Wasser rinnt auf Asphalt
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Umwelt

Boden immer noch zu stark versiegelt

Der hohe Bodenverbrauch ist mittlerweile eines der größten Umweltprobleme. Verbauter und versiegelter Boden verliert alle lebenswichtigen, biologischen Funktionen als Grundlage für Nahrungsmittelproduktion oder Filter für das Trinkwasser. Außerdem ist die biologische Artenvielfalt gefährdet.

Maria Schachinger ist beim WWF verantwortlich für den Bodenschutz. Fast jede dritte heimische Tier- und Pflanzen Art stehe auf der Liste der gefährdeten Arten – dabei sei die Bodenverbauung ein „wesentlicher Treiber“. Die Zersiedlung fördere auch die Abhängigkeit vom Auto, ein Drittel der Treibhausgase werde vom Straßenverkehr verursacht. Zum Erreichen der Klimaziele sei daher auch die Zersiedelung zu stoppen und das Leben stärker in die Ortskerne zu bringen, so Schachinger.

Chalets auf dem Klippitztörl
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Auch an Seeufern und Almen wird gebaut, wie hier auf dem Klippitztörl

Kärnten verbaut mehr als der Rest Österreichs

Kärnten hat von seinem nutzbaren Dauersiedlungsraum bereits 23 Prozent verbraucht, das ist mehr als im restlichen Österreich, wo bisher 18 Prozent verbaut sind. Experten zufolge braucht es neue Konzepte für die Nutzung der Böden, also weg von der Mononutzung von Gebäuden hin zu Nutzungsdurchmischungen, aber auch mehr Entsiegelungs- und Renaturierungs-Maßnahmen.

Nicht zuletzt stellen im Zuge des Klimawandels auch Unwetter eine zunehmende Herausforderung für die Gesellschaft dar, so Ziviltechniker Gerhard Kopeinig. Einmal-Regenereignisse werden stärker, punktuelle Wassermassen größer und die Sickeranlagen schaffen es nicht immer, die Wassermassen aufzunehmen. In der Bauordnung steht aber, dass jeder sein auf dem eigenen Grundstück zur Versickerung bringen müsse. Das sei nicht mehr in allen Fällen möglich. Für solche Regen-Ereignisse brauche es ein Regenwassermanagement zur Regenwasserverbringung, so der Ziviltechniker.

Jeden Tag wird ein Hektar verbaut

Geht es nach den Vorgaben des Bundes, muss der Bodenverbrauch in den nächsten zehn Jahren in ganz Österreich drastisch sinken, auf bundesweit 2,5 Hektar pro Tag im Jahr 2030. Trotz Lockdowns verbaute Kärnten im letzten Jahr 360 Hektar seines Bodens. Derzeit wird jeden Tag über ein Hektar Boden verbaut.

Chance Raumordnungsgesetz

Am 1. Jänner 2022 tritt Kärntens neues Raumordnungsgesetz in Kraft. Experten bezeichnen die darin enthaltenen gesetzlichen Änderungen als „Riesenchance“. Änderungen lassen sich aber wohl nur auf lange Sicht umsetzen. Versäumnisse und Altlasten der Vergangenheit könnten auch in der Gegenwart für Probleme sorgen.

Zusammenrücken von Wohnen und Einkaufen

Rezepte für einen besseren Umgang mit den Böden gäbe es. Doch auch beim privaten Bausektor scheint das Thema noch zu wenig angekommen, so Kopeinig: „Das Bewusstsein wird besser, aber die Wertschätzung, dass Grund und Boden nicht vermehrbar ist, ist noch nicht genügend da.“ Man brauche Ansätze, wo es im Erdgeschoß Einkaufsmöglichkeiten gebe, im ersten Stock Bildungseinrichtungen und darüber drei Geschoße Wohnen und Leben. Es könne natürlich da und dort zu Konflikten kommen, was man vorab offen ansprechen müsse.

Viele Parkplätze bei Amazon-Verteilzentrum

Ein Beispiel aus der Wirtschaft ist das geplante Amazon-Verteilzentrum in Klagenfurt. Es entstehen Arbeitsplätze, die Stadt profitiert beim Verkauf und bei der Steuer. Andererseits enthält das Projekt viele Logistikparkplätze. Welche Umweltauflagen kann es hier noch geben?

Christian Scheider, der Bürgermeister von Klagenfurt (TK), sagte dazu, nun kämen erst die Auflagen und Gespräche. Aber auch Amazon müsse bemüht sein, Klimaschutzzielen zu entsprechen, das sei ein Muss. Der Beschluss in der Stadtregierung sei so einhellig gefallen, weil Arbeitsplätze sehr wichtig seien, so Scheider.

Der Baubewilligungsantrag für das Amazon-Verteilzentrum in der Gewerbezone Ost wurde jedenfalls bereits gestellt. Wie bodenschonend letztendlich gebaut wird, wird die Zukunft zeigen.