlich verschwinden. „Bei der alten Marktordnung war es so, dass es für die Handwägen eine Ausweichposition gegeben hat, dort wo jetzt das Vitaneum steht. Diese Ausweichposition ist nun nicht mehr vorhanden. Dann hat es geheißen, lasst die Stände derweil am Platz stehen bis eine Ausweichmöglichkeit gefunden wird. Das ist zehn Jahre lang so gegangen. Dann hat es geheißen, es sind nur drei Stände, die optisch nicht hässlich sind, lassen wir sie so drinnen stehen. Das hat keinen gestört, jetzt seit vier Wochen stören sie anscheinend“.
Wirbel um Marktstände
Missstimmung am Benediktinermarkt in Klagenfurt – Gemüsebauern wollen Platz zum Abstellen ihrer Marktstände und drohen mit dem Abzug vom Markt.
Stadt weist Kritik zurück
Eine Kritik, die die Stadt zurückweist. Man versuche alle gleich zu behandeln, außerdem sehe die Marktordnung seit jeher vor, dass die Stände abgebaut werden müssten. „Wir haben auch mit einer Person Begehungen vor Ort gehabt. Derzeit wäre es nur möglich den Stand im Bereich der Müllpresse abzustellen“, so der Marktkoordinator der Stadt Alexander Adamitsch.
Für die Gemüsebauern hygienisch bedenklich, von der Stadt heißt es dazu nur: „Der optimale Standort ist es nicht, nur uns bleibt nichts anderes übrig als diesen derzeit anbieten zu können“, so Adamitsch. Geäußerte Hygienebedenken seien jedoch unberechtigt, denn die nahe stehende Müllpresse werde eingehaust.

Toschkov: Zu viel Gastronomiebetriebe
Ein weiteres Problem, das der Gemüsebauer sieht – die wachsende Zahl an Gastrobetrieben, die die Marktflächen einnehmen. „Man hat maximal eineinhalb bis zwei Meter Platz und es ist kein Stand so dünn, dass du ihn durchbekommst. Man kann den Leuten jetzt nicht einfach sagen, sie sollen verschwinden, weil ich da mit dem Stand durch muss. Es wird einfach alles vollgestellt und das ist auch etwas, das ich nicht gutheiße. Gastronomie ist wichtig, aber das nimmt schön langsam überhand. Fast jede Koje wird ein Gastronomiestand“, so Toschkov. Er will sein Gemüse künftig auf anderen Märkten verkaufen. Wegen der Coronavirus-Pandemie würde auch der Hofverkauf in der eigenen Gärtnerei sehr gut laufen. Und dabei wolle er bleiben.
In einer Aussendung der Stadt betonte Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten), dass auch der Gemeinderat beschlossen habe, dass das Marktgelände geräumt werden müsse. Es gebe keine Märkte, bei denen ein Teil der Stände einfach stehen bleiben dürfen, so Scheider weiter. Es stimme auch nicht, dass die Zahl der Gastronomiebetriebe am Benediktinerplatz zunehmen. „In den letzten sechs Jahren ist am Benediktinermarkt keine fixe Gastronomie hinzugekommen. Es hat lediglich Wechsel von Gastronomie zu Gastronomie stattgefunden“, heißt es in der Aussendung. Einzig die Gesamtfläche einer Konditorei sei erweitert worden.
Stadt Villach bietet sich als Alternative an
In einer Aussendung bot der Villacher Marktreferent Christian Pober (ÖVP) den Standlern am Freitag Villach als „perfekte Alternative“ an. Er wolle für die verärgerten Gemüsebauern in die Bresche springen: „Ich lade alle frustrierten Marktbeschickerinnen und -beschicker in ganz Kärnten herzlich ein, ihre hervorragenden regionalen Produkte am Villacher Wochenmarkt zu verkaufen. Märkte leben von der Vielfalt. Unser serviceorientiertes Villacher Marktamt steht ihnen gerne helfend zur Verfügung. Wir freuen uns über noch mehr Anbieterinnen und Anbieter.“
Doch stehen lassen könnten die Standler ihren Marktstand auch in Villach nicht. Der Platz für den Wochenmarkt, der Mittwoch und Samstag stattfindet, wird an den anderen Tagen als Parkplatz genützt. Allerdings bot Pober den Standlern an, die Lagermöglichkeiten bei der Markthalle zu erweitern, die Fahrt nach Villach sei auch für regionale Anbieter aus dem Gail- und Drautal bisher kein Hindernis gewesen.
Standler: „Interesse besteht“
„Interesse an dem Villacher Angebot besteht auf jeden Fall“, hieß es am Freitag von Nikolaus Toschkov gegenüber dem ORF. Der Gemüsebauer überlege also, die Einladung des Villacher Marktreferenten tatsächlich anzunehmen und seine Waren künftig am Wochenmarkt in der Draustadt anzubieten.
Aus dem Büro des Klagenfurter Bürgermeisters hieß es am Freitagnachmittag, die Marktordnung sei in Klagenfurt und Villach gleich, Verkaufsstände und Marktgegenstände müssten nach der Marktveranstaltung entfernt werden. Büroleiter Patrick Jonke forderte Pober auf, „nicht politisches Kleingeld zu wechseln“, von den Bürgermeistern beider Städte könne Pober „lernen wie man gut zusammenarbeitet“.