Burgenstadt Friesach
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„Kennst Du Kärnten“

Das Geheimnis der zwei Friesache

Friesach ist die älteste Stadt Kärntens, eine bekannte Tatsache. Eher wenige wissen aber, dass es vor vielen Jahren Friesach praktisch zweimal gab. Es ist nicht die einzige verblüffende Geschichte von Kärnten Guide Rotraud Jungbauer aus der Burgenstadt.

Das erste Friesach war ein Geschenk, so Jungbauer: „Der Name der Stadt geht zurück auf eine Schenkung von König Ludwig dem Deutschen. In einer Urkunde vom 20. November 860 schenkt er dem Salzburger Erzbischof den Hof ‚ad friesa‘ – also ein Anwesen in Friesach.“

Vermutlich handelte es sich um das Areal des späteren Fürstenhofes. „Dieser Fürstenhof wurde im Laufe der Jahrhunderte umgebaut, mehrmals verändert aber er existiert noch und steht auf dem heutigen Fürstenhofplatz, wo sich auch das Gemeindeamt von Friesach befindet.“

Hauptplatz von Friesach
ORF/Petra Haas
Hauptplatz von Friesach

Zwei Märkte mit Namen Friesach standen in Konkurrenz

Die Erzbischöfe von Salzburg entwickelten als Besitzer dieses Hofes das umliegende Gebiet zu einem ansehnlichen Markt. Aber das war eben nicht der einzige Markt namens Friesach, so Jungbauer: „Interessanterweise gab es nördlich diese Marktes Friesach einen weiteren Ort mit demselben Namen. Dieser Ort war im Besitz Wilhelm von Friesach-Zeltschachs, dem Ehemann der Hemma von Gurk. Nach dem Tod ihres Mannes schenkt Hemma den Ort dem Bistum Gurk. Jetzt gab es also zwei Orte mit demselben Namen und verschiedenen Grundherren in unmittelbarer Nachbarschaft.“

Im Süden gab es also die Salzburger als Besitzer, im Norden die Gurker. „Beide Besitzer wollten weder die Namen ändern, noch die Besitztümer zusammenlegen. Aber warum nicht? Durch den Silberbergbau in der Umgebung der beiden Märkte und der günstigen Lage an der alten römischen Handelsstraße waren die Einkünfte der beiden Friesachs sehr gut. Daher hat man eine Grenzlinie zwischen den beiden Besitzungen gezogen. Nun wurden Klöster gegründet, Orden angesiedelt, Stadtbefestigungen errichtet, Kirchen wurden gebaut.“

Gurker Friesach im Norden unterlag schließlich

Im Laufe der Jahre „schwächelte“ aber der Gurker Teil und so übernahmen die Salzburger im 13. Jahrhundert den nördlichen Teil des Bistums Gurk. 1215, so zeigt es eine Urkunde, wurde das Stadtrecht verliehen und machte Friesach so zur heute ältesten Stadt des Landes, in der die Vergangenheit noch heute deutlich sichtbar ist. „Steht man auf dem Hauptplatz, so fällt einem sofort der prächtige Stadtbrunnen auf, die Bürgerhäuser, die diesem Platz seine heimelige Atmosphäre geben. Es fallen auch die Überreste der alten Kirchenbauten und Burganlagen auf den Hügeln der Stadt auf: Der Petersberg, der Geiersberg und der Virgilienberg.“

Insgesamt eine beeindruckende Vielzahl an Kirchen in und um Friesach, was wohl auf die ersten Besitzer, die Bistümer Salzburg und Gurk, zurückzuführen ist: „Da gibt es die Deutsch-Ordenskirche am Ortseingang, die Pfarrkirche St. Bartlmä, die Peterskirche, die Heilig-Blut-Kirche, die Martin-Luther-Kirche und die an der Stadtmauer gelegene Dominikaner-Kirche.“

Reliquien im Altar der Dominikanerkirche

In eben dieser Dominikanerkirche, die vor ca. 650 Jahren erbaut wurde und der erste Sitz des Ordens im deutschsprachigen Raum war, findet man etwas Außergewöhnliches im Altartisch, so Jungbauer: „Es ist ein sogenanntes Sepulcrum. Das kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet eine Grabstätte oder Gruft, aber auch das Gefäß oder die Aushöhlung, in der die menschlichen Überreste von Heiligen und Märtyrern in einem Altar eingelassen sind.“

Verschlossen und versiegelt wie ein Sarg, direkt unter dem Altartuch: „Wenn man das Altartuch anhebt, sieht man in der Mitte des Tisches noch die Vertiefung, in der sich – so kann man annehmen – noch immer Reliquien der Heiligen der Kirche gut versiegelt aufbewahrt werden.“