Affe lässt sich lausen
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Japanmakaken: „Kärntner“ seit 25 Jahren

Der Affenberg Landskron gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen Kärntens und ist über die Grenzen hinweg bekannt. Die Touristenattraktion gibt es seit 1996. Alles begann mit der Liebe und Faszination des Villacher Tischlermeisters Peter Gaubatz für Affen.

Der Wunsch einen Zoo zu eröffnen, habe schon in den 80er Jahren bestanden, sagte Gaubatz: „Mitte der 90er Jahre ist dann nach einem Gespräch mit einem Freund der Entschluss gefasst worden, das ernst zu nehmen und den Versuch zu starten, einen Affenberg mit Japanmakaken zu machen.“

Peter Gaubatz Gründer des Affenberges
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Peter Gaubatz hat den Affenberg entwickelt

Frei lebende Affen zu finden war anfangs ein Problem

Gaubatz informierte sich bei Experten in Japan, ob ein solches Projekt überhaupt verwirklichbar oder sinnvoll wäre. „Das Problem war, dass es keine Gruppe von Affen gab, die für einen Zoo dieser Art gepasst hätte. Es war möglich Tiere zu bekommen, die in einem Zoo aufgezogen worden waren, aber frei lebende Tiere zu bekommen, war nicht möglich.“

Das Projekt schien also bereits am Anfang zu scheitern, als Gabautz plötzlich einen Anruf aus Japan erhielt, dass eine geeignete, frei lebende Gruppe gefunden worden sei. Damit hätten die Probleme aber erst begonnen, sagte Gaubatz, der sich dann rasch um Genehmigungen und Finanzierung des Projektes kümmern musste.

Areal aus Vogelperspektive
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Das Gelände bei Landskron erwies sich als ideal für die Japanmakaken

Affenberg landete bei „letzter Option“ in Villach

„Ich bin dann von Gemeinde zu Gemeinde gegangen, um einen touristisch nutzbaren Grund zu finden. Die letzte Option war dann Villach und der Villacher Bürgermeister (Helmut Manzenreiter; Anm.) war begeistert und half mir und das ging dann relativ schnell.“

Die Gruppe von 40 Affen kostete samt Transport eine Million Schilling, heute wären das mehr als 110.000 Euro. Innerhalb eines Jahres gelang es und 1996 konnte der Affenberg in Landskron eröffnet werden.

Ausgebrochene Makaken auf dem ORF-Auto
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Auch das Kärnten Heute dabei Team kam in Kontakt mit den Makaken

Affen auf der Flucht bekamen internationale Presse

Zu Beginn gab es gleich eine Panne, die für internationale Schlagzeilen sorgte, denn die Japanmakaken rissen aus. Das Problem sei damals der elektrische Draht am Zaun gewesen, der nicht so war, wie er hätte sein sollen, sagte Gaubatz: „Der erste Makake hat auf den Draht gegriffen und ihn ausgehängt, dann gab es einen Kurzschluss und die Notstromversorgung half nicht mehr. Alle 40 Makaken sind hinausgestürmt.“

Die Versuche, die Affen wieder einzufangen, beschäftigten ganz Kärnten. Mit vielen Fallen und Tierärzten mit Betäubungsgewehren wurde versucht, die Tiere wieder einzufangen. „Zehn Tiere haben wir auch tatsächlich gefangen, aber dann war Schluss.“ Die Chance, auch die anderen Tiere wieder zu fangen war sehr gering, auch wenn wir wussten, dass sie immer zusammen und ganz in der Nähe geblieben waren.

Zuschauer und Betreuer mit Makaken Archibaufnahme
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Nach Startschwierigkeiten im ersten Jahr stieg das Interesse der Besucher am Affenberg

Gruppe folgte dem Alpha-Weibchen

Doch zum Glück konnte zum Schluss das Alpha-Weibchen eingefangen werden: „Und als dieses Weibchen wieder im Gehege war, ist die restliche Mannschaft von selbst zurück gekommen.“ Ein Weibchen trennte sich damals aus unbekanntem Grund von der Gruppe und geriet auf die Autobahn. „Die hat sich leider verirrt und nicht mehr zurück gefunden. Leider hat es dann auch einen Unfall gegeben.“

Aus den Fehlern wurde gelernt. Zusätzlich zum mit Strom gesicherten Zaun wurde ein weiterer Zaun errichtet, sagte Gaubatz, „damit wir nicht mehr vom Strom abhängig sind. Und damit war das Problem gelöst und es ist nie wieder ein Affe aus dem Gehege raus gekommen“.

Selbst wenn es einzelne Tiere hinaus schaffen, würden diese immer wieder zurückkehren. Eine größere Gruppe könne nicht mehr entkommen, sagte Gaubatz. „Auch wenn wir die Türe offen lassen, würden sie vielleicht kurz hinaus gehen, dann aber wieder zurückkommen, weil sie sich im Gehege einfach wohl fühlen, es ist ihre Heimat.“

Zaun um das Areal
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Ein weiterer Zaun verhinderte neue Ausbrüche

Gruppe vergrößerte sich von 40 auf 170 Affen

Der Affenberg Landskron gehört zu den drei beliebtesten Tourismusattraktionen in Kärnten. 150.000 Besucherinnen und Besucher kommen pro Jahr. Untergebracht sind die Tiere in einem 40.000 Quadratmeter großen Freigelände, einem wahren Paradies für die Japanmakaken. Ursprünglich waren es 40 Japanmakaken, heute sind es 170, für die es immer noch genug Platz gibt. „Natürlich machen wir Geburtenkontrolle, damit die Population nicht zu groß wird. Theoretisch könnte die Population auch größer werden, denn es gibt Möglichkeiten, das Gehege zu vergrößern.“

Erfolg für den Affenberg kam im zweiten Jahr

Doch ganz so einfach war es von Anfang an nicht. Das erste Jahr war der Besuch nur sehr schwach, sagte Gaubatz. „Viele dachten, die Tiere sind eingesperrt. Die Menschen haben das nicht verstanden, dass die Tiere völlig frei leben.“ Ab dem zweiten Jahr sei der erwartete Erfolg dann schon eingetreten.

Makaken auf einer Wiese
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300 Kilogramm Obst und Gemüse verspeisen die 170 Affen jeden Tag

Außenstelle der Universität Wien

Der Affenberg ist seit dem Vorjahr eine Außenstelle der Universität Wien – mehr dazu in Affenberg Landskron offizielle Uni-Außenstelle (kaernten.ORF.at; 6.7.2020). Die Verhaltensforschung am Affenberg habe relativ früh begonnen, sagt Gaubatz. „Schon 1997 und 1998 sind Universitäten wie Wien oder Graz gekommen und haben gefragt, ob es möglich wäre, Verhaltensforschung zu machen und das wollten wir ja auch und haben deswegen Kontakt aufgenommen. das ist ja enorm wichtig für den Affenberg.“

Verhaltensforschung in freier Natur betrieben sei das schönste, so Gaubatz. „Durch die Publikationen der Universitäten ist der Stellenwert des Affenbergs enorm gestiegen und es kommen auch mehr Besucher.“

Makakenmutter mit Jungem
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Im Gehege gibt es Geburtenkontrolle

Zwei Tonnen Obst und Gemüse pro Woche

Die Japanmakaken verspeisen täglich etwa 300 Kilogramm Obst und Gemüse. „Das ist heimische und frische Ware.“ Für erkrankte Tiere gibt es in der Anlage eine eigene Krankenstation, in der auch Operationen durchgeführt werden können, so Gaubatz: „Das ist notwendig, denn wir können nicht mit jedem Tier zum Tierarzt fahren. Aber wir greifen nicht immer ein, es muss schon etwas sehr ernstes sein, denn das Leben der Affen sollte ja wie in freier Natur sein.“

Makaken im Affenpark Landskron
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Gegenseitige Fellpflege dient der sozialen Bindung

Tage am Affenberg sind ruhiger geworden

Heute hat sich Peter Gaubatz völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine Frau Svenja, die er bei der Arbeit kennengelernt hatte, managt den Betrieb. Er würde das Projekt wieder machen, sagte Gaubatz, auch wenn der Beginn nicht ganz so einfach war.

Noch immer besucht er das Gehege mehrmals in der Woche, wenn auch nicht mehr ganz so oft wie früher, sagte Gaubatz. „Am Anfang war ich oft den ganzen Tag im Gehege. Da war es aber schwieriger. Die Tiere mussten sich eingewöhnen, da hat es auch Unruhen gegeben, aber jetzt ist es völlig ruhig und faszinierend.“ Ein Österreichbild dazu, mit dem Namen „Der Berg der Tiere, wo Adler kreisen und Affen rebellieren“, gibt es am 22. August um 18.25 in ORF 2.