Kultur

Carinthischer Sommer startet

Mit Musik der Formation Orjazztra Vienna rund um Christian Muthspiel und einer Rede von Schriftsteller Michael Köhlmeier startet der Carinthische Sommer am Mittwochabend im Stiftshof in Ossiach in seine 52. Saison. Es werden 24 Konzerte aus den Bereichen Jazz, Klassik und Crossover geboten, das Motto lautet „Ich Narr“.

In Zeiten von Pandemie und Autokratie sollten mündige Bürger Sachverhalte hinterfragen und die Mächtigen kritisieren, sagt Festivalintendant Holger Bleck. Er hat deshalb für den heurigen Carinthischen Sommer das Motto „Ich Narr“ ausgerufen. Denn der Narr genießt bekanntlich die Narrenfreiheit, zu sagen, zu tun und zu lassen, was ihm beliebt.

Sujet
Carinthischer Sommer

Erstmals Jazz-Klänge zur Eröffnung

Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird der Carinthische Sommer nicht mit Klassik, sondern mit Jazz-Klängen eröffnet. Es wird schräg mit der 18-köpfigen Bigband-Formation Orjazztra Vienna von Christian Muthspiel, sagt Bleck: „Ich mache das, weil ich immer nach Dingen suche, die neu und aufregend sind. Dieses Orjazztra Wien gibt es seit 2019. Da sind junge Jazz-Solisten drin, die in Österreich studiert haben und hier leben und die einfach spannende Musik machen.“

Die Festrede am Mittwochabend wird Schriftsteller Michael Köhlmeier halten und auch hier gab es vom Intendanten im Vorfeld die viel zitierte Narrenfreiheit. Köhlmeiers Rede trägt den Titel „Wer ist der Täter, wer ist das Opfer. Eine kleine Phänomenologie der Umkehr“.

Orjazztra Vienna Mitglieder
Carinthischer Sommer
Es wird schräg mit dem Orjazztra Vienna

„…so viele Facetten wie ein Narr“

Köhlmeier habe ihn gefragt, ob er auch politisch werden könne, erzählte Bleck: „Da habe ich gesagt: Ja, warum nicht. Es müssen Facetten drin sein, so wie auch der Narr viele Facetten hat.“

Vielversprechend in musikalischer Hinsicht ist auch das heurige Festival-Programm, mit einigen Erst- und Uraufführungen eine ganz und gar nicht närrische Schnittmenge aus Klassik, Jazz und Crossover.

Nicht Staraufgebot mit Steuergeld finanzieren

Mit einer Zweijahresförderung zu je 400.000 Euro durch Land und Bund bis 2022 bewegt sich der Carinthische Sommer derzeit in finanziell sicheren Bahnen. Auch was die kulturelle Relevanz innerhalb der heimischen Festivallandschaft betrifft, sieht Bleck den Carinthischen Sommer weiter klar an der Spitze.

Bleck: „Es wäre für mich ein Leichtes, ein Staraufgebot in Ossiach oder Villach zu initiieren. Ich glaube aber nicht, dass das der Sinn von Festivals ist, die auch Steuergeld erhalten.“ Bleck sagte, er glaube, es sei sinnvoller, ein Gesamtkonzept zu haben und damit die Suche nach Neuem in der Musik voranzutreiben.

Nikolaus Fheodoroff ehemaliger Intendant
Carinthischer Sommer
Mehrere Konzerte des verstorbenen Mitbegründers Nikolaus Fheodoroff stehen auf dem Programm

Schlusspunkt setzt das Mozarteumorchester Salzburg

Besonders hervorzuheben sind in diesem Jahr auch mehrere Konzerte mit Kompositionen Nikolaus Fheodoroffs. Der Todestag des Mitbegründers und langjährigen Obmanns des Carinthischen Sommers jährt sich zum 10. Mal.

Am 20. Juli wird die Filmkirchenoper Jeanne d´Arc szenisch im Villacher Congresscenter aufgeführt. Den Schlusspunkt im Carinthischen Sommer setzt das Mozarteumorchester Salzburg am 29. August unter der Leitung der aus Litauen stammenden Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla. Auf dem Programm steht Robert Schumanns zweite Sinfonie und sein Violinkonzert mit dem Solisten Thomas Zehetmair.