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Kärnten impft

Immer noch kursieren Impfmythen

Derzeit sind mehrere Impfungen gegen das Coronavirus zugelassen, mit verschiedenen Ansätzen. Über die mRNA-Impfungen hieß es von Gegnern, sie würden die Gene des Menschen verändern. Außerdem sollten Impfungen unfruchtbar oder impotent machen. Impfungen können Nebenwirkungen haben, diese gehören aber nicht dazu.

Suchmaschinen im Internet machen es für jeden möglich, Informationen zu allen Themen zu finden, so auch über das Impfen. Doch es sind auch viele Irrmeinungen und bewusste Fehlinformationen zu finden, die nicht immer leicht zu erkennen sind. Eines der häufigsten Gerüchte ist die mögliche Unfruchtbarkeit bzw. Impotenz, ausgelöst durch die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Immer noch kursieren Impfmythen

Keine Hinweise auf Unfruchtbarkeit

Der Infektionsexperte der KABEG, Jörg Weber, sagte dazu, es gebe dazu keinerlei Hinweise. China habe bereits früher geimpft und das sehr erfolgreich. Es sei interessant zu sehen, dass die Kinderzahlen steigen und auch die Pärchenfindung. Offenbar seien also die Sexualfunktionen in Ordnung.

Primar Jörg Weber
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Symptome unabhängig von Impfung

Jemand kennt jemanden, der nach der Impfung eine Netzhautablösung bekam und dann sein Augenlicht verlor. Das gebe es nicht, so Weber. Das sei wissenschaftlich nicht gesichert. Aber wenn man bei 100 Millionen geimpften Menschen nach Symptomen sucht, findet man auch welche. Das ist von der Impfung aber völlig unabhängig.

Eine weitere häufige Langzeitfolge von der Impfung soll das lästige Ohrgeräusch Tinnitus sein: „Tinnitus hat oft einen psychischen Trigger und kommt durch eine Belastungssituation. Es muss uns klar sein, dass wir als Gesellschaft eine belastende Zeit hinter uns haben und damit kann es schon sein, dass Tinnitus häufiger auftritt. Es gibt kein verlässliches Signal, dass Tinnitus durch eine Impfung ausgelöst werden könnte.“ Auch beim Nasenbluten müsse man schauen, komme es nach einer Impfung häufiger vor als im Beobachtungszeitraum in der Gesamtbevölkerung. Das sei nicht der Fall, so Weber.

Demenz wird durch Infekte sichtbar

Sehr beliebt ist auch die Behauptung, dass die Impfung Demenz auslösen könnte. Dazu sagte Weber, er sei im Hauptberuf Neurologe und könne dazu sagen, das sei nicht nachvollziehbar: „Fakt ist aber, dass schwere Infekte, also auch eine schwere Covid-Infektion, Demenz nicht auslösen, aber erkennbar machen können. Wenn die Erkrankung so schwer ist, dass die Restfunktion der Gedächtnisleistung nicht ausreicht, um es zu kompensieren.“

Nebenwirkungen im Promillebereich

Die Impfungen können Nebenwirkungen haben, sie liegen bei den Millionen von verabreichten Impfungen aber im Promillebereich so Weber: „Das sind die seltenen Thrombosen bei Astra/Zeneca, die Herzmuskelentzündungen, die bei den mRNA-Impfstoffen beschrieben wurden, wenige hundert. Die gute Nachricht ist, diese Herzmuskelentzündungen verlaufen harmlos und liegen nur gering über der natürlichen Rate in der Bevölkerung.“

Keine erhöhte Gefahr für Fehlgeburten

Das neueste Gerücht beruht auf einem Rechenfehler – demnach sollen bei einer Studie unter geimpften Schwangeren über 81 Prozent eine Fehlgeburt erlitten haben. Tatsächlich wurden aber nur rund zwölf Prozent der Schwangerschaften vorzeitig beendet, das sei der normale Durchschnitt durch Fehlgeburten, Abtreibung oder Eileiterschwangerschaft.

Dennoch wird auf Facebook eine falsche Berechnung als „erschütterndes Ergebnis“ publiziert – hier nahm man als Grundlage die falschen Zahlen, wie auch in der Nachrichtenagentur dpa vorgerechnet wurde – mehr dazu in Fehlgeburtengerücht. Viel mehr haben Schwangere, die an Covid erkranken ein erhöhtes Risiko für eine schwere Erkrankung und Tod.