Bild von Christian Ludwig Attersee
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Kultur

Attersees Bilddichtungen auf Schloss Ebenau

Die aktuelle Ausstellung auf Schloss Ebenau im Rosental zeigt eindrucksvoll, wie jung die Kunst von Christian Ludwig Attersee ist – auch wenn der Maler 80 Jahre zählt. Attersees neueste Bilddichtungen sind bis 10. Oktober zu sehen.

Christian Ludwig Attersee malt gegenständlich, aber er malt die Welt nicht ab, sondern erfindet sie neu – so, wie sie ihm gefällt. Zu seinem Bild „Paradiesbeginn“ sagt er etwa: „Die Flasche des Adams liegt noch dort und der Apfel der Eva auch. In Wirklichkeit hat sich aber das Getier aus den Bäumen des Paradieses dieser Szene bemächtigt. Wir finden darin Spatzen, die sich unterhalten – worüber, steht jedem frei.“

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Bild „Paradiesbeginn“ von Christian Ludwig Attersee

Der Zufall bestimmt beim Malen mit

Skizzen zu den Bildern gibt es nicht. „Es entsteht alles durch den Zu- und Einfall im Malakt. Das ist eigentlich mein größtes Glück. Wenn mir das dann gelingt, etwas zu zeichnen und zu malen, das ich selbst noch nicht erlebt habe, einen Gegenstand erfinde oder eine Situation mit Tieren und mit Menschen.“ „Pinselverliebt“ heißt ein anders Bild. Es zeigt eine Farbpalette, ein eng umschlungenes Paar und die Weltkugel schwebend.

Christian Ludwig Attersee
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Christian Ludwig Attersee

Die Malerei ist Attersees große Liebe. Sie kommt direkt aus dem Leben, was man spürt. „Es gibt an die 10.000 Bilder von mir. Ich kennen keinen Urlaub. Egal ob auf Segelbooten oder in Hotels, wo ich bin – ich habe immer mein Arbeitszeug mit. Wenn es mir Spaß macht, arbeite ich.“ Attersees künstlerische Handschrift ist unverwechselbar. Trotzdem entwickelt er sich immer weiter. Stehenbleiben oder Zeit vergeuden mag er nicht – es könnte ja noch ein wunderbares neues Werk entstehen.

Nie vergehenden Mut zum Neuen

Entscheidend sind immer die Qualität und der Mut immer und immer wieder etwas Neues zu versuchen: „Mein Dreieck ist Mensch – Tier und Landschaft. Das vierte Eck in dem Dreieck ist die Gegenstandserfindung. Damit ist mein Gesamtwerk beschrieben. Es geht immer um gesellschaftspolitische, kritische Malerei. Die meisten Bilder sind sehr kompliziert aufgebaut, weil ich auch lange daran arbeite. Sie sind nicht so leicht zu entschlüsseln, aber das finde ich auch gut. Jeder, der die Bilder benützt, hat die Chance, über den Titel eine Hilfe zu bekommen, in das Bild einzusteigen oder er muss sich über den Bildtitel ein eigenes Bild bilden mit dem er dann einsteigen kann.“

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Die Malerei ist aber noch längst nicht alles, was den Künstler auch mit 80 Jahren beschäftigt. Da wäre noch das Bühnenbild für die HC Artmann-Oper „Der Herr Nordwind“ und die eigenen Auftritte als Sänger und Musiker auf der Bühne. Dafür übt er allerdings schon seit einigen Jahren nicht mehr: „Aber ich habe den Mut. Es ist so wie beim Segeln, den Mut zu haben, in die falsche Richtung zu segeln und zu gewinnen. Das kann man so vergleichen. Diesen Mut habe ich noch immer für alles, was ich tue. Den möchte ich auch nicht verlieren, denn das ist meine Art, Leben zu leben.“

Wein, Wurst, Briefmarken – Kunst „querbeet“

Wein, Wurst, Briefmarken und das Gestalten von Häuserfronten oder Sportplakaten gehören wie selbstverständlich zum Werk von Christian Ludwig Attersee dazu. Kunst und Leben sind für ihn untrennbar verbunden. Immer wieder engagierte sich der Künstler auch politisch. Kunst sei auch dazu da, Kritik an den Zuständen zu üben, in denen man leben müsse.

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Sexismus-Vorwurf wegen nackter Skirennläuferin

Selbst geriet der Künstler zuletzt mit einem Plakat in die Kritik, auf dem eine nackte Skirennläuferin zu sehen war. Mit dem Vorwurf des Sexismus kann er jedoch wenig anfangen. Zudem es nicht das erste Mal war, dass er dieses Motiv verwendete: „Ich habe sechs Briefmarken mit nackten Herren und Frauen als Skifahrer gemacht. Jede Marke hatte eine Auflage von zwei Millionen. Es hat sich kein Mensch aufgeregt. Das sind auch solche Situationen, mit denen der Künstler konfrontiert wird, ohne dass er an sowas denkt. Damit muss man dann umgehen und es ist ein Unsinn, der zu bewältigen ist, damit keine schlechte Stimmung entsteht. Es gibt immer wieder einen Journalismus, der auf dem Gebiet versucht, altmodisch zu sein.“

Auch mit 80 lieber „Kronprinz“ als „König“

In seiner Jugend machte der Künstler immer wieder auch sich selbst zum Motiv seiner Arbeiten. Jung ist der Künstler auch heute noch, in seinem Arbeiten und in seinem Geist. Er sagt, er habe sich selbst in der Welt und in der Kunst immer lieber als Kronprinz gefühlt: „Er besteigt als nächstes den Thron und nicht der König. Der steigt ab. Ich fühle mich immer noch in dieser Rolle. Obendrein habe ich so viel Glück und Erfolg in meinem Leben gehabt, dass ich eigentlich ganz bescheiden sein kann. Ich brauche nicht als goldbestückter Meister in die Welt treten. Ich mache das mit Freundschaft und der Liebe, die die Leute für mich entwickeln. Das ist etwas Schönes.“

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Biografie zeigt unbekannte Seiten des Künstlers

Ein Tischchen in der großen Halle von Schloss Ebenau, ein Glas Rotwein: Attersee signiert seine gerade in zweiter Auflage erschienene Biografie. Geschrieben haben sie Rainer Metzger und die aus Klagenfurt stammende Daniela Gregori. Die beiden arbeiten nicht nur zusammen, sondern sind auch ein Ehepaar, das eng mit dem Künstler befreundet ist.

Metzger zufolge wolle Attersee Schönheit herstellen: „Er sieht sich selber in gewisser Weise als Modell von Schönheit. Allerdings – ganz wichtig – der Schöne mit dem Buckel, mit dem er schon von Kindheit an beauffälligt war. Schönheit ist ohne einen gewissen Makel zu haben.“

Schönheit ist was da ist

Gregori ergänzt, dass Attersee zudem – seit seiner Kindheit auf einem Ohr taub sei: „Er hat das immer gekonnt überspielt. Er musste zwar auf seine Opern-Gesangskarriere verzichten, aber er hat immer gesagt: Schönheit ist das, was da ist und man muss alles daraus machen und damit leben. Das ist dann die wahre Schönheit, wenn man das mit einem sanften Lächeln überspielen kann.“

Christian Ludwig Attersee: Neueste Bilddichtungen bis 10. Oktober auf Schloss Ebenau.